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Sportskanone: Hart im Nehmen

Sportskanone

Hart im Nehmen

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    Eishockeyspieler gelten als harte Kerle, schließlich geht es auf dem Eis voll zur Sache. Doch noch härter im Nehmen sind wohl die Akteure beim Inline-Skater-Hockey – einer Sportart, die dem Eishockey sehr ähnlich ist. Mit einem ganz gravierenden Unterschied: Die Inline-Skater spielen auf Beton und Asphalt und da schlittert es sich bei Weitem nicht so gut wie auf Eis.

    „Man muss schon hart im Nehmen sein“ – das sagt einer, der es wissen muss: Maximilian Nies. Der 27-jährige, der seit Ende Februar gerade das zweite Halbjahr seiner Referendarzeit in Fürstenfeldbruck absolviert, geht heuer bereits in seine elfte Bundesliga-Saison als Spieler im Inline-Skater-Hockey. Und das mit dem TV Augsburg als Titelverteidiger. Die Augsburger holten 2012 zum zweiten Mal nach 2011 die deutsche Meisterschaft nach Bayern, wurden zudem 2009 deutscher Pokalsieger. „Wir sind der erste Meister in der Bundesliga-Geschichte dieser Sportart, der nicht aus Nordrhein-Westfalen kommt“, erzählt der angehende Gymnasiallehrer für Sport und Mathematik nicht ohne Stolz. Für den zweiten deutschen Meistertitel erhielt Nies vor Kurzem auch die Ehrenmedaille in Gold von der Stadt Friedberg.

    „Karrierestart“ auf Firmenparkplätzen

    Begonnen hatte die Karriere Mitte der 1990er-Jahre – wie so viele beim Inline-Skater-Hockey – ganz bescheiden beim „freien Spielen“ auf Friedberger Firmenparkplätzen, von denen man immer wieder mal verscheucht wurde. „Am Anfang hatte man nur das Nötigste an Ausrüstung – Skates, einen Helm, ein paar Schoner, Tennisbälle, selbst gebastelte Tore und einen billigen Schläger. Aber es hat unglaublich Spaß gemacht und wir haben tagtäglich gespielt“, erzählt er. Vier gegen vier Feldspieler plus ein Torwart, das Ganze sehr ans Eishockey angelehnt – vielleicht insgesamt nicht ganz so schnell, aber dafür intensiver. „Man ist praktisch immer in irgendeine Aktion verstrickt, es gibt mehr Zweikämpfe, man ist fast ständig am Ball und es geht anständig zur Sache“, berichtet Nies. Und warum dann nicht gleich Eishockey? „Das hätte ich vielleicht gemacht, wenn ich besser Schlittschuh fahren könnte“, sagt er und lacht dabei.

    Zum Inline-Skater-Hockey brachte ihn sein Bruder Florian, seines Zeichens ebenfalls Spieler beim TV Augsburg und sogar deutscher Nationalspieler. Seine „sportliche Grundausbildung“ aber erhielt Maximilian Nies bei anderen Sportarten – beim Fußball und beim Tennis. „Fußball habe ich erst beim TSV, dann bei den Sportfreunden Friedberg gespielt, zudem Tennis beim TC Friedberg“, erinnert sich Nies. Dort wurde er im Jugendbereich mehrmals schwäbischer Mannschaftsmeister und schwärmt heute noch von seinem damaligen Trainer Jiri Zavadil. „Er hat mir viel beigebracht, wovon ich heute noch profitiere“, meint Nies.

    Aus dem Hobby von damals ist längst eine aufwendige, zeitintensive und nicht ganz billige Leidenschaft geworden. Ein guter Schläger kostet um die 100 Euro, und pro Saison gehen zwischen drei und sechs „drauf“, wie Nies erklärt. Skates sind zwischen 300 und 400 Euro zu haben, pro Spielzeit sind zudem zwei bis drei Sätze Rollen fällig.

    Nies trainiert zweimal wöchentlich auf dem Platz, dazu kommt ein individuelles Pensum im Kraftraum. Und der Sport entwickelt sich, wird immer professioneller und führt doch ein Nischendasein – auch wenn die Szene in Augsburg boomt und die TVA-Abteilung fast aus allen Nähten platzt. „In den Play-offs ist unsere Halle mit 600 bis 700 Zuschauern meist ausverkauft, doch wir spielen auch mal vor 80 Zuschauern – das sieht dann eher traurig aus“, weiß Nies zu berichten. Auch heuer stehen dem TVA wieder weite Fahrten ins Haus. „Zu unserer Freude sind Rostock und Bremerhaven aufgestiegen“, meint er mit einem Schmunzeln.

    Für die Saison, die gerade begonnen hat, hat sich der 27-Jährige einige Ziele gesetzt. „Klar wäre es schön, noch einmal Meister zu werden, aber ich denke, der Fokus richtet sich eher auf den Europacup“, so Nies. Vom 5. bis 8. Juli ermitteln die europäischen Topteams im schweizerischen Rossemaison (in der Nähe von Solothurn) ihren Champion. An eine Berufung in die Nationalmannschaft glaubt der U21-Nationalspieler nicht mehr und so wäre sein größter Wunsch, einmal eine Saison verletzungsfrei zu überstehen. Schließlich musste Maximilian Nies schon wegen zweier schwerer Schulterverletzungen und wegen eines Kreuzbandrisses lange pausieren. Doch wie gesagt – die Inline-Skater-Hockeyspieler sind hart im Nehmen.

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