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Friedberg: Eine ausgezeichnete Liebe zum Wasser

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Eine ausgezeichnete Liebe zum Wasser

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    Leonie und Zoë Prillwitz setzen sich mit ihren Forschungsprojekten für den Umweltschutz ein. Sie wollen die Verunreinigung der Gewässer mit Mikroplastik stoppen. Für ihr Engagement verleiht ihnen unsere Redaktion die Silberdistel.
    Leonie und Zoë Prillwitz setzen sich mit ihren Forschungsprojekten für den Umweltschutz ein. Sie wollen die Verunreinigung der Gewässer mit Mikroplastik stoppen. Für ihr Engagement verleiht ihnen unsere Redaktion die Silberdistel. Foto: Eva Weizenegger

    Mitten in der Friedberger Altstadt, nicht weit von der Stadtmauer, wohnen die beiden Schwestern Leonie und Zoë Prillwitz. Die 20-jährige Leonie studiert in Dresden und ist nur für die Semesterferien kurz heimgekommen. Ihr drei Jahre jüngere Schwester Zoë sitzt über den Vorbereitungen für das Abitur. "Ich muss so viel für Mathe machen", sagt sie und dabei hat sie eigentlich noch genügend für Jugend forscht zu tun. Denn als Regionalsiegerin im Bereich Geo- und Raumwissenschaften hat sie sich für den Landeswettbewerb qualifiziert. 

    Die Schwestern räumten mehrere Preise ab

    Auch Leonie war bereits mehrfach erfolgreich bei Jugend forscht. 2018 entwickelte sie einen Prototyp, der Mikroplastik aus dem Wasser filtert. Dazu hat sie einen dreistufigen Filter für Waschmaschinen entwickelt, der verhindern soll, dass Mikroplastik ins Abwasser gelangt. Denn beim Waschvorgang können sich feine Synthetikfasern – und damit Mikroplastik – von Kleidern ablösen und das Wasser verunreinigen. Ihre Schwester Zoë hat an einem Filtersystem für Waschbecken gearbeitet und war ebenfalls mehrfach erfolgreich. Zudem gibt es einen Filter für Wäschetrockner. Mittlerweile ist der Waschmaschinenfilter sogar so weiterentwickelt worden, dass ein elektronisches Alarmsystem die Nutzer informiert, wenn der Filter gewechselt werden muss. Für ihre Entwicklungen räumten die Schwestern, beide Schülerinnen des Augsburger Maria-Ward-Gymnasiums, nicht nur bei Jugend forscht ab, sondern erhielten neben dem Deutschen Engagementpreis zudem den zweiten Platz beim Deutschen Kinder- und Jugendpreis. Auch den Friedberger Flügel als Innovationspreis, den schwäbischen Umweltpreis sowie den Claus Hipp Sonderpreis beim THI Jugendnachhaltigkeitswettbewerb der Hochschule Ingolstadt heimsten sie ein. Doch statt über ihre Preise zu reden, erzählen die beiden lieber von ihren jüngsten Projekten.

    Zoë hat gerade ihre dreijährige Forschung zum Thema Mikroplastik in Fließgewässern abgeschlossen. Dabei untersuchte sie, wie hoch die Belastung der Wertach, des Lechs und der Singold bei Hoch- und Niedrigwasser sowie bei normalem Wasserstand ist. Zudem entnahm sie am Uferstreifen Proben, um festzustellen, wie stark diese mit Mikroplastik belastet sind. "Meinen Sedimentbohrer habe ich mit meinem verstorbenen Opa zusammen konstruiert", erzählt Zoë. Auch sonst ist die ganze Familie in die Projekte der beiden Schwestern eingebunden. "Mama und Papa haben mich bei Wind und Wetter an die Flüsse gefahren, weil es bei Hochwasser zu gefährlich gewesen wäre, alleine in die Gewässer zu steigen, um Proben zu entnehmen", sagt Zoë. Sie zeigt den Mantatrawl-Filter, ein spezielles Gerät, das aussieht wie eine kleine Fischreuse, mit dem sie das Wasser nach Mikroplastik gefiltert hat. 

    Leonie vertrat Deutschland beim Junior Water Prize in Stockholm

    Dass Hoch- oder Niedrigwasser für eine erhöhte Belastung mit Mikroplastik sorgen, ist aber nicht das einzige Problem. "Für Kieslaicher wie die Bachforelle ist das eine große Bedrohung", sagt Leonie. In Brutboxen, die sie in ihrem eigenen Keller stehen hatte, züchtete sie Bachforellen und setzte diese unter anderem in der Friedberger Ach aus. Die Hauptproblematik liege darin, dass sich durch reißende Fluten die Feinsedimentlast in den Gewässern erhöhe. Diese erhöhte Sedimentlast ziehe drastische Folgen nach sich und führe zu einer Bedrohung diverser Arten. Dieses Projekt soll dabei helfen, den Erfolg von Brutboxen-Aktionen für die davon betroffene Bachforelle zu verbessern. Mit ihren Erkenntnissen vertrat sie Deutschland auch beim Junior Water Prize in Stockholm. Zudem war sie eingeladen, vor der Hessischen Landesvertretung im EU-Parlament über ihre Entwicklungen zu sprechen. 

    Die Forellen setzte sie zusammen mit einer Gruppe von Pfadfindern aus und auch Nachbarskinder beziehen die Prillwitz-Schwestern immer wieder in ihre Arbeit mit ein. "Beim Probennehmen am Ufer der Wertach zum Beispiel halfen sie mit und als dann ein Jugendlicher eine Zigarette achtlos wegwarf, sagte ein kleiner Nachbarsjunge: 'Eine

    Nachdem Leonie ihr freiwilliges ökologisches Jahr am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven absolviert hatte und dort am Zentrum Aquaforschung tätig war, beschloss sie, auch ihr Studium in diesem Bereich anzutreten. Sie studiert seit September 2023 in Dresden Hydrowissenschaften. "Dieser Studiengang wird in Deutschland ausschließlich in Dresden angeboten", sagt sie. 

    Für Zoë geht es nach dem Abitur erst einmal in eine andere Richtung. "Neben dem Umweltschutz interessiert mich die Arbeit mit Menschen sehr." Sie wird an der Uniklinik in Augsburg ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren und will danach Kindermedizin studieren. 

    • Info: Das ist unsere Silberdistel:
    • Auszeichnung: Mit der Silberdistel ehrt unsere Redaktion seit vielen Jahren Menschen aus der Region für ihr besonderes bürgerschaftliches Engagement.
    • Handwerk: Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeiteten Distelblüte, die eigens in der Alten Silberschmiede in Augsburg angefertigt wurde.
    • Vorschläge: Jede Leserin, jeder Leser kann Vorschläge für unsere Auszeichnung machen. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden sich in unseren Lokalredaktionen.
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