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Sportskanone: Ein ambitionierter Defensivkünstler

Sportskanone

Ein ambitionierter Defensivkünstler

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    Im Trikot des TSV Friedberg gab es für den 18 Jahre alten Imran Mustafi vom TSV Friedberg (Mitte) in dieser Saison recht wenig Erfolgserlebnisse – dafür steht der Friedberger im Kader der U19-Nationalmannschaft des Kosovo.
    Im Trikot des TSV Friedberg gab es für den 18 Jahre alten Imran Mustafi vom TSV Friedberg (Mitte) in dieser Saison recht wenig Erfolgserlebnisse – dafür steht der Friedberger im Kader der U19-Nationalmannschaft des Kosovo. Foto: Kleist

    Sein sportliches Vorbild scheint so gar nicht zu einem Abwehrspieler zu passen: Cristiano Ronaldo. Doch der 18 Jahre alte Friedberger Imran Mustafi hat noch einen anderen Akteur parat, dem er gerne nacheifern würde – und der passt nicht nur bestens, was die Positionen betrifft, auf denen er spielt, sondern auch vom Namen her: Es ist Shkodran Mustafi, der deutsche Nationalspieler in Diensten des FC Valencia. „Wir sind aber weder verwandt, noch verschwägert“, erklärt der Teenager mit einem Schmunzeln im Gesicht.

    Die laufende Saison ist für den gebürtigen Friedberger eine, in der einerseits bemerkenswerte Hochs zu finden sind, andererseits aber eher ein Dauertief vorherrscht – und eine, die dem jungen Mann vor allem körperlich viel abverlangt. Mustafi ist noch für die A-Junioren spielberechtigt, zählt aber dennoch schon zum Stamm der ersten Mannschaft des TSV Friedberg, die in der Bezirksliga heuer nicht konkurrenzfähig ist und sich auf den Abstieg in die Kreisliga einrichten muss. Die Erfolgserlebnisse mit den Aktiven sind so äußerst überschaubar, dennoch hat Mustafi sportlich allen Grund zur Zufriedenheit. Er zählt nämlich zum Kader der U19-Nationalmannschaft des Kosovo. Die einstige serbische Region ist seit sechs Jahren unabhängig – und möchte im Fußball Mitglied in der Uefa und der Fifa werden. Nationalteams gibt es schon – eben die U19, die U23 und eine aktive Mannschaft. Bislang durfte das Kosovo nur Freundschaftsspiele bestreiten, allerdings ist das Ziel, bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Russland mitmachen zu dürfen.

    Dass der TSV-Fußballer überhaupt in den Kreis der Nachwuchs-Nationalkicker kam, hat auch ein bisschen was mit Zufall zu tun. Imran Mustafi hat nach wie vor viele Verwandte im Kosovo: Oma, Opa sowie einige Onkels und Tanten leben noch in Gjilan, dem Ort, aus dem Imrans Eltern in den Wirren des Balkankriegs Mitte der 1990er-Jahre nach Deutschland, genauer nach Friedberg, geflohen sind. Und wann immer es möglich ist, fährt Imrans Familie in die alte Heimat. „Und dort habe ich dann auch ein bisschen Fußball gespielt, ein Scout hat mich gesehen und angesprochen“, erzählt der 18-Jährige.

    Zwei Trainingslager hat Imran Mustafi nun bereits in Prishtina mit der kosovarischen U19 absolviert, eines im August und eines im Oktober. Jeweils zwei Tage wurde trainiert: taktische Feinheiten, wie man bei Ballverlust reagieren und verschieben muss, wie man am besten die Abstände innerhalb der Kette einhält. Am dritten Tag stand jeweils ein Spiel auf dem Programm. Einmal gegen Flamurtari, einen Zweitligisten aus dem Kosovo, einmal ein internes Match. Gegen den Zweitligisten siegten die Nachwuchskicker mit 1:0, Imran durfte 20 Minuten mitspielen – als Innenverteidiger. Beim zweiten Trainingslager wurde dann von den Trainern auch schon ein bisschen ausgesiebt, der Kader wurde von 35 auf 25 Akteure reduziert. Und der Friedberger ist nach wie vor dabei, hat also die erste große Hürde genommen. „Im Frühjahr steht dann der nächste Lehrgang an“, erzählt Imran Mustafi – und er freut sich darauf, ein drittes Mal nach Prishtina fliegen zu dürfen. „Für den Flug gibt es auch einen Zuschuss vom Verband im Kosovo“, erklärt der Defensivspieler, der sowohl Außen- als auch Innenverteidiger spielen oder den „Sechser“ im Mittelfeld geben kann.

    Der gläubige Muslim, der 1996 in Friedberg geboren wurde, hat damit den ersten großen Schritt in Richtung seines großen Ziels schon erreicht. Andere sportliche Erfolge sind deutlich weiter unten auf der nationalen Ebene angesiedelt. Mustafi wurde als C-Jugendlicher mit Schwaben Augsburg schwäbischer Hallenmeister und erhielt daraufhin auch ein Angebot von 1860 München. „Es hat nicht ganz gereicht bei den Löwen“, erzählt der Friedberger. Letztes Jahr wurde Mustafi mit den A-Junioren des TSV Friedberg Landkreismeister in der Halle. Ein Titel, den er heuer gerne verteidigen möchte.

    Bei den Aktiven des TSV aber läuft es heuer ganz und gar nicht rund. „Die Mannschaft ist zu jung und unerfahren, uns fehlen ein paar routinierte Spieler und auch im körperlichen Bereich sind wir fast allen Gegnern unterlegen“, so Mustafi. Den Spaß am Fußball aber haben weder er noch seine Mitspieler verloren. „Wir geben im Training immer Gas und Willi Gutia ist ein guter Trainer – auch Stefan Reisinger setzt sich voll für uns ein“, erklärt Mustafi, der Real Madrid und den FC Augsburg als Lieblingsvereine nennt.

    Der Teenager, der gerade eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik macht, hat sportlich natürlich schon noch Ziele. Zum einen mit Friedberg auch in Zukunft wieder Bezirksliga zu spielen, zum anderen den Sprung in die endgültige U19-Auswahl des Kosovo zu schaffen. Ob er dann mal mit dem Kosovo gegen Cristiano Ronaldo spielen kann, das ist eher unwahrscheinlich – aber vielleicht ja gegen einen Nachfolger des Weltfußballers „CR7“.

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