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Sportskanonen: Ein perfekter Abschied

Sportskanonen

Ein perfekter Abschied

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    „Ich habe mehr die Tore vorbereitet, ich habe mich immer hinter den Spitzen wohl gefühlt!“Paulo Bicho
    „Ich habe mehr die Tore vorbereitet, ich habe mich immer hinter den Spitzen wohl gefühlt!“Paulo Bicho

    Mering/Haunstetten Wenn Männer auf dem Sportplatz heulen, dann sind gewaltige Emotionen im Spiel. Abstiege, Meisterschaften und Pokaltriumphe etwa – oder auch das letzte Spiel einer langen und eindrucksvollen Karriere. Im Falle von Paulo Bicho traf Letzteres zu, denn zu seinem letzten Spiel hatten sich Bichos Familie und auch die Verantwortlichen des SV Mering einiges einfallen lassen.

    „Das ging gewaltig unter die Haut, ich hatte beim Einlaufen schon die Tränen in den Augen“, erzählt der 40-Jährige, dem es auch Wochen nach diesem besonderen Tag kalt den Rücken hinunterläuft, wenn er sich an sein letztes Punktspiel im Trikot des MSV erinnert. Seine Familie und Freunde waren mit gut 40 Mann nach Mering gekommen. Alle hatten die gleichen T-Shirts an, auf denen vorne über und unter einem Bild von ihm zu lesen war „Anpfiff 1976 – Abpfiff 28. 5. 2011“ und die hinten der Name „Bicho“ zierte. Dann wurde ein Banner entrollt, auf dem Dank gesagt wurde für neun Jahre Mering und wo auch die großen Erfolge – Bezirksliga-Aufstieg, Unterhaching-Bezwinger und Ähnliches aufgelistet waren.

    Und schließlich zelebrierten seine Mannschaftskollegen in der 72. Minute auch seine Auswechslung auf ganz besondere Art und Weise: Sie bildeten ein Spalier und jeder klatschte den Routinier auf seinem Weg hinunter vom grünen Rasen ab. „Das war einfach einmalig, ich musste einfach weinen“, so Bicho. Erst flossen die Tränen vor lauter Rührung, dann vor Freude – denn mit dem 1:0 gegen Sonthofen II machten die Rot-Weißen die Bezirksliga-Meisterschaft und den Aufstieg in die Bezirksoberliga perfekt. „Das war einfach klasse, perfekter hätte der Abschied nicht gelingen können – besser kann man seine Karriere gar nicht beenden“, schwärmt der Vollblutfußballer. „Ich habe einige Meisterschaften und Aufstiege gefeiert, doch das hier in Mering, das war vom emotionalen her einfach das Schönste“, so Bicho. Zumal sie nach der verkorksten Vorrunde doch überraschend kam. „Großen Anteil daran hatte Trainer Günter Bayer, der war die Autoritätsperson, die das Team brauchte – Alex Bartl war zwar sehr gut, aber für einige wohl zu brav“, analysiert Bicho, der zwei Jahre beim MSV als Co-Trainer fungierte.

    Mit sechs Jahren begann die Karriere des in Augsburg geborenen Portugiesen – und zwar beim FC Augsburg. Dort spielte er bis zur C-Jugend, dann folgten B- und A- Jugend sowie zwei aktive Jahre bei der TSG Augsburg. „Das war eine tolle Truppe, da haben Leute wie Tutschka, Schmid und die Spindlers gespielt“, erinnert sich Bicho. Die TSG war damals noch in der Landesliga zu finden. Bicho wechselte anschließend zum FC Königsbrunn und spielte mit dem FCK in der Landesliga – unter Trainer Heino Stempfle.

    Der war dann auch sein Coach bei Schwaben Augsburg. Auch bei den Violetten blieb Bicho zwei Jahre – und stieg in die Bayernliga auf. „Das war auch eine tolle Zeit. Im Tor hielt Jürgen Oberhofer großartig, vorne machte Werner Heiß die Kisten“, erinnert sich Bicho lachend. Und im „Zwei-Jahres-Rhythmus“ ging es weiter: zwei Jahre Lechhausen (Abstieg in die BOL) und zwei Jahre Schwabmünchen folgten – ehe es vor nunmehr neun Jahren zum MSV in die Kreisliga ging. „Ich war damals auf Arbeitssuche und der MSV hat mir geholfen – und auch das Umfeld hat gepasst“, so der Kundenbetreuer, der im Außendienst in der Autobranche arbeitet. Mit dem MSV arbeitete sich Bicho von der Kreis- bis letztlich in die Bezirksoberliga nach oben.

    Bicho spielte zwar immer offensiv, war aber nie der „Knipser“. „Ich habe mehr die Tore vorbereitet, ich hab mich immer hinter den Spitzen wohl gefühlt“, erklärt der 40-Jährige, der zudem ein sicherer Elfmeterschütze war. So auch im Pokalspiel gegen den Drittligisten Unterhaching: „Das war eine tolle Sache, als wir die im Elfmeterschießen rausgeworfen haben.“ Und wie fast alle Südländer konnte Bicho auch ein Heißsporn sein – so manche Gelbe oder dunklere Karte hatte er seinem Temperament zu verdanken.

    Doch damit ist jetzt Schluss, jetzt folgt die Zeit als „Fußballrentner“, wie er es selbst bezeichnet. „Jetzt habe ich mehr Zeit für die Familie – und hab’ mir gleich eine Dauerkarte im Familienblock beim FCA gekauft. Da geh ich nun mit meinem Sohn Maurice hin, wer weiß, wie lange die in der 1. Liga drin sind“, meint Bicho mit einem Schmunzeln.

    Ein Jahr Pause sei nun angesagt, seine „internationale“ Familie hat nun Vorrang. Frau Ana, die er vor fünfeinhalb Jahren geheiratet hat, ist Kroatin, Sohn Maurice (12) Kroate, der zweite Sohn Fabio (4) ist Deutscher – und er selbst Portugiese. „Vielleicht nehme ich noch die deutsche Staatsbürgerschaft an“, überlegt Bicho.

    Der 40-Jährige, der in Haunstetten wohnt, bleibt dem Landkreis erhalten – allerdings zieht es ihn nun etwas weiter in den Norden. Sein Sohn Maurice spielt ab dieser Saison beim FC Stätzling, und wer weiß, vielleicht wird der Papa ja nach seiner „Auszeit“ auch wieder fußballerisch aktiv – als Jugendtrainer.

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