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Sportakrobatik: TSV Friedberg: Der große Traum von der WM ist geplatzt

Sportakrobatik

TSV Friedberg: Der große Traum von der WM ist geplatzt

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    Emilie Brauchle (links), Lucia Gaag (rechts) und Laura Kirschner (oben) wollen nach der WM-Absage in diesem Jahr auch 2021 zur Weltmeisterschaft.
    Emilie Brauchle (links), Lucia Gaag (rechts) und Laura Kirschner (oben) wollen nach der WM-Absage in diesem Jahr auch 2021 zur Weltmeisterschaft. Foto: Felix Kuntoro

    Die Fußball-Europameisterschaft wurde verschoben, auch die Olympischen Spiele in Tokio und nun auch die Weltmeisterschaften in der Sportakrobatik. All diese Sportereignisse finden nicht wie geplant 2020 statt, sondern sollen erst im Jahr 2021 über die Bühne gehen.

    Ein Friedberger Duo und ein Trio sind betroffen

    Von der Verschiebung der Titelkämpfe in der Sportakrobatik, die vom 16. bis 27. Mai in Genf in der Schweiz hätten stattfinden sollen, sind auch vier Sportlerinnen des TSV Friedberg und eine des SAV Augsburg-Hochzoll betroffen. Jana Semenchenko und Lilly Maresch (Hochzoll) hatten sich als Damen-Paar in der Kategorie „Age group 11-16“ für diesen Saisonhöhepunkt qualifiziert, Emilie Brauchle, Lucia Gaag und Laura Kirschner als Trio in der Kategorie „Age group 12-18“ – doch das ist nun hinfällig.

    Tief enttäuscht ist Sandra Maresch. Die Mutter der elfjährigen Lilly hatte eine Absage bzw. eine Verschiebung der Titelkämpfe befürchtet. „Es war eigentlich klar, dass der Termin im Mai wegen Corona nicht zu halten sein würde. Aber ich hatte gehofft, dass die Wettkämpfe vielleicht auf den Herbst 2020 verschoben werden könnten“, so Sandra Maresch, die im Übrigen auch die Heimtrainerin des Duos Semenchenko/Maresch ist.

    Erneute Qualifikation wird für den TSV Friedberg nötig

    Die Hoffnung auf eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr 2020 hatte für Sandra Maresch und ihre Schützlinge auch ganz handfeste Gründe. „Wären die Weltmeisterschaften noch in diesem Jahr über die Bühne gegangen, hätte man es bei den aktuellen WM-Nominierungen belassen können“, meinte sie. Nun, da die Titelkämpfe erst 2021 stattfinden werden, wird es eine neue Qualifikation geben.

    Doch was die beiden ambitionierten Turnerinnen, die 2019 auch zu den „Sportlerinnen des Jahres“ der Friedberger Allgemeinen gewählt worden waren, wohl härter trifft, ist eine Änderung in den Wettkampfregularien der FIG (Fédération Internationale de Gymnastique). „Die international jüngste Klasse, die Age Group 11-16, in der die beiden Mädchen turnen, wird 2021 von der FIG abgeschafft“, erzählt Sandra Maresch.

    Obwohl Lilly und Jana mit ihren elf und dann 15 Jahren „alterstechnisch“ auch 2021 noch in der Klasse der Elf- bis 16-Jährigen turnen dürften und dies national auch können, müssten sie international eine Kategorie aufsteigen – in die Gruppe der Zwölf- bis 18-Jährigen.

    Übungen müssen komplett umgestellt werden

    „Und das wäre dann eine ganz andere Hausnummer“, erklärte Sandra Maresch. Nicht nur, dass die Konkurrenz für die beiden größer wäre, nein, sie müssten auch noch ihre Übungen komplett umstellen. „Es werden schwierigere Elemente verlangt und außerdem werden die Übungen in der Age group 12-18 auch länger. Eine Balance-Übung dauert dann 2:30 Minuten statt zwei Minuten“, erläuterte die Trainerin. Zudem könne man nicht nur ein Element an eine bestehende Übung „anstückeln“, sondern müsse eine komplett neue Übung einstudieren. „Bislang besteht eine solche Balance-Übung aus vier Pflicht- und zwei Wahl-Elementen, in der höheren Altersklasse sind es nur mehr Wahl-Elemente, bei der Tempo-Übung bleiben nur zwei Elemente gleich und vier neue kommen hinzu“, so Sandra Maresch.

