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Mering : Zeitzeugen erzählen Geschichten über die Meringer Nachkriegssiedlung St. Afra

Mering

Zeitzeugen erzählen Geschichten über die Meringer Nachkriegssiedlung St. Afra

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    Das Meringer Wasserhaus war vollbesetzt.
    Das Meringer Wasserhaus war vollbesetzt. Foto: Wolfgang Wrba

    Die Siedlung Mering Sankt Afra zählt jetzt etwa 2500 Einwohner. Wie und wann entstand aber diese Nachkriegssiedlung? Wolfgang Wrba wurde 1956 in Mering Sankt Afra geboren und lebt dort immer noch mit seiner Frau. Er referierte über die Geschichte der vor 75 Jahren entstandenen Siedlung, zeigte viele Bilder über die ersten Häuser, Bewohner, die dort ansässigen Geschäfte, die Feste im Gasthaus Erlbeck, den Bau der Kirche Mariä Himmelfahrt und die Anfangszeit des Kindergartens. Da der Vortrag so gut besucht war und noch Interesse an einer Fortsetzung besteht, soll es nach Ende des Faschings einen zweiten Erzählnachmittag mit mehr Kaffee und Kuchen im Wasserhaus geben. Aufgrund des Ansturms war der frisch gebackene Kuchen schnell vergriffen.

    Ortsansicht von Mering. Blick auf den Ortsteil St. Afra, der im Westen von der viergleisigen Bahnstrecke begrenzt wird.
    Ortsansicht von Mering. Blick auf den Ortsteil St. Afra, der im Westen von der viergleisigen Bahnstrecke begrenzt wird. Foto: Bernhard Weizenegger

    Rudi Kraus blickt zurück, wie er als Kind nach Mering kam

    Der Zweite Weltkrieg sorgte für viele Heimatvertriebene und Flüchtlinge sowie Ausgebombte. Im Juli 1946 trafen die ersten Familien aus dem Sudetenland in Mering ein. Der Zeitzeuge Rudi Kraus erzählte, wie er nach der langen Anreise mit einem Güterwagen in Augsburg in der Kammgarnspinnerei ankam, bevor es weiter nach Mering ging. In der Schlossschänke durften sie eine Nacht auf einer Bank übernachten und kamen für drei Jahre zu einem Bauern nach Sirchenried. Als Siedleranwärter erhielt die Familie im ersten Stock in einem Haus in St. Afra 40 Quadratmeter zugeteilt.

    Der Spatenstich für Sankt Afra war am 10. Oktober 1948, Hebauf schon am 8. Dezember. Am 4. Juni 1949 bezog die Familie Puchner das erste Haus in der Nikolaistraße 1. Ingrid Rodinger erzählte über diese Zeit, die sie als Kind erlebte. Während es im Februar 1950 nur 175 Bewohner waren, zählte die Siedlung im Dezember 1950 bereits über 1000. 5,4 Personen mussten sich eine 3-Zimmer-Wohnung teilen. Jedes Siedlerhaus hatte zwei Stockwerke und somit zwei solcher Wohnungen. Die Häuser hatten anfangs weder fließendes Wasser noch Strom. Im Garten gab es einen Pumpbrunnen und mehrere Häuser teilten sich ein Klohäuschen, das Wrba als „Siedlerstolz“ bezeichnete. Im Oktober 1950 verfügte St. Afra bereits über eine Kläranlage, das Wasserpumpenhaus und Elektrizität gab es bereits seit April 1950.

    Der Bau der Kirche Mariä Himmelfahrt begann im Jahr 1952, die feierliche Einweihung erfolgte am 2. Mai 1954. Wolfgang Wrba erwähnte die Bedeutung der Kantine 1 für die Bauarbeiter und der Kantine 2 mit einer Gaststätte und mehreren Geschäften. Auf dem Platz der Kantine 2 entstand später das Gasthaus Erlbeck, das an Ostern 1959 den Betrieb aufnahm und bis 1996 geöffnet war. 1998 wurde das Gebäude leider abgerissen.

    Keine Schule für St. Afra

    Da 151 Schulkinder zweimal täglich auf der B2 bis nach Mering zur Schule laufen mussten – im Winter oft bei Dunkelheit - und es immer wieder zu Unfällen kam, wurde 1950 ein Schulhausbau in der Siedlung geplant. Der Bau wurde zwar begonnen, jedoch nicht weiterverfolgt. Am 16. Dezember 1955 wurde endlich ein Gehweg an der B2 zur Sicherheit der Kinder fertiggestellt. Wolfgang Wrba wies darauf hin, dass bereits im ersten Bebauungsplan für Sankt Afra, den der Architekt Wunder im Jahr 1949 aufgestellt hatte, ein Bahnhof geplant war. Eröffnet wurde der Bahnhof aber erst am 8. Dezember 2008. Gegenüber vom Bahnhof war noch ein Café, ein Siedlungsplatz mit Kirche und Geschäften vorgesehen.

    Ein bedeutendes Ereignis in Mering Sankt Afra war der Besuch des regierenden Bürgermeisters von Berlin Willy Brandt im Jahr 1961. „Willy Brandt machte anlässlich einer Wahlkundgebung im Gasthaus Erlbeck Pause, ich gab ihm die Hand und überreichte ihm einen Blumenstrauß“, erinnert sich Wrba. Es waren hauptsächlich Mütter mit ihren Kindern, die den Haushalt liegen ließen und zum Gasthaus eilten, um den beliebten Politiker zu sehen.

    Der von der katholischen Kirche gebaute Kindergarten nahm 1960 seinen Betrieb mit der Erzieherin Liselotte Pollinger auf. Unterstützt wurde sie von Müttern, die ihr bei der Austeilung des Essens halfen. Auch Wolfgang Wrba gehörte zu den ersten Kindern im neuen Kindergarten. Er zeigte viele Bilder aus der Anfangszeit. Während es zu Beginn nur eine Ein- und Ausfahrt nach Mering St. Afra gab, sind es jetzt drei. Gerhard Geier erzählte, dass ihm als neuem Lehrer damals in Mering abgeraten wurde, ein Haus in St. Afra zu beziehen, das gerade frei war. Da Wolfgang Wrba nur einen Teil der Bilder zeigen konnte und das Interesse an einem zweiten Vortrag groß war, plant er einen weiteren nach dem Fasching. Der genaue Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.

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