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Sportskanone: Ein künstlerischer Genussläufer

Sportskanone

Ein künstlerischer Genussläufer

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    Wer einen Blick in das kleine Zimmer im ersten Stock im Haus von Familie Manhard werfen darf, der erkennt eines gleich: Hier ist ein sportlicher Mensch zu Hause. Eine Wand ist mit unzähligen Medaillen dekoriert, an der anderen hängen jede Menge Startnummern und dazwischen Bilder, die einen Mann bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen zeigen – beim Laufen. Bernhard Manhard aus Kissing, 57 Jahre alt, ist Läufer aus Leidenschaft und er nimmt auch gerne Strecken in Angriff, die manch anderen wohl eher abschrecken würden. Ultraläufe – also Distanzen jenseits der 42,195 Kilometer, die einen Marathon kennzeichnen. Der Grafiker und Designer hat mittlerweile aber noch eine ganz andere Vorliebe entdeckt – das Trailrunning, das Laufen abseits der asphaltierten Wege. „An Läufen in den Bergen, da hängt mein Herz mittlerweile dran. Auch wenn es viel anstrengender ist“, erzählt Manhard. Mittlerweile stehen 60 Marathons und 27 Ultra-Läufe auf seinem Konto – der letzte in den Bergen war der „Panorama Trail“ über 51 Kilometer und 3100 Höhenmeter im schweizerischen Grindelwald. „Das ist einfach fantastisch, in einer solchen Kulisse laufen zu dürfen“, findet der Kissinger. Seine Höhepunkte in Sachen Ultra-Berglauf absolvierte er bereits im vergangenen Jahr – den Ultra-Trail am Montblanc über 100 Kilometer und 6100 Höhenmeter. Über 25 Stunden war der Hobbyläufer dabei unterwegs. „Die 100 Kilometer sind verdammt hart, aber man weiß manchmal gar nicht, was der menschliche Körper leisten kann“, so Manhard. Der zweite Höhepunkt war der Zugspitz-Ultra-Trail ebenfalls über 100 Kilometer mit 5400 Höhenmetern. Die Ausfallquote bei solchen Läufen ist enorm hoch, rund ein Drittel der Starter erreicht das Ziel nicht – Manhard zählte zu den Finishern und rühmte die „unglaubliche Atmosphäre“.

    Dabei hatte Manhards sportliche Karriere auf einem ganz anderen Feld begonnen – nämlich auf dem Fußballplatz. Beim Kissinger SC stand er zwischen den Pfosten, jedenfalls so lange, bis er sich einen Schienbeinbruch zuzog. Im Alter zwischen 20 und 30 begann der Kissinger dann mit dem Joggen – hobbymäßig. Und Anfang der 1990er kam noch eine weitere Sportart dazu: Tennis. „Damals war Boris Becker ein Idol von mir und so habe ich beim TC Kissing mit Tennis begonnen. Ich spiele heute noch bei den Herren 40 und bin dort Mannschaftsführer“, erzählt Manhard.

    Ende der 90er-Jahre wurden die Strecken dann langsam länger und plötzlich war der Marathon das Ziel. Gewissenhaft bereitete sich Manhard vor, absolvierte Halbmarathonläufe und 2003 dann den ersten über die magischen 42,195 Kilometer – in Südtirol, genauer in Neumarkt. Und dann hatte ihn der „Virus“ schon gepackt, in den folgenden Jahren bewältigte er dann immer zwei Marathons pro Jahr – und das natürlich mit dem Ziel, sich zu verbessern. „Damals war ich weit weg vom Genusslaufen“, erzählt er rückblickend. Dafür war Manhard, dessen Bestzeit bei 3:30 Stunden steht – bei den großen Marathon-Events der Welt zu finden: New York, Chicago, Berlin, Rom, Paris Barcelona – und meist ging dafür auch ein Großteil des Urlaubs drauf. „New York, das musste beispielsweise einfach sein. Als ich da gelaufen bin, betrug die Startgebühr noch 120 Dollar – jetzt zahlt man 400“, erklärt Manhard.

    Doch dann änderte sich die Einstellung, was auch damit zu tun hatte, dass Manhard nun für Marathonportale Berichte schrieb und Bilder schoss – und die dann ins Netz stellte. „Es folgte der Wandel zum Genusslaufen und das mache ich jetzt – ob mit unserem Team Tomj oder alleine in den Bergen. Zeiten interessieren mich nicht mehr“, erklärt er.

    Das heißt nicht, dass es nicht noch sportliche Ziele gäbe. Eines davon ist vielleicht die Top-Route beim Montblanc-Ultra-Trail über 168 Kilometer und 9600 Höhenmeter. Ein anderes ist es, in den „Club der Hunderter“ zu kommen, also in den Kreis derer, die 100 oder mehr Marathons beziehungsweise Ultras absolviert haben. In Deutschland sind dies rund 250 Personen. Noch fehlen 13 Läufe, doch die Nummer 100 könnte 2015 fällig sein.

    Neben dem Laufen hat Manhard auch noch ein anderes Talent, nämlich eine ausgesprochen künstlerische Ader. In einem Zimmer hängen Bilder mit Motiven aus dem Wilden Westen, im Gang ein Stich von Dürer und die bekannte Barszene „Nighthawks“ von Edward Hopper – alles selbst gemalt, mal mit Öl mal mit Tusche. Langweilig dürfte dem 57-Jährigen also nicht werden.

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