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Sportskanone: Auf dem Platz ist sie das Gesetz

Sportskanone

Auf dem Platz ist sie das Gesetz

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    Auf dem Platz ist sie das Gesetz
    Auf dem Platz ist sie das Gesetz

    Aichach-Mauerbach Es ist der 8. Mai 2011: In der Bezirksliga trifft der SV Mering auf den TSV Ottobeuren. Für die Fußballer geht es um die Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen, sie wollen in die Bezirksoberliga. Das will Marietta Menner auch. Nur muss die Schiedsrichterin von der SG Mauerbach heute schon alles klarmachen. Sie schafft es, der Schiedsrichterbeobachter findet ihre Leistung gut. Menner pfeift künftig in der Bezirksoberliga der Herren. Bei den Frauen leitet sie schon Spiele in der Regionalliga, als Linienrichterin ist sie sogar in der Zweiten Frauen-Bundesliga im Einsatz.

    Dass sie bei den Frauen höhere Klassen pfeifen darf als bei den Männern, findet die 24-jährige Obermauerbacherin normal. Männerfußball sei kampfbetonter, schneller und die Zweikämpfe würden härter geführt. Somit wird es für den Schiedsrichter anspruchsvoller. Deshalb sei es aber nicht langweiliger, ein Frauenfußballspiel zu leiten. „Es ist beides attraktiv“, sagt Menner. Die Frauen holen im Vergleich zu den Männern technisch und taktisch immer mehr auf und spielen schönen Fußball – vor allem die Jugendspielerinnen, lautet ihr Urteil.

    Die 24-Jährige ist schon ein bisschen „fußballverrückt“, ganz ohne würde sie nie auskommen. Das hat sie von ihrem Vater geerbt. Andreas Menner ist lange Jugendtrainer in Mauerbach und nimmt seine Tochter mit auf den Sportplatz. Bis zur C-Jugend kickt Marietta Menner dann mit den Jungs der SG Mauerbach, später bei den Frauen des SSV Alsmoos-Petersdorf. „Mal im Sturm und mal als Libero“, sagt sie. Mit 19 beendet ein Kreuzbandriss ihre Karriere. Weil sie nicht auf Fußball verzichten will, schlägt sie ab 2006 die Laufbahn als Schiedsrichterin ein. Ihr Vater ist noch heute bei jedem Spiel dabei.

    „Vor dem ersten Spiel war ich furchtbar nervös“, erzählt Marietta Menner. Heute muss sie ein bisschen lachen, wenn sie daran denkt, dass sie einmal vor einem C-Jugend-Spiel zwischen Oberbernbach und Hollenbach Angst hatte. Die Routine hat sie gelassener gemacht. „Das Bauchkribbeln vor dem Anpfiff ist aber immer noch da“, erzählt sie. Für die Zukunft hat die Obermauerbacherin große Ziele: „Damen-Bundesliga wäre schon cool.“ Soll es damit klappen, wäre in der kommenden Saison der Aufstieg in die Landesliga der Herren wichtig. Dafür trainiert die 24-Jährige oft. Zweimal in der Woche Joggen für die Ausdauer, einmal Schnellkraft und Sprints. Hinzu kommen monatliches Stützpunktraining des Bezirks Schwaben in Zusamaltheim, wo Marietta Menner zusammen mit anderen Schiedsrichtern trainiert, und mehrere Lehrgänge im Jahr. In rund 60 bis 70 Einsätzen ist Menner dann als Schiedsrichterin auf dem Spielfeld gefordert.

    Von dort nimmt sie viel mit, was ihr später bei der Arbeit helfen soll. Die 24-Jährige studiert in Augsburg Deutsch und Geschichte auf Lehramt. „Auf dem Platz lernt man, sich durchzusetzen und ruhig zu bleiben“, erklärt sie. Eigenschaften, die im Unterricht auch wichtig sind. Nur dass sie sich als Schiedsrichterin alleine gegen 22 Sportler und 200 Zuschauer behaupten muss, im Klassenzimmer sind es nur 20 Schüler. Neben dem Studium arbeitet die 24-Jährige als studentische Hilfskraft an der Augsburger Uni. Zeit für Hobbys außer Fußball bleibt ihr kaum. Sie liest gerne, meistens Krimis – als Ausgleich zum Lehramtsstudium in Geschichte und Deutsch, in dem viel höhere Literatur auf dem Lehrplan steht.

    Dennoch: Den größeren Teil ihrer Freizeit verbringt die Obermauerbacherin als Schiedsrichterin. Seit Mai ist sie zudem Lehrwartin bei der Schiedsrichtergruppe Neuburg und kümmert sich dort um die Ausbildung des Nachwuchses. „Ich fände es toll, wenn mehr Mädchen Schiedsrichterin werden“, so Menner. Sie selbst hat mit 19 erst spät ihren Neulingslehrgang gemacht. Das beste Alter sei mit 14 oder 15 Jahren, meint sie. Auch wenn der Job anspruchsvoll sei, müsse keine Frau Angst davor haben, ein Spiel zu leiten. Mittlerweile hätten sich sogar die Männer daran gewöhnt, erklärt die Obermauerbacherin.

    Immerhin: In Schwaben gibt es zwei Frauen, die in der Bezirksoberliga pfeifen, und vier, die in der Bezirksliga pfeifen. „Ich habe sogar das Gefühl, dass die Männer davon beeindruckt sind“, erzählt Menner – mit dem Selbstvertrauen einer Aufsteigerin in die Bezirksoberliga.

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