Der Einzelhandel in den Zentren hat überall zu kämpfen. Das ist auch im Meringer Innerort seit einigen Jahren immer stärker spürbar. Und die Corona-Pandemie hat die Lage noch verschärft. Bange Blicken richten sich nun auf die Geschäfte, die nach monatelanger Schließung im Lockdown wiedereröffnen dürfen. Für Merings Bürgermeister Florian Mayer ist es der ideale Zeitpunkt, um mit dem Büro imakomm, Institut für Marketing und Kommunalentwicklung, aus Aalen das zu beginnen, was andernorts oft als Citymanagement bezeichnet wird und wofür es früher in Mering den Marktbeauftragten gab.
Allerdings hat der Markt Mering die Aufgaben deutlich umfangreicher ausgeschrieben. In einer nichtöffentlichen Auswahlrunde kam nun Ende Februar der Hauptausschuss zu dem Ergebnis, dass das Büro imakomm das Spektrum für Mering am besten abdeckt. Aufgabe ist die Erstellung eines Kommunikations- und Marketingkonzeptes, das Aufsetzen eines digitalen Leerstandsmanagements und die kontinuierliche Betreuung als Leerstands- und Einzelhandelsmanager. Bezahlt wird die Arbeit von imakomm, die mit rund 60.000 Euro veranschlagt ist, zu 60 Prozent aus Mitteln der Städtebauförderung. Die formale Zusage der Regierung von Schwaben als der zuständigen Behörde steht allerdings noch aus.
Noch kein massives Problem mit Leerständen in Mering
Geschäftsführer Peter Markert von imakomm will es in Mering mit einem fünfköpfigen Team anpacken. Neben ihm selbst gehören dazu noch Christian Eckert, Carina Killer, Melanie Wiesmann und Eva-Maria Jörg. Markert hat sich in Mering schon umgesehen und ist ganz angetan: "Mering hat insgesamt noch kein massives Leerstandsproblem", urteilt er. Es gebe noch etliche inhabergeführte Ladengeschäfte. Und zur Stabilisierung dieses noch gut funktionierenden Zentrums will er nun mit seinem Team beitragen.
Als erstes wird es laut Markert darum gehen, die Menschen, die es sich im Lockdown angewöhnt haben, online einzukaufen, zurück zu gewinnen. "Wir denken da an kleine Aktionen, die die Leute wieder ins Zentrum holen - auch emotional".
Natürlich bringt das Team auch Ideen mit. Eine wäre etwa, dass Geschäfte bunte Stühle vor ihren Läden aufstellen - wer sich setzt, kriegt einen Capuccino spendiert. Markert betont jedoch, dass dies nur ein Beispiel sei. Denn natürlich entwickle man die Aktionen gemeinsam mit dem Gewerbe: in Einzel- und Gruppengesprächen will das Team herausfinden, was in Mering schon probiert wurde, was funktioniert und was es an neuen Ideen gibt. Ergänzend soll eine Online-Kurzabfrage bei allen Betrieben stattfinden.
Wichtige Entscheidung: was machen wir wirklich in Mering?
Wichtig sei es jedoch, aus der Fülle von Ideen die drei bis fünf zu definieren, die am effektivsten sind und diese rasch umzusetzen. "Ich muss dann auch entscheiden, was machen wir wirklich: das fehlt oft und das fehlt bisher auch in Mering", sagt Markert auch in Hinblick auf den umfassenden Maßnahmenkatalog, den der frühere Marktbeauftragte Karl Grabler erarbeitet hat. "Man muss auch einfach mal etwas versuchen. Und wenn die Hälfte davon funktioniert, ist es doch schon ein Erfolg", findet der imakomm-Geschäftsführer.
Parallel zu den ersten Aktionen ist es laut Markert aber auch notwendig, Strukturen zu schaffen, um künftig enger und schneller zwischen Kommune und Gewerbe zusammen zu arbeiten. Denkbar wäre beispielsweise ein monatlicher Jourfix. "Es soll ja nicht alles wieder einschlafen, wenn unser Auftrag hier endet", meint der Fachmann für Kommunalentwicklung.
Experten für Kommunalentwicklung wollen mit Eigentümern sprechen
Ein wichtiger Arbeitsbereich des Fachbüros ist außerdem das Leerstandsmanagement. Zum einen gehe es darum schon vorab zu überlegen, welche Nutzungen passen ins Zentrum, wenn Leerstände entstehen, erklärt Markert. Er und sein Team wollen auch mit den Eigentümern sprechen und überlegen, was an den Objekten gemacht werden muss, um für einen neuen Mieter attraktiv zu werden.
Es gelte jedoch auch zu überlegen, welche Anreize Mering über das Objekt hinaus bieten könne. "Es gibt kleine Orte, die auf Schnelligkeit bei den Genehmigungen setzen", nennt er als Beispiel. "Wir müssen klar machen, warum sich jemand ausgerechnet in Mering niederlassen soll - denn Leerstände gibt es auch in Friedberg oder Augsburg", stellt Markert klar.
Grundlage dazu ist ein Kataster, in dem alle gewerblichen Leerstände aufgelistet sind. Dieses gilt es erst noch aufzubauen. Vier bis fünf Monate werde sein Büro dafür brauchen schätzt derimakomm-Geschäftsführer.
Betreuung und Coaching für Meringer Geschäftsleute
Dritter Baustein des Auftrags ist Betreuung und Coaching. "Wir brauchen schnell erste Maßnahmen, die wir umsetzen können. Dafür müssen wir schauen, was die Leute wollen und wo sie auch mitmachen", sagt Markert ganz pragmatisch. Er könne sich vorstellen, Geschäftsleute bei der Digitalisierung zu unterstützen aber auch wenn es darum geht, kleine Aktionen für ihre Betriebe zu planen. "Wir sind da ganz für die Betriebe da und recherchieren beispielsweise auch Fördermöglichkeiten, wenn jemand einen Umbau plant".
Das alles machen Markert und sein Team nicht nur vom Büro in Aalen aus. Bedingung der Marktgemeinde für den Auftrag war es, dass sie nachweislich bestimmte Zeiten vor Ort in Mering erbringen. "Wir sind fünf Leute, die hier in Mering je nach Thema, immer wieder auftauchen werden", verspricht der Geschäftsführer.
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