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Ried: Die Baindlkircher Schule soll zum Dorfgemeinschaftshaus werden

Ried

Die Baindlkircher Schule soll zum Dorfgemeinschaftshaus werden

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    So präsentiert sich das Gebäude der ehemaligen Volksschule in Baindlkirch, welches 1896 errichtet worden war. An der gleichen Stelle stand bereits ein Schulgebäude, welches Pfarrer Lindl 1803 errichten ließ.
    So präsentiert sich das Gebäude der ehemaligen Volksschule in Baindlkirch, welches 1896 errichtet worden war. An der gleichen Stelle stand bereits ein Schulgebäude, welches Pfarrer Lindl 1803 errichten ließ. Foto: Repro: Josef Jörg

    Als erste Schlüsselmaßnahme der Dorferneuerung wird die Baindlkircher Schule mit all ihren Traditionen und Erinnerungen zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut werden. „Die Schule hat eine lange und bewegte Geschichte“, weiß Rieds Archiv-Betreuer Josef Jörg, der im digitalen Rieder Archiv unter www.rieder-chronik.de viele Geschichten der Lehranstalt zusammengetragen hat. So steht darin zu lesen, dass das Schulhaus im Jahre 1803 von Pfarrer Ignaz Lindl erbaut worden war. 

    Ein Zitat weist auf den genauen Standort hin: „… dann am Fuße des Hügels zunächst dem Pfarrhofe ein ansehnliches Schulgebäude, dessen unterer Stock zwey geräumige Schulzimmer…: und dies alles seit acht Jahren, vorzüglich das Werk des Pfarrers und Distrikts-Schuldirektor Ignaz Lindl“.

    Nicht immer schöne Erinnerungen an die Schulzeit in Baindlkirch

    Den Bau umranken viele bewegende Geschichten. So beschreibt Anna Jörg, die Mutter des Archivar-Betreuers, ihre Schulzeit mit folgenden Worten: „Also ging ich nun in die Schule, leider hatten wir eine sehr strenge Lehrerin, eine zwei Zentner schwere Frau. Es verging kein Tag, an dem sie nicht Prügel austeilte, nein, sie schlug zu wie ein Mann und nur Kinder von Eltern, die ihr Eier und Butter schenkten, hatten es besser. Ich hatte wahnsinnige Angst vor ihr, wurde ich aufgerufen, dann traute ich mich nichts zu sagen, aus Angst, dass es nicht richtig ist...“. 

    Über 100 handbeschriebene Seiten der Anna Jörg sind ein ungeschminktes Zeitdokument über das harte Leben von 1921 bis zum Jahre 1953.
    Über 100 handbeschriebene Seiten der Anna Jörg sind ein ungeschminktes Zeitdokument über das harte Leben von 1921 bis zum Jahre 1953. Foto: Repro: Josef Jörg

    Zeitweise wurde das Schulgebäude als Flüchtlingsunterkunft genutzt. So war nach dem Zweiten Weltkrieg im ersten Obergeschoss die Familie Ludwig mit drei Kindern untergebracht, welche aus ihrer Heimat in Südmähren vertrieben worden waren. Nachdem die Familie eine andere Bleibe gefunden hatte, wurden die Räume bis zur Eingemeindung 1978 nach Ried als Gemeindekanzlei genutzt. Bis 1970 war der Bürgermeister von Baindlkirch auch Standesbeamter. „Viele Leute aus dem Ort dürften sich noch erinnern, dass sie sich in diesem denkwürdigen Gebäude das Ja-Wort gegeben haben“, sagt Jörg.

    Schule
Schülerinnen der 5. und 6. Klasse der Volksschule Baindlkirch beim gemeinsamen Singen.
    Schule Schülerinnen der 5. und 6. Klasse der Volksschule Baindlkirch beim gemeinsamen Singen. Foto: Repro: Josef Jörg

    Vor 50 Jahren wurde die Alte Schule in Baindlkirch von Ehrenamtlichen renoviert

    Am 20. November 1973 titelte die Friedberger Allgemeine: „Baindlkirch: Alte Schule wird ehrenamtlich renoviert“. Zunächst schufen sich nämlich die Hubertus-Schützen im Untergeschoss, acht Schießstände und darüber ein Schützenheim. Der zweite Stock wird als Pfarrsaal genutzt, auch ein Jugendgruppenraum ist dort untergebracht. Zudem nutzen die übrigen Vereine einige kleine Räume. Ausführlich hat der Rieder Archiv-Beauftragte Jürgen Bode dies in seiner Schulchronik beschrieben, die 2021 erschienen ist. 

    So bewahrt das Gebäude mit seiner 220 Jahre alten Tradition diese ganz bestimmten Erinnerungen und bleibt als Dorfgemeinschaftshaus dem Gemeinwohl erhalten. „Gleich bleiben hoffentlich die knarrende Treppe nach oben und dieser bestimmte Geruch im Schulhaus“, hofft Jörg. Architekt Roland Rieger vom Architekturbüro Plus aus Grimoldsried und das Büro Steidle und Felgentreu aus Kirchheim bei München kamen überein, das bestehende und in hohem Maße ortsbildprägende Gebäude weitgehend zu erhalten und die vorhandenen Räumlichkeiten in die zukünftige Nutzung als Dorfgemeinschaftshaus einzubeziehen.

    Architekt Roland Rieger vom Architekturbüro Plus aus Grimoldsried und das Büro Steidle und Felgentreu aus Kirchheim bei München kamen überein, das bestehende und in hohem Maße ortsbildprägende Gebäude weitgehend zu erhalten.
    Architekt Roland Rieger vom Architekturbüro Plus aus Grimoldsried und das Büro Steidle und Felgentreu aus Kirchheim bei München kamen überein, das bestehende und in hohem Maße ortsbildprägende Gebäude weitgehend zu erhalten. Foto: Architekturbüro Plus

    Die baulichen Eingriffe in das vorhandene Ortsbild sind dadurch minimal, der bestehende „Dreiklang“ von Kirche, Pfarrhaus und Schule bleibt erhalten. Somit entsteht eine angemessene und stimmige Verbindung aus Alt und Neu oder Tradition und Moderne. Im Verlauf der Vertiefungsplanungen habe sich gezeigt, dass weite Teile der Bevölkerung diesen Lösungsansatz mittragen und sich darin wiederfinden können, so die Planer. Neben den bisherigen Aktivitäten rund ums und im Gebäude soll aber auch „Raum“ für Entwicklungsmöglichkeiten der Zukunft berücksichtigt werden. 

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