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Ried: Rieds Archivar nimmt sich der Geschichte der Anwesen im Ort an

Ried

Rieds Archivar nimmt sich der Geschichte der Anwesen im Ort an

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    Der Rieder Archivbetreuer Josef Jörg begibt sich mit einem elektronischen Findbuch und einer Datenbank mit 3500 Generationen auf "Spurensuche".
    Der Rieder Archivbetreuer Josef Jörg begibt sich mit einem elektronischen Findbuch und einer Datenbank mit 3500 Generationen auf "Spurensuche". Foto: Christine Hornischer

    "Jedes Haus hat seine Geschichte", sagt Josef Jörg, der gemeinsam mit Jürgen Bode das Rieder Archiv führt. Diese Haus-Chroniken möchte Jörg peu à peu aufschreiben und ins Internet stellen. Das ist Pionierarbeit, für die es noch keine Vorlage gibt. Häuser-Chroniken in Buchform gibt es einige, aber keine online. "Diese Form bietet jedoch ganz andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Wiedergabe von Sprachaufzeichnungen oder bewegten Bildern zum jeweiligen Thema", sagt der Baindlkircher. Und er fügt zwinkernd hinzu: "Außerdem ist die Seitenzahl praktisch unbegrenzt".

    Bürger zeigten sich interessiert an dem Rieder Projekt

    Vorab hielt Jörg fünf Vorträge in Baindlkirch, Eismannsberg, Sirchenried und Zillenberg, Ried und Hörmannsberg. "Die Leute waren sehr interessiert und brachten mir auch immer wieder alte Dokumente und Fotos", sagt er. In seinen Vorträgen stellte Jörg unter Beweis, dass die Vergangenheit alles andere als vergessen ist. "Meine Mutter hat mit 75 Jahren angefangen, ihr eigenes Leben aufzuschreiben. Wie dankbar sind wir Kinder und Enkelkinder heute für dieses Büchlein. Mir wurde dadurch bewusst, dass es Sinn macht, die Vergangenheit für die Generationen nach uns zu dokumentieren", schreibt der ehemalige Bänker als Intro zu der Chronik im Internet. 

    "Jedes Haus hat seine Geschichte", sagt Archivar Josef Jörg, der mit seinen Haus-Chroniken im Internet Familien einen Wegweiser an die Hand geben will.
    "Jedes Haus hat seine Geschichte", sagt Archivar Josef Jörg, der mit seinen Haus-Chroniken im Internet Familien einen Wegweiser an die Hand geben will. Foto: Josefa Widmann

    Schon Richard von Weizsäcker wusste: "Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart." Der Baindlkircher möchte mit seinen Haus-Chroniken Familien einen Wegweiser an die Hand geben, wann ein Haus verkauft wurde, wer die Vorfahren sind und vieles mehr. Im Rieder Vortrag hatte er als Überraschung für Bürgermeister Erwin Gerstlacher herausgefunden, dass dessen Ur-Ur-Ur-Urgroßvater der erste Lehrer in der Gemeinde Ried gewesen war. "Deswegen ist der so schlau", sagte er lachend. 

    Ahnenforscher Josef Kiening ist eine wichtige Quelle

    In seinen Vorträgen verriet er auch die Fundstellen für die Haus-Chroniken. Neben dem Meringer Anzeiger greift er beispielsweise auch auf die Genealogie (Ahnenforschung) von Josef Kiening zurück. Seit über 30 Jahren betreibt dieser Ahnenforschung und hat eine Online-Datenbank mit vielen Tausend Namen. Rund 13.000 Häuser angefangen nordwestlich von München bis nach Friedberg hat er "Spurensucher" bereits aufgespürt. So fänden sich zahlreiche Generationen von Ried mit seinen Ortsteilen, erklärte Jörg.

    Bereits vor 20 Jahren habe sein Archivkollege Jürgen Bode 11.647 Artikel des Meringer Anzeigers abfotografiert, welche in einem Bezug zu Ried stehen, so Jörg in seinem Rieder Vortrag. "Dies ist ein unermesslicher Schatz als Fundus für die Heimatgeschichte von 1896 bis 1974", sagte er. "Ich habe die Artikel dann mit einem Fotoprogramm bearbeitet, beschriftet und mit Schlagwörtern in eine Datenbank eingepflegt." Gibt man jetzt einen Suchbegriff ein, erscheine der jeweilige Artikel. "So wie bei der Suchmaschine Google", verdeutlichte der Archivbetreuer. 

    Auch Sterbebilder helfen bei der Suche des Archivars in Ried

    Eine weitere Fundstelle sei der Bayern-Atlas, wusste Jörg. Eine Uraufnahme von 1808 bis 1864 zeige alte Höfe. "Wenn man wissen will, wo die Adresse sich heute befindet, pinnt man eine digitale Stecknadel und wechselt den Hintergrund von der historischen Karte zum heutigen Luftbild. Dies funktioniere auch umgekehrt, so der 71-Jährige. Der Bayern-Atlas ist ein Angebot des bayerischen Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung und frei zugänglich.

    Rund 2000 Sterbebilder befinden sich in der Sammlung des Rieder Archivs, "denn die geben auch oft Auskunft über die Häuser". Damals hätte man nämlich auch den Beruf des Verstorbenen und den Wohnort angegeben. Ein Teil der Trauerbewältigung wurde mithilfe von Bildern und schönen Sprüchen bewältigt. Sie gaben Kraft in einer Zeit, wo viele Tränen flossen.

    Der Rieder digitalisiert alle Dokumente

    "Wer alte Dokumente lesen will, muss üben", sagte Jörg verschmitzt und zeigte einige alte Dokumente in Sütterlin-Schrift. Hierbei kam er auch auf das Rieder Archiv zu sprechen, das sich heute im Obergeschoss der Raiffeisenbank befindet. 53 Kartons über Ried, 20 über Baindlkirch, 19 über Eismannsberg, elf über Hörmannsberg, sieben über Sirchenried und drei über Zillenberg befänden sich in dem Raum. "Alle Dokumente, welche für eine Chronik interessant sein könnten, habe ich digitalisiert", sagte Jörg. "Das jetzige digitale Gemeindearchiv bestehe also aus 56.346 gescannten Seiten. Zusammen mit den Dokumenten und Fotos aus Privatbeständen kann ich auf 135.836 Dateien in meinem PC zurückgreifen." 

    Ausgerüstet mit einem elektronischen Findbuch, in dem rund 10.000 Dokumente samt Kurzbeschreibung des Inhalts aufgelistet sind, und einer Datenbank mit 3500 Generationen, welche er in den letzten sechs Jahren zusammengetragen hat, freut Jörg sich nun auf die weitere Arbeit an der Rieder Chronik.

    Info: Ins Internet unter der Adresse: www.rieder-chronik.de kommen nur Geschichten, die mit der jeweiligen Familie abgestimmt sind. Unter der Rubrik "Gastbeiträge" sind alle eingeladen, ihre Geschichte, ihre Nachforschungen oder sonstige Informationen rund um die Gemeinde- oder Familienchronik der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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