    "Aufgeben werde ich sicher nicht!"

    Für ihre Tochter und Jana Semenchenko sei mit der Absage ein Lebenstraum geplatzt, auf den man vier Jahre hingearbeitet habe. „Ich bin schon sehr traurig, aber ich will auf jeden Fall weiter trainieren und neue Dinge lernen – aufgeben werde ich sicher nicht“, sagte Lilly Maresch entschlossen.

    Für ihre Mutter Sandra kommt wegen der Verlegung ins nächste Jahr noch ein weiterer, bitterer Wermutstropfen hinzu. „Die Turnerinnen in der Kategorie der Zwölf- bis 18-Jährigen werden bei solchen Titelkämpfen vom Bundestrainer bzw. einem der Co-Bundestrainer betreut, ich als Heimtrainerin bin dann komplett außen vor. Ich darf als Privatperson zur WM fahren und zuschauen, hätte an den Wettkampftagen aber keinerlei Kontaktmöglichkeit zu den Mädchen und dürfte nicht in den Wettkampfbereich – somit ist auch für mich ein großer Traum geplatzt“, meinte Sandra Maresch mit etwas Resignation in der Stimme.

    Sie trugen in Portugal stolz den Bundesadler und können nun heuer nicht zur WM in die Schweiz: Jana Semenchenko (links) und Lilly Maresch.
    Sie trugen in Portugal stolz den Bundesadler und können nun heuer nicht zur WM in die Schweiz: Jana Semenchenko (links) und Lilly Maresch. Foto: Sandra Maresch

    Die Mädchen des TSV Friedberg sind tieftraurig

    Svetlana Kraus, die Mutter von Jana Semenchenko, war ebenso wie ihre Tochter tief enttäuscht von der Absage – wobei sie eigentlich damit gerechnet hatte. „Es ist sehr schade für die Mädchen und Jana ist auch tief traurig, aber diese Entscheidung war zu erwarten“, meinte sie. Jana jedenfalls möchte ebenso wie ihre Partnerin Lilly alles daran setzen, ihren Lebenstraum im kommenden Jahr zu verwirklichen.

    Auch für das Trio Emilie Brauchle, Lucia Gaag und Laura Kirschner ist der Traum vom Start bei der Weltmeisterschaft vorerst ausgeträumt. Doch diese drei, die bereits 2018 bei der Europameisterschaft am Start waren, wären auch im kommenden Jahr noch in der Age group 12-18 und könnten so ihre Übungen beibehalten – dürften aber selbstverständlich neue Schwierigkeiten einbauen, wie Sandra Maresch erklärte. „Die drei hatten heuer schon die Möglichkeit, in zwei verschiedenen Altersstufen zu starten und die ist auch nächstes Jahr noch gegeben – aber die drei sind natürlich sehr traurig“, meinte Bianca Kirschner. „Wir haben aber mit der Absage gerechnet. Sie trifft uns natürlich mitten in der intensiven Vorbereitungsphase“, so die Mutter von Laura weiter.

    Starke Konkurrenz aus Sachsen droht

    Ein Problem könnte im kommenden Jahr die Qualifikation darstellen, denn gerade aus Sachsen würden starke Formationen in den Altersklassen 12-18 und 13-19 – den beiden, in denen das Trio starten dürfte – nachrücken.

    Und noch eines könnte erschwerend hinzukommen: „Emilie macht im nächsten Jahr ihr Abitur und wir hoffen, dass die WM nicht gerade in die Prüfungsphase fällt“, meinte Bianca Kirschner. Familie Kirschner muss zudem auch noch eine finanziellen Schaden verkraften. „Wir hatten für einen Wettbewerb in Belgien schon eine Ferienwohnung angemietet. Der Wettkampf fällt nun aus und wir bleiben auf unseren Kosten sitzen“, erzählte Bianca Kirschner.

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