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Sportskanonen: Alles fest im Griff

Sportskanonen

Alles fest im Griff

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    Alles fest im Griff
    Alles fest im Griff

    Dasing/Schifferstadt Denis Kudla hat früh gelernt, selbstständig zu sein. Zwölf Jahre ist er gerade mal alt, als er sein Zuhause verlässt und ins Internat nach Schifferstadt zieht. „Am Anfang war es ziemlich hart“, sagt Kudla heute. Jedes Wochenende zieht es ihn deshalb zurück in seinen Heimatort Dasing. Vier Jahre ist das her. Kudla ist jetzt 16 Jahre alt, fährt nur noch selten nach Hause. Wenn seine Eltern ihn sehen wollen, besuchen sie ihn.

    Kudla ist auf dem Weg, erwachsen zu werden. Vor Kurzem hat er einen weiteren Schritt dorthin gemacht. Mit der Schule ist er fertig, das Internat hat er verlassen und zusammen mit seinem älteren Bruder Patryk (19) ist er in eine eigene Wohnung gezogen. Das rheinland-pfälzische Schifferstadt wird für Kudla immer mehr zum Lebensmittelpunkt, ist nicht mehr nur Aufenthaltsort. Dorthin getrieben hat ihn vor vier Jahren seine große Leidenschaft: das Ringen. Kudla geht für den traditionsreichen VfK 07 in der 2. Bundesliga auf die Matte. Auch Bruder Patryk ist dort aktiv.

    Ihren Ursprung hatte die Ringer-Karriere Kudlas beim TSV Aichach. Sechs Jahre ist Denis alt, als ihn sein Bruder zum Training mitschleppt. Schnell wird sichtbar, welches Talent in dem Knirps steckt. Aichachs Trainer Oguz Özdemir kümmert sich damals um Kudla, gerät heute noch ins Schwärmen. „Ich habe gleich gesehen, dass er richtig gut werden kann“, sagt Özdemir. Ihm gelingt es aber nicht, Kudla zu halten. Schifferstadt buhlt um Kudla und macht das Rennen. Seine Eltern stecken den Zwölfjährigen ins Sportinternat, in dem ihn Landestrainer Markus Scherer betreut und fördert. Zusammen mit vielen anderen Nachwuchshoffnungen des deutschen Ringerbundes tummelt sich Kudla im Internat der bekannten Ringerhochburg.

    Manchmal, gibt der 16-Jährige rückblickend zu, fühlt er sich gestresst: von seinen Kameraden und von den strengen Regeln, die im Internat herrschen. Um 10 Uhr abends Bettruhe sei nichts für einen Jugendlichen in seinem Alter, meint er. Richtig froh wirkt er deshalb, dass er mit seinem Bruder jetzt in einer eigenen Wohnung lebt. Viel besser als im Internat sei das, ergänzt Kudla. Für den Heranwachsenden beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Demnächst startet er mit seiner Ausbildung zum Chemikanten bei einem großen Unternehmen in Ludwigsburg.

    In diesem Jahr in drei nationalen Finalkämpfen

    Sportlich hat er längst einen erfolgreichen Weg eingeschlagen. Die täglichen Trainingseinheiten, morgens im Kraftraum, abends mit seinen Klubkameraden, verfehlen ihre Wirkung nicht. Hinzu kommt der Erfahrungsschatz des Landestrainers Scherer, der Kudla Unterschiede im Ringstil russischer, türkischer oder griechischer Athleten aufzeigt und ihm Problemlösungen bei schwierigen Situationen eines Kampfes offenbart.

    Dies alles prägt Kudla, macht ihn stabiler und lässt ihn auf der Matte variabler agieren. Seine große Stärke ist es, den Gegner mürbe zu machen, ihm permanent zuzusetzen. „Immer drauf“, so beschreibt Kudla selbst seinen Ringstil.

    Der 16-Jährige hat in diesem Jahr mächtig abgeräumt und sich im griechisch-römischen Stil bis 74 Kilogramm in Deutschlands Elite hineingerungen. Bei den deutschen Meisterschaften der A-Jugendlichen gewann er Gold, bei den Junioren und bei den Männern sicherte er sich Silber. Aichachs Trainer Özdemir, ein bekennender Statistiker, kann sich nicht erinnern, dass es jemals einem Ringer gelungen ist, bei deutschen Titelkämpfen in drei Finals zu stehen. „Er ist eines der hoffnungsvollsten Talente Deutschlands“, sagt Özdemir.

    Das Selbstvertrauen, das sich Kudla bei nationalen Meisterschaften geholt hat, soll ihm helfen, auch bei internationalen Wettkämpfen eine gute Rolle zu spielen. Im August startet Kudla bei den Europameisterschaften in Polens Hauptstadt Warschau. Seine Erwartungen sind groß. „Ich hoffe bei der EM auf eine Medaille und darauf, dass ich mich für die WM qualifiziere“, sagt Kudla.

    In Ländern wie der Türkei oder Griechenland können Ringer mit ihrem Sport viel Geld verdienen, deutsche Profis gibt es dagegen keine. Daran, einmal ausschließlich mit dem Ringen seinen Lebensunterhalt begleichen zu können, glaubt Denis Kudla deshalb nicht. Auch wenn die sportlichen Voraussetzungen für ihn derzeit kaum besser sein könnten.

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