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Mering: Wie viel Gewerbe soll Mering für die Ortsmitte vorschreiben?

Mering

Wie viel Gewerbe soll Mering für die Ortsmitte vorschreiben?

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    Haus an Haus mit Gewerbe im Erdgeschoss – das macht den Charme der Einkaufsstraße im Meringer Zentrum aus. Diesen Charakter will der Marktgemeinderat mit Hilfe eines Bebauungsplans sichern.
    Haus an Haus mit Gewerbe im Erdgeschoss – das macht den Charme der Einkaufsstraße im Meringer Zentrum aus. Diesen Charakter will der Marktgemeinderat mit Hilfe eines Bebauungsplans sichern. Foto: Gönül Frey

    Ein denkbar schwieriges Projekt hat sich der Gemeinderat Mering mit seinem Bebauungsplan für den Innerort vorgenommen. Um das gewachsene Zentrum mit seiner Einkaufsstraße zu bewahren, werden die Eigentümer in ihren Freiheiten eingeschränkt. Deswegen kam das Planungsbüro Dragomir noch einmal, um den bisherigen Planungsstand vorzustellen. Mit den Ergebnissen soll es dann voraussichtlich am 25. April in den Austausch mit den Eigentümern gehen. 

    Zentrale Vorgabe des Bebauungsplans ist es, dass an der Augsburger/Münchner Straße und einigen Abzweigungen im Erdgeschoss nur gewerbliche Nutzung zulässig ist. Das Büro Dragomir schlägt außerdem eine maximale Wandhöhe von 10,50 Meter bzw. 11,50 Metern im rückwärtigen Bereich und eine Firsthöhe von 14,50 Metern vor. Vorhandene Ausreißer wie der Andechser mit über 18 Metern würden – Stand heute – als Ausnahme im Bestand festgesetzt.

    In der Ortsmitte Mering sind die Vorgaben direkt an der Straße streng

    Im Bemühen, die Einschnitte für die Eigentümer so gering wie möglich zu halten, schlägt das Büro Dragomir eine zweistufige Einteilung vor. Direkt entlang der Augsburger /Münchener Straße sind auf eine Breite von acht Metern die Vorgaben strenger: Im Erdgeschoss ist nur gewerbliche Nutzung möglich und auch gestalterisch gibt es genauere Vorgaben. Im rückwärtigen Teil der Gebäude sollen die Freiheiten größer sein. Hier könnten auch Flachdächer gebaut werden und Wohnungen im Erdgeschoss.

    Diese Lösung, die sich aus früheren Anregungen im Gemeinderat ergeben hatte, stand bei der jüngsten Sitzung stark in der Diskussion. UWG-Fraktionsvorsitzender Mathias Stößlein äußerte die Sorge, dass die Regelung zu einer weiteren Verkleinerung der Verkaufsflächen führen würde. 

    Gewerbe in Mering tut sich mit den kleinen Verkaufsflächen schwer

    Gerade bei leer stehenden Immobilien sei es für die Eigentümer verlockend, den rückwärtigen Bereich als Wohnraum abzuteilen. Vorne würden so kleine Einheiten entstehen, dass sie kaum noch zu vermieten seien. Stößlein berief sich auf den Experten Manfred Heider, der in derselben Sitzung seine Einzelhandelsanalyse vorgestellt hatte. 

    Dieser hatte auf Nachfrage erklärt, dass die kleinen Gewerberäume im Zentrum schwer wirtschaftlich zu betreiben seien. Ideal wären für den Einzelhandel Flächen von 250 bis 300 Quadratmetern. Planerin Sigrid Hacker sicherte zu, dies noch einmal zu überdenken, bevor es in die Abstimmung mit den Eigentümern geht. 

    Georg Resch erklärte in einem Statement, warum er und die Mehrheit seiner Fraktion den Bebauungsplan befürworten, obwohl dieser ein so schwieriges Unterfangen ist. Dieser sei neben der Neugestaltung am Marktplatz ein wichtiger Baustein, um das Zentrum zu stärken. "Und wenn wir das jetzt nicht machen, dann können wir nicht mehr zurück", erklärte Resch. Sollte sich umgekehrt herausstellen, dass es nicht funktioniert, könne man in einigen Jahren den Bebauungsplan immer noch aufheben. "Aber dann haben wir es wenigstens versucht", sagte er. 

    Zustimmung zum Vorhaben signalisierte Andreas Widmann für die SPD-Fraktion und betonte die Notwendigkeit der Eigentümerbeteiligung. Paul Kuhnert (UWG) beantragte für den Gemeinderat eine Begehung des Gebiets zusammen mit der Planerin. 

    CSU-Rat bezeichnet Vorhaben für Mering als Planwirtschaft

    Immer wieder war in der Diskussion die Rede, dass man ja noch Ausnahmen genehmigen könne. Dazu schaltete sich Bettina Gerlach, Geschäftsführerin vom Büro Dragomir ein: "Wenn Sie jetzt schon an Einzelabweichungen denken, dann lassen Sie den Bebauungsplan", sagte sie. Der Gemeinderat solle nur solche Festsetzungen treffen, die er auch bereit sei, durchzuziehen. 

    Kritische Worte gab es von Martin Scherer (CSU): "So eine Planwirtschaft kann nicht funktionieren. Wir werden durch Mering gehen und vorne ist auf acht Meter alles tot – und dahinter wird gewohnt", sagte er. 

    Ein offenes Problem ist der Lärmschutz. Ein Gutachten verlangt umfangreiche Vorgaben von der Ausrichtung der Schlafzimmer über Lärmschutzfenster bis hin zu Vorbauten oder mehrschaligen Fassaden. Verhindern ließe sich dies durch Ausweisung von Tempo 30. Doch trotz des Gutachtens sei die Reaktion aus dem Landratsamt bisher eher ablehnend, berichtete Bürgermeister Florian Mayer. 

    Das Gebäude des ehemaligen Mode Seiler in Mering an der Augsburger Straße soll abgerissen werden. Dort soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit Bäckerei entstehen.
    Das Gebäude des ehemaligen Mode Seiler in Mering an der Augsburger Straße soll abgerissen werden. Dort soll ein Wohn- und Geschäftshaus mit Bäckerei entstehen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Eine Rückmeldung wollte der Bürgermeister auch zu den neuesten Plänen fürs Seilerhaus haben. Wie berichtet, waren in den Meringer Gremien schon einige Konzepte abgelehnt worden, weil sie nicht den künftigen Vorgaben des Bebauungsplans entsprechen. Das trifft auch auf den neuesten Vorschlag zu. Wie Mayer erläuterte, liegt die Firsthöhe im Wunschentwurf bei knapp 16 Metern. 

    Eigentümer planen fürs Seilerhaus in Mering höher als erlaubt

    Die Eigentümer wären bereit, bis auf 15,50 Meter herunterzugehen, was immer noch ein Meter höher wäre als im Bebauungsplan vorgesehen. Auch die Dachform entspricht nicht den Vorgaben. "Aber wir wollen diesen Schandfleck nicht bis in alle Ewigkeiten behalten", gab der Bürgermeister zu bedenken. Speziell für dieses eine Anwesen eine Sonderregelung zu treffen, nahmen die Räte eher kritisch auf. "Ich sehe da jetzt wenig Begeisterung, das nehme ich mal so mit", sagte Mayer. 

    Mit drei Gegenstimmen aus der CSU und einer aus der UWG nahm der Gemeinderat den Entwurf des Bebauungsplans zur Kenntnis und gab ihn mit den neuen Anregungen zur Abstimmung mit den Eigentümern frei.

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