„Ich selbst glaube nicht an Feen, Trolle und Kobolde“, sagt Siegfried Weidinger aus Baindlkirch und lacht verschmitzt. Der 72-Jährige hat sich der kunstvollen Erschaffung von märchenhaften Landschaften aus Holz und Pflanzen verschrieben. Nicht für Menschen, sondern für Feen, Trolle und Kobolde. Sein Arbeitszimmer gleicht einem verwunschenen Ort, gefüllt mit duftendem Holz, bunten Blumen und einem Hauch von Magie.
Alles begann mit einem Vogelhaus für eine Freundin
Seine Augen leuchten vor Begeisterung, wenn er über seine Leidenschaft spricht. „Alles begann damit, dass ich für eine Freundin ein Vogelhaus baute“, erzählt der Gründer der Boandlkircher Brettlbühne. Aber kein normales Vogelhaus, sondern einen Bauernhof für Vögel, weil die Bekannte einen Bauernhof in Merching hat. Das war vor vier Jahren. Gleich darauf kam seine Tochter, die sich für ihre Kleine ein Zuhause für die Weihnachtsfee Fiona wünschte.
Weidinger schuf eine Feenwohnung aus Wurzelwerk, die der weihnachtlichen Fee ebenbürtig ist. „Außerdem haben mich eine Reise nach Island vor vielen Jahren und meine jetzige Reise ans Nordkap dahingehend getriggert“, erzählt der Berliner, der, wie er selbst sagt, „aber so viel Charakter hatte, mit drei Monaten nach Bayern zu kommen.“
Lachend verrät er, woher er seine Materialien bekommt: „Sonntags geh’ ich immer in den Wald zum Einkaufen.“ Weidinger sucht dort nach Aststücken, Wurzeln und Steinen, die er dann in seiner Werkstatt zu kunstvollen Miniatur-Landschaften zusammensetzt. „Alles, was ich in meinen Landschaften verbaue, ist selbstgemacht“, sagt er. Er beginnt mit einem Wurzelstock und erschafft erst beim Arbeiten eine wundervolle Landschaft. Der Weg ist das Ziel.
Weidinger braucht sechs bis sieben Stunden für eine Feenlandschaft
Mit Fingerspitzengefühl und einem Auge fürs Detail formt er Hügel, Täler und kleine Teiche. An einer Feenlandschaft sitzt er ungefähr sechs oder sieben Stunden, für ein ganzes Dorf braucht er schon ein paar Monate. Sein Motto dabei: „Je kleiner, desto lieber.“ So finden sich in seinen Landschaften beispielsweise Gruften, die bei näherem Hinsehen ein Skelett beherbergen oder in der Kirche sind die Bänke und Kirchenmalereien herausgearbeitet.
„Manche Kleinigkeiten in meinen Landschaften sieht man nie, aber ich weiß, dass sie da sind“, freut sich Weidinger, der hier einen liebevollen Hang zur Perfektion an den Tag legt. So haben die Fenster an seinen kleinen Häusern ein Scharnier und lassen sich öffnen. „Bis ich das raushatte, habe ich aber lange getüftelt“, gesteht er. Jedes einzelne Element wird von Hand gefertigt und mit einer Präzision bearbeitet, die den Betrachter in eine fantastische Welt entführt.
Seine Werke sind beliebte Geschenke
Weidingers Kunst hat auch einen pädagogischen Aspekt. So sagt er, er würde in der Schule oder im Kindergarten den Kindern die Landschaft zeigen und sagen: „Was braucht man denn dazu alles? Jetzt gehen wir in den Wald und suchen uns das mal zusammen.“ Wenn die eine oder andere Kindergärtnerin oder der eine oder andere Lehrer diese Anregung aufnimmt, freut sich der Mops-Liebhaber, der schon mit seinem mittlerweile verstorbenen Mops Grey auf Reisen war.
Etwas erreichen mit seinem Zauber, den er mit den Landschaften versprüht, will er nicht. „Mir reicht das als wunderschönes Hobby, das mir Ruhe und Geduld schenkt“, erklärt er. Die Feen, Trolle, Dekorationen und Schmuckelemente wie aus dem Märchenreich entsprungen, zeigen sein ausgeklügeltes Know-how. Es entstehen immer neue Variationen von kleinen Häusern, Türchen oder Fenstern, die im Innen- und Außenbereich ihren Platz finden.
Weidingers Werke haben aber nicht nur in seiner Wohnung und Werkstatt ein Zuhause, sondern sind auch beliebte Geschenke. So können schon einige behaupten, sie hätten „einen echten Weidinger“ zu Hause. Als besondere Überraschung hat er ganz ungewöhnliche Adventskalender in petto. Aber das ist eine andere Geschichte. Auch bestellen kann man die zauberhaften Gebilde unter der Telefonnummer 0172/8300264.