Ein Besuch im Rieder Rathaus verläuft seit vergangener Woche überraschend lebendig und bunt. Die farbenfrohen Bilder und Hörbeiträge einer Ausstellung über Depressionen und dazwischen die farbenfrohen Werke der Künstlerin Cornelia Gonser zeichnen sich beide durch Ausdrucksstärke und emotionale Tiefe aus. So ergänzen sich die zwei Themen – die widersprüchlicher nicht sein könnten – perfekt.
Betroffene erzählen von ihrer Depression
„Mir ist das Thema Depressionen in letzter Zeit immer wieder begegnet“, sagt Kümmerin Claudia Bordon-Vieler, die die Ausstellung organisiert hat. Gerade im Hinblick auf die baldige Fertigstellung des Betreuten Wohnen und dem damit verbundenen Umzug vieler älterer Riederinnen und Rieder sei das Thema Depression immer wieder Thema gewesen. Die Kümmerin hat auch schon Pläne für Veranstaltungen im Betreuten Wohnen.
Bei der neuen Ausstellung „LebensBilderReise“ im Rathaus-Foyer haben vier von einer Depression betroffene Menschen im Rahmen einer Kunsttherapie Bilder entworfen. Diese sind mit kurzen Hörbeiträgen ergänzt. Darin erzählen die Betroffenen von ihren Erfahrungen mit der Depression und davon, was ihnen aus der Erkrankung herausgeholfen hat.
Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine Welt, die auf den ersten Blick voller Lebendigkeit zu sein scheint – und genau in diesem Kontrast liegt die Besonderheit. Die bunten Farben erzählen jedoch nicht von Fröhlichkeit, sondern spiegeln die Facetten und Widersprüche wider, die Menschen mit Depressionen oft erleben: Außen bunt und lebendig, innen leer und schmerzhaft still.
Hörbeiträge, die in sanfter Lautstärke aus den Kopfhörern an einer Säule erklingen, geben den Bildern eine Stimme. Sie erzählen von der widersprüchlichen Natur der Depression, von Momenten, in denen das Äußere und Innere kaum zueinander passen – von Lächeln, die nicht das Herz erreichen. Manche der Betroffenen sprechen von ihrem Weg heraus aus dieser Dunkelheit, der in der Ausstellung durch hellere Farben und klare Formen repräsentiert wird.
Die Krankheit ist von außen oft nicht zu erkennen
Bordon-Vieler erklärt: „Bei dieser Krankheit hat man keinen Husten oder Schnupfen, man sieht von außen nichts.“ Genau das mache es der Umwelt so schwer, Depressionen zu erkennen. Die Kümmerin wolle dazu beitragen, das Stigma der Depression weiter abzubauen, damit mehr über die Erkrankung gesprochen wird und Betroffene möglichst früh Hilfe in Anspruch nehmen.
Und so sind zwischen all den Farbspielen Hinweise auf Heilungsansätze zu sehen: Skizzen zu therapeutischen Wegen, die Bedeutung von Beziehungen und die Kraft der Selbsthilfe. Diese Anspielungen auf Auswege sind oft subtil eingebettet – als würden sie die Besucher ermutigen, genauer hinzusehen und zu erkennen, dass unter all dem Chaos auch Hoffnung und Heilung zu finden sind.
Die Ausstellung erzeugt so eine einfühlsame, gleichzeitig schwere und doch hoffnungsvolle Atmosphäre, die die Gäste emotional mitnimmt. Ergänzt wird das Thema durch die farbenfrohen Arbeiten der Malerin Cornelia Gonser aus Baindlkirch.
Hilfe oder weitere Informationen unter www.depression.bayern.de. Hilfe vom Landratsamt Psychosozialer Dienst, Arif Kökten 08251/92226
Die Ausstellung „LebensBilderReise“ und die Werke der Künstlerin Cornelia Gonser im Rieder Rathaus sind bis Anfang Dezember zu sehen. Öffnungszeiten Dienstag 7.15 bis 12 Uhr, Donnerstag 14 Uhr bis 18 Uhr, Freitag 7.15 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
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