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Friedberg-Ottmaring: Ein Dorf im Dorf: Einzigartiges Glaubens-Projekt lebt Ökumene

Friedberg-Ottmaring

Ein Dorf im Dorf: Einzigartiges Glaubens-Projekt lebt Ökumene

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    Gerne wird im Ökumenischen Lebenszentrum in Ottmaring gemeinsam gegessen.
    Gerne wird im Ökumenischen Lebenszentrum in Ottmaring gemeinsam gegessen. Foto: Bill Titze

    Wenn man so will, gibt es in Ottmaring eine Stadt im Dorf. Da stehen Häuser mit verschiedenen Wohnformen, eine Kapelle sowie ein Zentrum, in dem Veranstaltungen stattfinden können. Während in der (großen) Stadt jedoch oftmals Anonymität vorherrscht, geht es in

    Beim Besuch in einem der Häuser denk man vielmehr, man sei in Italien. Es riecht nach Olivenöl, aus der Küche sind italienische Sprachfetzen zu hören. Denn dort kocht gerade Valeria mit ihrem Freund Andrea. Sie beide sind zu Besuch in Ottmaring, Valeria sogar schon zum zweiten Mal. Im Rahmen des Projekts "Open City" kommen nämlich Jugendliche ins ÖLZ, um dort im Sommer Deutsch zu lernen und die Gegend zu erkunden. "Mir gefällt einfach sehr gut, wie man hier miteinander umgeht und dass wir trotz des unterschiedlichen Alters zusammen kommen", erklärt die 15-Jährige.

    In Ottmaring leben Gläubige in mehreren Häusern zusammen

    Das ÖLZ wurde 1968 von der protestantisch geprägten Vereinigung vom gemeinsamen Leben und der katholischen Fokolar-Bewegung gegründet. "1960 sind sich Verantwortliche der beiden Gemeinschaften begegnet und haben bemerkt, dass sie die gleichen Ideale leben", sagt Horneber, die selbst in der Vereinigung vom gemeinsamen Leben aktiv ist. Diese bestehen nicht zuletzt darin, Einheit zwischen Christen zu stiften. "1965 entstand dann die Idee, gemeinsam zu leben." Da die Vereinigung damals schon ein Haus in Ottmaring hatte, kam eines zum andern. Es wurde ein ÖLZ-Verein gegründet, der drei weitere Häuser kaufte. Außerdem bauten Privatleute hier, die Gefallen an dem Projekt fanden. 1976 war schließlich das Begegnungszentrum fertig, dessen Bettenhäuser bald für eine begrenzte Zeit als Flüchtlingsunterkunft dienen sollen. Auswirkungen auf das Lebenszentrum hat das jedoch nicht.

    Esther Klein, Brigitte Horneber und Ulrike Zachhuber (v.l.n.r.) leben im ÖLZ.
    Esther Klein, Brigitte Horneber und Ulrike Zachhuber (v.l.n.r.) leben im ÖLZ. Foto: Bill Titze

    So entstand nach und nach eine richtige kleine Stadt mit unterschiedlichen Lebensformen. Bis heute leben in den heute rund 15 Häusern Familien genauso wie Priester. Auch Wohngemeinschaften gibt es. Aufgrund der langen Zeitspanne haben sich aber die Besitzverhältnisse heutzutage geändert. Menschen starben, Häuser und Wohnungen wurden vererbt. Nicht immer nehmen die Nachkommen weiter am Leben im ÖLZ teil. "Aber es gibt natürlich weiterhin eine große Gastfreundschaft untereinander", sagt Horneber.

    Gastfreundschaft wird im Ökumenischen Lebenszentrum großgeschrieben

    Gastfreundschaft wird im ÖLZ tatsächlich großgeschrieben. Das zeigt sich nicht nur am Open-City Projekt. So nahm die Gemeinschaft vor einigen Jahren eine syrische Familie auf, die immer noch in einem der Häuser lebt. Es sei intensiv darüber diskutiert worden, erinnert sich Horneber. Schließlich kennen sich viele der meist älteren Bewohnerinnen und Bewohner in Sachen Islam nicht aus. "Es ist aber eine unheimliche Bereicherung für uns", sagt Esther Klein von der Fokolar-Bewegung. 

    In der Kapelle im Begegnungszentrum werden ökumenische Gottesdienste gefeiert.
    In der Kapelle im Begegnungszentrum werden ökumenische Gottesdienste gefeiert. Foto: Bill Titze

    Doch gibt es auch junge Familien im ÖLZ. Dazu gehört das Ehepaar Kacele mit seinen drei Kindern. Sie kamen vor sieben Jahren von Italien nach Deutschland, ursprünglich stammen die Kaceles aus Albanien. "Wir waren schon dort bei der Fokolar-Bewegung dabei", erzählt Mutter Kela Kalece. "Mein Mann hat dann drei Jahre hier als Hausmeister gearbeitet und als ein Haus frei wurde, haben wir uns für das Leben hier entschieden." Nebenan wohnt eine weitere junge Familie, mit der sich die Kaceles schnell angefreundet haben. Man lese zum Beispiel die Bibel gemeinsam. Für Kela Kacele ist das Zusammenleben besonders, viel mehr als eine Nachbarschaft. "Es ist immer einer da, der dir hilft."

    Im ÖLZ in Ottmaring finden regelmäßig Veranstaltungen statt

    Für Ulrike Zachhuber von der Fokolar-Bewegung ist genau das der entscheidende Punkt im ÖLZ. "Wir bestreiten das Leben hier gemeinsam. Das Geld, das wir in unseren Berufen verdienen, legen wir zum Beispiel in unseren jeweiligen Wohngemeinschaften zusammen." Während Zachhuber maßgeblich am "Open-City"-Projekt beteiligt ist, gibt es noch viele andere Projektgruppen, in denen beispielsweise gemeinsame Treffen organisiert werden. Jeden Monat findet ein gemeinsamer Abend zu einem bestimmtem Thema statt. Zusammen kommt man ebenso in der Kapelle im Begegnungszentrum. Zwei Gottesdienste gibt es hier pro Woche, jede Konfession ist einmal dran. Aber auch hier überwiegt letztlich das Gemeinsame, wie Kela Kacele andeutet. "Wenn man ein Problem hat, beten dort alle mit einem zusammen. Du bist einfach nie allein."

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