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Kanuslalom: Zwischen Klassenzimmer und Eiskanal: So kämpft Hannah Süß für ihren Traum

Kanuslalom

Zwischen Klassenzimmer und Eiskanal: So kämpft Hannah Süß für ihren Traum

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    In ihrem Element: Kanuslalompilotin Hannah Süß hat zuvor viele Sportarten ausprobiert, doch nirgendwo fühlt sie sich so wohl wie im Wasser.
    In ihrem Element: Kanuslalompilotin Hannah Süß hat zuvor viele Sportarten ausprobiert, doch nirgendwo fühlt sie sich so wohl wie im Wasser. Foto: Sebastian Richly

    Wenn Hannah Süß mit dem Kanu los paddelt, hat sie ein Lächeln auf dem Gesicht. Sobald die 17-Jährige durch die ersten Tore fährt, ist das Lächeln verflogen. Vielmehr sind der Ottmaringerin, die für die Kanuabteilung des TSV Schwaben Augsburg startet, Anspannung und Anstrengung anzumerken. Konzentration ist gefragt, schließlich kann beim Kanuslalom jeder Fehler den Sieg kosten. Zwischen 80 und 120 Sekunden – je nach Strecke – dauert es bis ins Ziel.

    Durch Bruder Philipp kam Hannah Süß zum Kanusport.
    Durch Bruder Philipp kam Hannah Süß zum Kanusport. Foto: Marianne Stenglein

    Um sich etwa durch den Augsburger Eiskanal zu paddeln, braucht man vor allem Kraft im Oberkörper und im Rumpf, erklärt Hannah Süß. Sie kam über ihren anderthalb Jahre älteren Bruder Philipp zum Kanusport. „Ich habe selbst einiges ausprobiert, aber bin beim nichts hängen geblieben. Ähnlich ging es auch meinem Bruder. Philipp sah im Urlaub Paddler und wollte das ausprobieren.“ Beim Schnupper-Kurs auf dem Augsburger Kuhsee schaute Hannah Süß ihrem Bruder zu – mit Folgen. „Ich wollte es dann auch unbedingt versuchen. Es hat mir viel Spaß gemacht und ich bin dabeigeblieben“, so Hannah Süß, die damals acht Jahre alt war.

    Ottmaringerin trainiert von der Eskimo-Rolle zur Weltklasse

    Bis die Ottmaringerin auf die Strecke dürfte, muss sie zunächst die Grundlagen lernen. Dazu gehört unter anderem die sogenannte Eskimo-Rolle. Das ist eine Methode, um ein gekentertes Kanu ohne aussteigen wieder aufzurichten. „Wenn man es einmal kann, ist es kein Problem, aber das dauert.“ Im Schwimmbad lernten Hannah Süß und ihre Kameraden die Eskimo-Rolle. „Das muss ein witziger Anblick gewesen sein“, so die 1,61 Meter große Ottmaringerin. Ihr Kanu ist fast doppelt so lang. Bevor es ins Wasser geht, heißt es für die 17-Jährige erst einmal umziehen. Neben den geeigneten Klamotten gehören Helm und Paddel zur Ausrüstung. Vom Kanuleistungszentrum muss Hannah Süß ihr Kanu samt, das zwischen acht und neun Kilo wiegt, bis zur Einstiegsstelle tragen – erst dann geht es ab ins Wildwasser. „Anfangs war ich gar nicht so gut, habe mich dann aber immer weiter gesteigert“, erinnert sich Süß an die Anfangszeiten.

    Hannah Süß aus Ottmaring holte sich Platz eins beim Deutschland-Cup.
    Hannah Süß aus Ottmaring holte sich Platz eins beim Deutschland-Cup. Foto: Marianne Stenglein

    Mit 15 Jahren schaffte die Ottmaringerin den Sprung in die Nationalmannschaft. „Dann hat mich auch der Ehrgeiz gepackt.“ Wenig später war sie bei den Europa- und Weltmeisterschaften dabei. Die ersten großen Titel folgten schon bald. Im Einzel landete sie bei den nationalen Titelkämpfen auf Platz zwei und drei, mir der Mannschaft holte sie sogar den Titel. Den größten Erfolg feierte die 17-Jährige in diesem Sommer, als sie bei der Weltmeisterschaft im Team die Goldmedaille holte. Beim Deutschland-Cup holte sie außerdem Platz eins und drei. Vor zwei Wochen fanden erneut die deutschen Meisterschaften statt, bei denen Süß sich bei den Juniorinnen Bronze schnappte. Hannah Süß tritt sowohl im Kajal als auch im Canadier an. Beim Kajak wird im Sitzen mit einem Doppelpaddel gefahren, während man im Kanadier sich knieend mit einem Stechpaddel fortbewegt.

