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Fußball: Skandalspiel in Hoffenheim: „Auch ein gesellschaftliches Problem“

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Skandalspiel in Hoffenheim: „Auch ein gesellschaftliches Problem“

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    Was ist hier los? Das dachten sich die Spieler des FC Bayern und der TSG Hoffenheim. Auch Fußballer, Funktionäre und Fanklubs im Landkreis Aichach-Friedberg diskutieren über die Vorfälle um Dietmar Hopp, den Mäzen der TSG Hoffenheim.
    Was ist hier los? Das dachten sich die Spieler des FC Bayern und der TSG Hoffenheim. Auch Fußballer, Funktionäre und Fanklubs im Landkreis Aichach-Friedberg diskutieren über die Vorfälle um Dietmar Hopp, den Mäzen der TSG Hoffenheim. Foto: Michael Probst/dpa

    Es war das Thema in allen Nachrichten, Sportsendungen und an allen Stammtischen: Der Beinahe-Spielabbruch der Bundesliga-Partie zwischen Hoffenheim und den Bayern, nachdem Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp einmal mehr übel beleidigt worden war. Aus Protest stellten die Spieler beider Mannschaften ihre Arbeit ein und spielten sich die verbleibende Spielzeit nur noch den Ball gegenseitig zu – ein Novum in der Bundesliga. Diese Szenen werden auch bei den Fußballern im Wittelsbacher Land intensiv diskutiert.

    Klar, dass man sich auch in der Region seine Gedanken um die Protestaktion der Ultras gegen den DFB und gegen Dietmar Hopp seine Gedanken machte. Wir fragten bei Fußballern, Trainern, Funktionären und Fanklubs nach, wie sie die Problematik sehen.

    "Es fehlt der gegenseitige Respekt"

    „Ich denke, dass das kein fußballspezifisches, sondern dass der mangelnde Respekt anderen gegenüber ein gesellschaftliches Problem ist“, meinte Ajet Abazi , der Trainer des Fußball-Landesligisten SV Mering . Der mittlerweile 43-Jährige hat zu seinen Zeiten beim FC Augsburg Dietmar Hopp persönlich getroffen und ihn als angenehmen, freundlichen Menschen kennengelernt. Abazi hofft nun darauf, dass die Vereine und auch der DFB nun Flagge zeigen – nicht nur, wenn es gegen Dietmar Hopp geht, sondern auch bei Rassismus. „Solche Leute, die andere beleidigen, gehören aus dem Verkehr gezogen und auch bestraft“, meinte der MSV-Coach. Auch die Schiedsrichter müssten konsequent durchgreifen und „auch wir Trainer sind gefordert und müssen schon bei uns in den Vereinen früh Grenzen setzen“, forderte Abazi .

    Wird allem zu viel Aufmerksamkeit geschenkt?

    Als „traurig“, beschreibt Jürgen Dumbs , Abteilungsleiter des BC Adelzhausen , die Ereignisse vom Wochenende. Der langjährige Bayern-Fan, der auch Mitglied im Fanklub Kurve Adelzhausen ist, hat eine klare Meinung: „Durch die Aktion haben diejenigen ein traumhaftes Spiel der Mannschaft kaputt gemacht. Ich schäme mich als Bayernfan aber nicht, denn diese Leute sind keine Fans.“ Für Dumbs ist diese Problematik allerdings nicht neu: „Beleidigungen gab es schon immer im Fußball . Man darf jetzt nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, denn dann wird es schwierig. Aktuell ist die Lage sehr aufgeheizt“, so der 35-Jährige. Er macht aber auch klar: „Wir sollten die Geschehnisse nicht verharmlosen, aber auch nicht dramatisieren.“ Als störend empfindet der Torhüter vielmehr, dass die Sache so viel Aufmerksamkeit erhält: „Das ist doch genau das, was die wollen. Warum zeigt man die Bilder überhaupt im Fernsehen?“ Einen positiven Aspekt kann Dumbs dem Ganzen aber abgewinnen – die Reaktion der Spieler: „Das fand ich klasse. Mein Vater fühlte sich ein bisschen an das WM-Spiel zwischen Österreich und Deutschland von 1982 erinnert. Die Frage ist, ob bei einem 0:0 die Spieler ebenso gehandelt hätten.“ Der Adelzhausener schaut trotz allem nach vorne: „Ich hoffe, dass nun wieder alle etwas gemäßigter werden. Die Wortwahl war natürlich krass. Ich weiß auch nicht, warum Hopp als Einzelperson da so angegangen wird. Man kann gegen die Kommerzialisierung sein, aber ob jetzt ein Mäzen oder ein Konzern hinter dem Verein steckt, ist egal“, so Dumbs , der noch einen Appell hat: „Alle wollen immer, dass die deutschen Teams international mithalten. Aber das geht nur mit diesen Geldern.“ Dumbs sieht aber nicht nur den Fußball , sondern solche Anfeindungen als gesamtgesellschaftliches Problem.

    Rinnenthaler Fanklub distanziert sich

    Florian Seitz , der Vorsitzende des Bayern-Fanklubs „Red Champs“ aus Rinnenthal , wollte eines gleich klar stellen: „Wir als Fanklub Red Champs distanzieren uns ausdrücklich von dieser Aktion. So etwas hat in den Fußballstadien nichts zu suchen.“ Seitz hat prinzipiell nichts gegen Fan-Aktionen – beispielsweise gegen die ungeliebten Montagsspiele. „Wenn dagegen protestiert wird, ohne dass jemand diffamiert oder beleidigt wird, oder wenn Fans einmal einem solchen Spiel aus Protest fern bleiben, dann finde ich das ok, schließlich sollen die Fans ihre Meinung äußern dürfen“, sagte der Rinnenthaler. Der organisierte Protest gegen Kollektivstrafen durch den DFB oder den vermeintlichen Kommerz sei für „uns als kleinen Fanklub nur schwer nachvollziehbar“, meinte Seitz , der auch in Sachen Rassismus eine klare Meinung vertritt: „Das geht gar nicht.“ Auch Seitz sieht ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich nicht nur auf den Fußball beschränkt. „Es fehlt der Respekt, das hat man auch beim Biathlon gesehen. Wenn die treffen ist alles super, schießen sie daneben, sind sie gleich die Schande der Nation“, führte er aus.

    Seitz hat sich auch bei Kollegen aus anderen Fanklubs erkundigt und die waren mit ihm einer Meinung: „Vielleicht haben alle Verantwortlichen – DFB , DFL und die Vereine – einerseits bisher zu wenig getan und andererseits auch zu lange zugeschaut. Schließlich gab es die ersten Plakate gegen Hopp schon 2008.“

    Spielabbruch ist das letzte Mittel

    Gut reagiert habe Schiedsrichter Christian Dingert bei den Vorfällen in Sinsheim findet Thomas Färber , der Schiedsrichterobmann des Kreises Augsburg . „Ich fand es auch gut, wie die beiden Mannschaften nach der Unterbrechung reagiert haben. Mit solchen Aktionen hält man diesen sogenannten Fans den Spiegel vor“, sagte Färber weiter. Dafür, wie man mit solchen Vorfällen umgehen solle, dafür gebe es kein Patentrezept, so Färber . Eines aber steht für den Schiedsrichterobmann fest: „Ein Spielabbruch sollte wirklich das allerletzte Mittel sein.“

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