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Hintergrund: Hallenfußball im Kreis droht das Aus

Hintergrund

Hallenfußball im Kreis droht das Aus

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    In der kommenden Wintersaison wird bei Verbandsturnieren ausschließlich nach Futsal-Regeln gespielt. Im Landkreis lassen sich dafür nur wenige Vereine begeistern, deshalb droht der Kreismeisterschaft das Aus.
    In der kommenden Wintersaison wird bei Verbandsturnieren ausschließlich nach Futsal-Regeln gespielt. Im Landkreis lassen sich dafür nur wenige Vereine begeistern, deshalb droht der Kreismeisterschaft das Aus. Foto: Kleist

    Über Jahre hinweg belebte der Hallenfußball die Winterpause der Amateure. Die schwäbische Meisterschaft lockte Tausende Besucher an, der „Budenzauber“ unterm Dach war beliebt. Doch dann kam der Futsal. Und mit ihm scheint die Liebe zum Hallenfußball urplötzlich zu erlöschen.

    Bei der Vorrunde zur schwäbischen Meisterschaft will kein Verein aus dem nördlichen Landkreis mitmachen. Die Landesligisten TSV Aindling und FC Affing verzichten. Noch alarmierender: Da sich bisher nur fünf Vereine angemeldet haben, droht der Aichach-Friedberger Landkreismeisterschaft das Aus. Die 24. Meisterschaft könnte die letzte gewesen sein. Spielleiter Günther Behr weiß, warum die Vereine keine Lust auf die Halle haben. „Futsal ist der Hauptgrund“, sagt er.

    Ab dieser Wintersaison werden alle Verbandsturniere den Hallen-Richtlinien des Weltverbands Fifa unterjocht, zwangsweise wird Futsal gespielt. Der Bayerische Fußballverband (BFV) ist angewiesen, Turniere ausschließlich nach dieser Variante auszurichten. Übergangsweise durften die Fußballer im vergangenen Winter auf Kreis- und Bezirksebene noch mit Bande und breiteren Toren spielen. Behr erklärt, etliche Vereine hätten ihre Drohung wahr gemacht. Schon im Vorjahr hatten sie sich beim Funktionär aus Neuburg erkundigt: Nach alten Regeln wollten sie spielen, nach denen des Futsals nicht. Diese Einstellung machte auch anderen Spielkreisen zu schaffen.

    Augsburgs Spielgruppenleiter Reinhold Mießl schlug Mitte Juli Alarm, lediglich 20 Anmeldungen lagen ihm zu diesem Zeitpunkt vor. Mießl warb danach für seine Titelkämpfe, die bisher zu den Höhepunkten der Hallensaison zählte. „Wir wollten nicht, dass es einschläft“, betont er. Seine Nachfragen bei Vereinen hatten Erfolg, inzwischen liegen 49 Anmeldungen vor, die Meisterschaft wird mit acht Qualifikationsturnieren und einer Endrunde ausgetragen werden.

    Davon ist der Landkreis Aichach-Friedberg weit entfernt. Mit einem Minimum von acht bis zehn Mannschaften würde Spielleiter Behr eine Endrunde organisieren, Vorrunden wie bisher würden hinfällig. Einer der wenigen Vereine, die sich angemeldet haben, ist der TSV Dasing. Mit dem Nachwuchs praktiziert er längst den Hallenkick mit kleineren Toren und pomadigem Ball. Bei Landkreis-Vorrundenturnieren verzichtete der TSV schon lange auf Banden. Abteilungsleiter Michael Schaeffer gilt als großer Befürworter. „Ich liebe technischen Fußball. Beim Futsal ist Fußballintelligenz gefragt und das Verletzungsrisiko ist geringer.“ Er fördere die Technik und Entwicklung junger Spieler und bringe mehr als das „Bandengehaue“. „Wenn wir uns dem Futsal verwehren, tun wir der Jugend nichts Gutes.“ Schaeffer kann die Bedenken anderer Vereine nicht verstehen. Er vertritt eine klare Meinung: „Man muss dem Neuen eine Chance geben.“

    So sieht es auch Marcus Mendel vom TSV Friedberg. Der Verein richtete letztes Jahr die schwäbische Vorrunde nach Futsal-Regeln aus. „Das Spiel ohne Bande ist ist jedem Fall besser als mit. Die Futsal-Kritiker sollen einmal schauen, wohin der Hallenfußball gegangen ist. Es wurde doch immer mehr hingehauen und gebolzt“, so Mendel.

    Der verantwortliche Spielleiter Behr hingegen erweckt den Eindruck, mit Hallenfußball an sich wenig anfangen zu können. Mit Futsal noch weniger. Aber es sei nun mal Teil seines Amtes, erklärt er. Fällt die Landkreismeisterschaft aus, würde ihn das nicht stören. „Ich kann mir an diesem Tag Schöneres vorstellen“, gibt Behr zu. Im Gegensatz zu ihm würde Dasings Mike Schaeffer das Aus bedauern. „Wenn die Landkreismeisterschaft verschwindet, geht ein Stück Tradition verloren“, sagt er.

    Behr macht keinen Hehl aus seinem Desinteresse, bei der Spielgruppentagung hat er dies offen gezeigt. Während sein Augsburger Kollege Mießl erfolgreich für den Erhalt der Hallen-Landkreismeisterschaft kämpfte, wartet Behr das Ende der Frist am 30. September ab. Aktiv dagegen steuert er nicht.

    Bei Vereinsvertretern sorgt Behrs gleichgültiges Verhalten für Kopfschütteln. Sie kritisieren, nicht einmal der Verbandsfunktionär stehe hinter Futsal. Wobei er nicht der einzige Zweifler in BFV-Kreisen ist. Selbst Behrs Chef, der schwäbische Bezirkschef Volker Wedel, hat jüngst in einem Interview unserer Zeitung betont, Futsal weiter kritisch gegenüberzustehen. Behr wird hinter vorgehaltener Hand als „Totengräber“ bezeichnet.

    Der Landkreismeister qualifiziert sich ein Jahr später für eine Vorrunde der schwäbischen Meisterschaft. Ohne Kreismeisterschaft fehlt also ein Qualifikant. Der Bezirk Schwaben würde diesen Platz anderweitig vergeben.

    Die schwäbische Meisterschaft steht nicht zur Diskussion. Noch nicht jedenfalls. „Wir haben keine Probleme“, sagt Bezirksspielleiter Johann Wagner. Dass mal der eine oder andere höherklassige Verein fehle, sei normal, meint Wagner. "Kommentar S. 1

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