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Motorsport: DTM: Der stille Chef der Boxencrew

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DTM: Der stille Chef der Boxencrew

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    Ruhig, konzentriert und stets alles im Blick: Renningenieur Florian Modlinger will immer gewinnen. Der Asbacher ist in der DTM für Audi tätig.
    Ruhig, konzentriert und stets alles im Blick: Renningenieur Florian Modlinger will immer gewinnen. Der Asbacher ist in der DTM für Audi tätig.

    Es riecht nach verbranntem Gummi, die Motoren heulen laut auf und unzählige Mechaniker springen im Fahrerlager umher. Mittendrin im Geschehen steht Florian Modlinger vor seinen Bildschirmen. Der 34-Jährige aus dem Rieder Ortsteil Asbach wirkt gelassen, ist fokussiert. Als Renningenieur bei Audi Sport in der Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) ist er diesen Zirkus gewohnt. In solchen Momenten blendet Modlinger alles aus.

    Als Bindeglied zwischen Fahrer und Fahrzeug, so sieht er seine Funktion. Zusammen mit seinem Team ist er für die Einstellungen des Wagens verantwortlich. „Jeder Fahrer ist da anders. Auf die Abstimmung kommt es an.“ Vier bis sechs Mechaniker hören bei jedem Rennen auf sein Kommando. Doch auch mit Fahrer Matthias Ekström, der bereits den DTM-Titel holen konnte, ist er in ständigem Austausch. „Kommunikation ist extrem wichtig. Ich hänge während des Rennens die ganze Zeit über am Funk“, erzählt der 34-Jährige. Er hat meist mehrere Bildschirme vor sich und alle Daten im Auge. Koordination lautet das Stickwort: Was kommt als Nächstes? Welche Veränderungen nehmen wir vor? Welche Einstellungen bringen Zeitgewinn? – das sind die Fragen, mit denen sich das Team beschäftigt. Modlinger muss die Entscheidungen treffen. Auf seine Anweisungen hin reagieren dann die Mechaniker. Temperaturen, Streckenbelag, sogar das Wetter – der Asbacher hat alles im Blick. „Motorsport ist sehr anspruchsvoll, schon der kleinste Fehler wird bestraft und die Arbeit ist dahin“, sagt er.

    Die Unterschiede zur Formel 1

    Niederlande, Russland, Österreich und Deutschland – das waren die DTM-Stationen in diesem Jahr. Von Mai bis Oktober stehen insgesamt neun Rennwochenenden mit jeweils zwei Wettkämpfen an. Der Terminkalender ist prall gefüllt: Anreise am Donnerstag, Freitag freies Training, Samstag und Sonntag jeweils Qualifying und Rennen, da bleibt nicht viel Zeit. „Das Rennwochenende ist Adrenalin pur. Man ist den ganzen Tag angespannt. Durchatmen kann man erst bei der Zielflagge.“ Schon das Qualifying sei enorm wichtig: „Da müssen wir alles aus dem Wagen rausholen. Die Abstände sind minimal, alles muss passen.“

    Wenn die Zielflagge geschwenkt wird und die Fahrer anschließend ihre Erfolge auf dem Siegerpodest mit Champagner begießen, ist Modlinger mit den Gedanken schon wieder woanders. „Ich freue mich eher still. Ich gehe kurz zum Fahrer und zum Podium. Dann habe ich auch schon das nächste Rennen im Kopf“, gibt er zu. Erst auf der Heimfahrt könne er den Erfolg genießen. Viel Zeit dafür bleibt ihm allerdings nicht. Nach dem Rennen müssen die Daten ausgewertet werden. Außerdem beginnen die Vorbereitungen für das nächste Rennen. „Gerade der Vergleich mit der Konkurrenz ist wichtig“, weiß Modlinger. Er müsse dann den Fahrer entsprechend einweisen. Was hat gut geklappt? Wo ist die Zeit liegen geblieben? Und wo ist noch Steigerungspotenzial? – so wird Stück für Stück die Leistung verbessert.

    Die Arbeit während der Rennen ist nur ein Teil seines Berufes. Vor allem nach der Saison muss er Gas geben. Dann stehen die Tests an. „Das geht jetzt schon bald wieder los. Nach der Saison ist vor der Saison, da wird der Grundstein für die kommende Meisterschaft gelegt.“ Er leitet die Tests und zieht seine Schlüsse für technische Neuerungen. Modlinger fühlt sich in seiner Doppelfunktion sehr wohl. „Ich kann das Auto weiterentwickeln und bin beim Wettkampf dabei.“ Seit Januar 2013 arbeitet Modlinger für Audi. Vorher war er aber auch schon für BMW, Alpina und Maserati tätig. Davon profitiert er heute: „Es ist von Vorteil, wenn man bei verschiedenen Rennteams war. Man hat einfach mehr Erfahrung.“ Technisch Details dürfe er allerdings nicht verraten: „Das ist tabu.“ Denn in der DTM gehe es sehr eng zu. „Sehr viele Fahrer liegen innerhalb einer Sekunde. Da entscheiden die Feinheiten.“ In der Formel 1 sei das anders. „Dort dominiert momentan Mercedes, während in der DTM die Fahrzeuge auf einem Niveau sind.“ Das mache auch den Reiz aus. „Man hat immer die Möglichkeit zu gewinnen. Das ist meine Motivation.“ 2008 hatte er die Chance für ein Formel-1-Team zu arbeiten.“ Klar träumt man von der Formel 1. Es ist die Königsklasse des Motorsports.“ Aber dort wäre er nur für einen kleinen Teil und nicht für das gesamte Fahrzeug verantwortlich gewesen: „Ich habe lange überlegt, mich aber dann für einen anderen Weg entschieden.“

    Der Mann hat Benzin im Blut

    Egal in welcher Rennserie – der Teamgedanke stehe im Motorsport immer im Mittelpunkt: „Ehrgeiz ist Grundvoraussetzung, aber man muss sich auch gegenseitig helfen.“ Deshalb ärgert er sich auch am meisten über seine eigenen Fehler: „Wenn ein Mechaniker oder der Fahrer etwas falsch macht, ist das natürlich schade, aber ich kann nichts daran ändern.“ Dann wird die Sache angesprochen: „Fehler sind menschlich, sie sollten sich aber nicht wiederholen.“ Schon als Kind interessierte sich Modlinger für Motorsport. Doch erst während des Studiums der Fahrzeugtechnik mit dem Schwerpunkt Aerodynamik kam die Leidenschaft. Bei einer Semesterarbeit gab es die ersten Berührungspunkte. Noch während der Studienzeit machte er erste Erfahrungen an der Rennstrecke. Auch privat hat er Benzin im Blut: „Ich liebe die Geschwindigkeit und stehe auf schnelle Autos.“ Das bestätigen seine Hobbys: Kart- und Skifahren.

    Ob er eines Tages nochmals in der Formal 1 arbeiten wird? – „Man soll niemals nie sagen“, fügt er an. Aktuell bereitet er sich auf die Testphase im Winter vor. Ende Oktober ging das letzte Rennen über die Bühne. Zweimal durfte er in dieser Saison über Platz eins jubeln, in der Fahrerwertung belegt das Team um Florian Modlinger und Mattias Ekström am Ende Platz drei. Im nächsten Jahr soll es noch erfolgreicher werden. Der Grundstein wird in den kommenden Wochen gelegt.

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