Christoph Daferner war beim SC Freiburg II in der abgelaufenen Saison in der Regionalliga Südwest einer der Dauerbrenner seines Teams. In 31 Spielen erzielte der Immendorfer zehn Treffer und ist damit bester Torschütze der Freiburger. In der Endabrechnung landete seine Mannschaft auf Platz vier und verpasste die Aufstiegsrelegation nur knapp. Aufgrund seiner Leistungen schaffte der Stürmer die Rückkehr in die U20-Nationalmannschaft. Mit dieser durfte der 20-Jährige kurz vor der Weltmeisterschaft in Eppan (Südtirol) zwei Testspiele gegen die DFB-Elf von Bundestrainer Jogi Löw absolvieren. Im Gespräch erzählt Daferner von seinen Erlebnissen mit den Weltmeistern um Manuel Neuer und warum er die WM nun mit anderen Augen verfolgt.
Herr Daferner, können Sie uns erklären, was Sie in Ihrem Urlaub in Pöttmes auf dem Fußballplatz machen?
Daferner: Ich habe dort die E-Jugend eine Stunde lang trainiert. Die beiden Trainer sind meine besten Freunde. Pöttmes ist mein Heimatverein, für den ich bis zur D-Jugend gespielt habe. Ich wurde gefragt und dann hat sich das spontan ergeben. Es hat großen Spaß gemacht, weil die Jungs Vollgas gegeben haben. Für mich war es eine angenehme Abwechslung und ich konnte auch einmal auf der Trainerseite reinschnuppern.
Mit 20 Jahren denken Sie aber noch nicht an eine Karriere als Coach?
Daferner: Nein, natürlich nicht. Das war eine Ausnahme. Nach meinem Urlaub in Griechenland arbeite ich wieder an meiner Form.
Apropos Form, in der abgelaufenen Saison zählten sie zu den Leistungsträgern. Hatten Sie das erwartet?
Daferner: Ich bin sehr glücklich, so viele Spiele absolviert zu haben, nachdem ich fast ein Jahr komplett aussetzen musste. Dass es am Ende so gut läuft, freut mich natürlich.
Dennoch bleibt ein Wermutstropfen ...
Daferner: ... weil wir es durchaus in die Relegation hätten schaffen können. Im ersten Moment ist man gefrustet, aber im Nachhinein überwiegt die gute Leistung. Keiner hatte das von uns erwartet. Persönlich lief es auch ganz gut, allerdings hätte ich das ein oder andere Tor mehr schießen können.
Für die Nationalmannschaft hat es aber gereicht. Das Trainingslager in Eppan und die Spiele gegen den Weltmeister waren sicher ein Höhepunkt in ihrer Karriere ...
Daferner: ... absolut. Wann spielt man schon einmal gegen den Weltmeister. Aber auch das ganze Drumherum war super. Man wird mit einem großen Medienaufgebot konfrontiert. Viele Augen schauen auf uns als Mannschaft.
Motiviert einen so etwas zusätzlich?
Daferner: Natürlich. Es waren zwar bloß fünf Tage, aber die waren unglaublich. In solchen Momenten wird einem bewusst, warum man sich das ganze Jahr so anstrengt.
Wie haben Sie vom Trainingslager erfahren?
Daferner: U20-Trainer Frank Kramer hat mich etwa vier Wochen vor dem Lehrgang angerufen und gefragt, ob ich zu der Zeit schon Urlaub genommen habe.
Und dann mussten Sie stornieren?
Daferner: Nein, ich hatte das schon im Hinterkopf, also habe ich mir den Urlaub etwas später gelegt. So eine Chance bekommt man nicht oft.
Waren Sie nervös?
Daferner: Ich war sehr angespannt. Nach zwei Minuten war das aber weg. Dann war es ein ganz normales Spiel. Mats Hummels steht hinter dir, aber irgendwann ist das selbstverständlich.
Was hat das Team von Bundestrainer Jogi Löw für einen Eindruck gemacht?
Daferner: Die Spieler waren sehr fokussiert und haben gegen uns Vollgas gegeben. Ins Gespräch kommt man da nicht wirklich. Abends nach dem zweiten Spiel hat uns die Nationalelf aber noch zum Barbecue eingeladen. Da ist man mit dem ein oder anderen ins Gespräch gekommen. Alle waren sehr nett und bodenständig. Am meisten habe ich mich mit Nils Petersen unterhalten, den ich ja aus Freiburg schon ein bisschen kenne. Auch mit Marvin Plattenhardt habe ich länger geredet. Ich habe früher mit seinem Bruder zusammengespielt. Insgesamt merkt man aber auch, dass alle schon mit dem Kopf bei der Weltmeisterschaft sind.
Die meisten Blicke richteten sich im Trainingslager auf Manuel Neuer. Sie haben in den beiden Tests sowohl gegen ihn als auch mit ihm gespielt. Was hatten Sie für einen Eindruck?
Daferner: Er war sehr konzentriert. Auch wenn er nicht viel im Spiel gesagt hat, hat er eine unglaubliche Präsenz. Das hat uns auf jeden Fall Sicherheit gegeben. Er hat super gehalten, als ob nie etwas gewesen wäre. Außerdem ist er sehr sympathisch. Er hat sich sogar bei unseren Torhütern entschuldigt, dass er ihnen den Platz weggenommen hat.
Wenn man so nah an der Mannschaft dran war, verfolgt man die WM dann mit anderen Augen?
Daferner: Noch beim letzten Turnier saß ich wie ein kleiner Junge vor dem Fernseher. Jetzt denke ich, mit denen habe ich ja erst zusammen trainiert. Ich habe auch schon vorher mitgefiebert, aber jetzt drücke ich umso mehr die Daumen, weil ich mich als kleiner Teil der Vorbereitung fühle.
Wie weit kommt Deutschland?
Daferner: Ich hoffe, sie holen den Titel. Die Mannschaft ist sehr stark und auch vom Menschlichen passt es meiner Meinung nach.
Wie verfolgen Sie die Spiele – auf der Couch oder beim Public Viewing?
Daferner: Ich schaue mir die Spiele zu Hause an. Ich brauche da meine Ruhe, weil ich das Geschehen auf dem Platz genau verfolge.
Interview: Sebastian Richly