    Um so erfolgreich zu sein, trainiert Hannah Süß sechs Mal pro Woche – teilweise stehen mehrere Einheiten pro Tag auf dem Programm. Neben den Übungen im Wasser ist auch Krafttraining angesagt. Ganze Strecken werden dabei nicht gefahren, meist gilt es, fünf bis sechs Tore zu durchfahren. „Bis der Trainer sagt, dass es passt. Das dauert mal länger mal kürzer, je nach Tagesform“, gibt Hannah Süß zu.

    Fünf Kanusportlerinnen und Kanusportler gehören zu ihrer Trainingsgruppe – das Niveau ist ähnlich. Obwohl die alle um einen Startplatz kämpfen und deshalb Konkurrenzkampf herrscht, beschreibt Hannah Süß das Verhältnis unter den Sportlerinnen und Sportlern als „sehr gut“. „Das gilt aber nicht nur für den Standort Augsburg, sondern auch internationale. Man kennt sich. Es ist mehr eine Gemeinschaft als Konkurrenz, wobei natürlich jeder gewinnen will.“

    Sportporträt: Das ist Kanuslalom-Pilotin Hannah Süß

    Wen möchten Sie gerne einmal kennenlernen oder treffen?

    „Turnerin Simone Biles. Ich habe sie bei Olympia verfolgt. Sie ist eine unglaublich erfolgreiche Athletin und ein Vorbild.“

    Mit welcher Sportart können Sie gar nichts anfangen?

    „Mit Ballsportarten, insbesondere Fußball.“

    Womit kann man Sie so richtig auf die Palme bringen?

    „Das schafft nur mein Bruder. Besonders ärgert es mich, wenn er rumtrödelt und ich zum Training muss. Ich freue mich, wenn ich 18 bin und selber zum Training fahren kann“

    Was ist Ihre größte Schwäche?

    „Wenn es im Training mal nicht läuft, wird meine Laune schlecht. Es kommt vor, dass ich mich dann zu sehr reinsteigere.“

    Haben Sie ein Lebensmotto?

    „Nein.

    Kanutin Hannah Süß zwischen Abitur und Weltmeisterschaft

    Bei den vielen Trainingseinheiten sowie den internationalen Wettbewerben und Trainingslagern, gibt es auch öfter Kollisionen mit der Schule. „Zum Glück bekomme ich für die Wettbewerbe frei“, erzählt Süß, die die zwölfte Klasse des Friedberger Gymnasiums besucht und 2022 Abitur macht. „Es ist nicht immer ganz einfach. Nach dem Training komme ich oft spät nach Hause und muss dann noch Hausaufgaben machen.“ Gerade bei den Reisen ins Ausland bleibe ihr sehr wenig Zeit, sich mit dem Lehrstoff zu beschäftigen. Aktuell hat die Ottmaringerin trainingsfrei, doch schon sehr bald geht es wieder los mit der Vorbereitung auf die neue Saison. Dann wird Süß in der U23 starten. Das große Ziel ist die Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Augsburg. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit ihren Freunden. „Ich mache auch viel mit den anderen Paddlern. Im Winter gehe ich gerne Skifahren und im Sommer Wandern.“

    Kanuslalompilotin Hannah Süß aus Ottmaring träumt von der Weltmesietrschaft in Augsburg.
    Kanuslalompilotin Hannah Süß aus Ottmaring träumt von der Weltmesietrschaft in Augsburg. Foto: Sebastian Richly

    Noch viel lieber steigt die 17-Jährige aber in ihr Kajak. Vor einem Wettbewerb dürfen die Starterinnen und Starter übrigens die Strecke nicht selber abfahren. Lediglich gibt es eine Streckenbegehung, während der ein Testfahrer durch den Parkour paddelt. „Es ist ganz wichtig, sich den Parkour einzuprägen. Jede Strecke ist anders“, so Süß, die vor einem Wettkampf meist sehr nervös ist. „Ich esse meist nicht viel, weil ich einfach zu nervös bin. Ich suche mir eine ruhige Ecke, um runterzukommen.“ Wenn aber das Startsignal ertönt, gibt es für die Ottmaringerin nur noch ihr Kanu und die Tore – rund anderthalb Minuten Vollgas und und Konzentration. Süß: „Man versucht, alles auszublenden. Viel entscheidet sich im Kopf.“

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