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Sportskanone: Ein Sturz beendete die Ski-Karriere

Sportskanone

Ein Sturz beendete die Ski-Karriere

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    Ein Sturz beendete die Ski-Karriere
    Ein Sturz beendete die Ski-Karriere

    Mering Skiclub-Gründer, mehr als 30 Jahre dessen Vorsitzender, unzähligen Kindern das Skifahren beigebracht, zehn Jahre Mannschaftsführer im Tennis, mit dem Golfschläger das Handicap 12,6 sowie zehn Jahre „Mens Captain“: Die sportlichen Leistungen von Günther Kapsreiter aus Mering sind wirklich beeindruckend.

    Was wären sie gewesen, hätte es den 1,68 Meter großen Rennfahrer am 2. Februar 1963 mit seinen 2,22 Meter langen Abfahrtsski beim internationalen Drei-Tannen-Rennen in Reutte nach der Kompression nicht nach vorne herausgeschleudert und in der Luft mehrfach überschlagen? „Irgendetwas musste brechen, die Ski oder meine Knochen“, erzählt der 68-Jährige. Der vordere Backen der Skibindung war zwar schon drehbar. „Wir fuhren aber noch mit Langriemen um den Schuh herum; frontal löste da nichts aus.“

    Es brachen der rechte Oberschenkel sowie Schien- und Wadenbein über dem Schaft des Skischuhs links. Nach acht Wochen Streckverband in der Klinik stellte man fest: Der rechte Fuß ist fünf Zentimeter kürzer als der linke. Ein weiteres halbes Jahr Krankenhaus war nötig. „Von da weg war ich nicht mehr der Alte. Ich konnte zwar wieder Sport treiben, wie man sieht. Aber Höchstleistungen waren nicht mehr möglich“, so Kapsreiter.

    Eine Karriere wie die von Willi Bogner oder Christian Neureuther, der dreimal an Olympischen Spielen teilnahm („Ihn nahm ich in jungen Jahren öfter mit; er war damals noch ein spindeldürres Büberl, aber hoch talentiert.“), Lucky und Adalbert Leitner oder Olympiateilnehmer Gerhard Prinzing (1968 in Grenoble) war dahin. Die Kontakte zum Skiclub Partenkirchen, dem er als Zehnjähriger beitrat und heute noch angehört, natürlich nicht. Ein Schreiben der Clubkameraden, das ihm Mut machen sollte, nachdem der Rückschlag kam, hält er heute noch hoch in Ehren. Und bei Prinzing und dessen Grünten-Liften ist der SC Mering praktisch „daheim“.

    „Ich bin schon zufrieden mit dem Erreichten.“ Mehrmals fuhr Günther Kapsreiter als Jugendlicher unter die fünf besten Deutschen. „Einmal, am Hohenpeißenberg, war ich Schnellster. Im Zielraum aber stand ein Baum. An dem bin ich einfach nicht vorbeigekommen. Der Arm brach – zur Siegerehrung war ich wieder da – mit Gips.“ 1962 dann blieb er beim internationalen Eröffnungstorlauf auf der Zugspitze nur eine Sekunde hinter der Bestzeit zurück. Das Jahr später wäre dann sein bestes Jahr gewesen, „denn ich konnte mit Unterstützung der Bundeswehr uneingeschränkt trainieren und Rennen fahren“.

    Er gründete den Skiclub Mering

    Es kam anders. Kapsreiter war zwar immer noch gut, gewann viermal noch die Marktmeisterschaften insgesamt und mehr als 30 Mal in seiner Altersklasse. Sechs Jahre lang verdingte er sich beim Skiclub Augsburg als Skilehrer, heiratete, zog erst nach Kissing und 1966 nach Mering und gründete dort 1978 den Skiclub. „In den letzten 33 Jahren hatten wir in den Skikursen im Schnitt 50 Kinder; heute sind es 70.“ Den SCM brachte er von null auf 500 Mitglieder, es gab in den besten Zeiten acht Sportwarte und Rennteams.

    Sein Hauptaugenmerk gilt heute Enkelin Julia, der mehrfachen Kreis- und Marktmeisterin. Die 18-Jährige soll in den nächsten Jahren auf regionaler und Allgäuer Ebene vorne mitfahren.

    Apropos fahren: Ein Rennen kann nur stattfinden, wenn jemand den Kurs steckt und dafür die Verantwortung übernimmt. Günther Kapsreiter übernahm das bei den Rennen, die der SCM ausrichtete, von Beginn an und tat das bis zu den Kreismeisterschaften vor zwei Jahren. „Da wollte sonst keiner ran.“ Denn so ein Kurs ist am besten, wenn er rhythmisch und flüssig den Berg hinunterführt und auch ausreichend Sturzräume mit einbezieht. „Wir haben sogar von Mering aus schwäbische Schülermeisterschaften ausgerichtet.“

    Und der Lohn? Ehrungen gab es zuhauf: Er ist unter anderem „Ehren-Mens-Captain“ des Golfclubs Tegernbach, Ehrenvorsitzender des SCM und kann sich die Goldene Ehrennadel des BLSV ans Revers heften.

    Er besitzt aber auch ein Foto, auf dem Julia Kapsreiter zwischen Maria Riesch und Lindsay Vonn steht und stolz in die Kamera lächelt. „Es geht also weiter.“

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