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Aichach-Friedberg: Bundesliga: Kreis-Vereinsvertreter zwischen Vorfreude und Zweifel

Aichach-Friedberg

Bundesliga: Kreis-Vereinsvertreter zwischen Vorfreude und Zweifel

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    Die Bundesliga startet wieder ihren Spielbetrieb. Die Entscheidung ist höchst umstritten, denn die Corona-Krise dürfte noch lange nicht ausgestanden sein.
    Die Bundesliga startet wieder ihren Spielbetrieb. Die Entscheidung ist höchst umstritten, denn die Corona-Krise dürfte noch lange nicht ausgestanden sein. Foto: Jan Woitas, dpa

    Samstag, 16. Mai: Viele Fußballfreunde können es kaum erwarten, bis die Kugel bei den deutschen Profis endlich mal wieder rollt. Andere dagegen werden dann den Kopf noch intensiver schütteln als sie es seit einigen Tagen ohnehin bereits machen. Schließlich ist ein Ende der Corona-Pandemie keinesfalls in Sicht. Wie beurteilen die Fußballvereine in unserem Landkreis die Entscheidung, den Spielbetrieb in den obersten beiden Klassen ohne Zuschauer auf den Rängen fortzusetzen?

    Georg Resch vom SV Mering freut sich auf den Start der Bundesliga.
    Georg Resch vom SV Mering freut sich auf den Start der Bundesliga. Foto: Eva Weizenegger

    Auf Tuchfühlung mit den Aufstiegsplätzen auf Rang sechs steht der SV Mering. Zum Stand jetzt hat der Landesligist ab September die Chance, sich noch weiter an die Aufstiegsplätze heranzupirschen. Dessen Vorsitzender Georg Resch, der aufgrund der Auflagen derzeit keine Spiele seines MSV sehen kann, freut sich dafür umso mehr auf die Bundesliga, die am Wochenende wieder startet: „Ich fiebere den Spielen aus emotionaler und fachlicher Sicht entgegen. Erstens will ich wieder fachsimpeln können, und zweitens bewegt Fußball nun einmal die Menschen. Mich eingeschlossen.“

    Auch Marcus Mendel wird sich die Partien am Wochenende ansehen. „Dann lohnt sich zumindest mein Sky-Abo wieder“, sagt der Abteilungsleiter des TSV Friedberg lachend. „Zudem hatten wir eine so lange fußballfreie Zeit, da freut man sich als Fan definitiv.“

    Georg Resch vom SV Mering sieht Lage im Amateurbereich kritisch

    Auf Ebene der Amateure sieht das jedoch anders aus: Denn dass sein SV Mering bald wieder auf den Platz darf, hält der Meringer Resch für unwahrscheinlich: „Bereits die Auflagen des Bayerischen Fußballverbandes für das Training sind schwierig einzuhalten. Deshalb sehe ich auch kaum eine Chance für den Spielbetrieb.“ Reschs Unmut äußert sich zunehmend, während er die Auflagen des BFV durchgeht. Dazu gehört unter anderem die Anstellung eines Hygienebeauftragten, das stetige Desinfizieren von Bällen, Torwarthandschuhen, Händen und das Führen eines Protokolls zu den Teilnehmern. Diese seien laut eines BFV-Schreibens auf zehn zu begrenzen und in zwei Gruppen aufzuteilen. „Letzteres ginge sogar“, sagt Resch. „Die Platzkapazitäten haben wir dafür.“

    Allerdings nur für die Herrenmannschaften. „Die Jugenden werden wir wohl nicht auf den Rasen lassen.“ Was Resch am meisten störe, sei die Frage nach der Verantwortlichkeit. Laut Vereinsstatuten hafte am Ende immer der Vorstandsvorsitzende. „Das heißt, ich müsste für jeden Krankheitsfall haften. Das kann und möchte ich mir nicht zumuten“, stellt Resch klar.

    Markus Mendel vom TSV Friedberg schlägt in die gleiche Kerbe: „Für einen Unglücksfall möchte keiner verantwortlich sein“, sagt der Friedberger Abteilungsleiter. Mendel schätzt gar, dass in diesem Jahr kein Spiel mehr stattfinden werde. „Mit dem Trainingsbetrieb setzen wir auf jeden Fall aus. Klar wollen die Jungs kicken, aber als Amateurverein können wir die Vorgaben nicht erfüllen.“

    Als Stand-by-Torwart weiß Mendel selbst, wie schwierig es ist, sich an bestimmte Dinge zu halten. „Als Torhüter spuckt man sich eben mal in die Hände. Und auch auf dem Platz ist das Usus.“ Diese natürlichen Verhaltensweisen müssten Spieler und Verantwortliche laut BFV vermeiden.

    Jürgens Dumbs vom BC Adelzhausen spricht Dynamo Dresden an

    Wenn es um die Bundesliga geht, kommt Jürgen Dumbs schnell auf die Mannschaft von Dynamo Dresden zu sprechen, die für zwei Wochen in Quarantäne geschickt wurde, nachdem es dort positive Ergebnisse nach Tests gegeben hat. „An diesem Beispiel sieht man schon, wie labil das Ganze ist“, gibt der Fußballchef des BC Adelzhausen zu bedenken. Der Fan des FC Bayern will sich die Fortsetzung der Runde im Fernsehen anschauen. Dabei könne man sich dann selbst ein Bild davon machen, welche Art von Fußball in den nächsten Wochen zu erwarten sein werde, eine gewisse Qualität oder eben nur ein Notbetrieb.

    Die Pause, die den Vereinen in unserer Region verordnet worden ist, bietet Tobias Jorsch die Chance, sich von seiner Fußoperation zu erholen. Den Heilungsprozess dieses Spielertrainers in Diensten des FC Affing verzögerte eine schwere Krankheit, die nichts mit Corona zu tun hatte und nun abgeklungen sei, wie Marc-Abdu Al-Jajeh, sein Kollege, mitteilt. Für ihn sei es keine Frage, dass er künftig wieder eifrig via Bildschirm verfolgen werde, was sich in den deutschen Ligen eins und zwei tue: „Ich bin ein Fußballverrückter.“

    Al-Jajeh, ein Bayernfan, differenziert, wenn es um die Fortsetzung der Saison mit Geisterspielen geht: „Für mich ist das etwas, was uns wieder ein Stück weit zur Normalität bringt.“ Der 30-Jährige zeigt daneben auch Verständnis für Leute, die dem Thema eher mit Vorsicht begegnen. Hier gehe es nicht allein um den Fußball, sondern auch darum, dass die Wirtschaft wieder hochgefahren werden soll.

    „Mich als Fan eines Vereins zu bezeichnen, das wäre übertrieben“, sagt Daniel Framberger: „Aber ich fiebere mit dem FC Augsburg mit.“ Das macht der Spielertrainer des VfL Ecknach schon allein deshalb, weil sein Bruder Raphael für diesen Bundesligisten kickt und nun darauf hoffen darf, dass er zu seinem elften Saisoneinsatz im Oberhaus kommt. „Der ist froh, dass es weitergeht“, berichtet Daniel Framberger, der sich auch Gedanken darüber macht, was passiert, wenn Fußballer von diesem Virus infiziert seien: „Das könnte zum Problem werden.“ In Ecknach ist wie bei den anderen Bezirksligisten nach wie vor nicht an Übungseinheiten wie vor der Pandemie zu denken: „Da soll sich jeder selbst fit halten, ein Training ohne Zweikämpfe macht keinen Sinn.“

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