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Mering: Polizeistation in Mering: Nicht alle Bürgermeister sehen Bedarf für Landkreis-Süden

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Polizeistation in Mering: Nicht alle Bürgermeister sehen Bedarf für Landkreis-Süden

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    Nach der Messerstecherei an Neujahr wird darüber diskutiert, ob Mering eine eigene Polizeistation braucht.
    Nach der Messerstecherei an Neujahr wird darüber diskutiert, ob Mering eine eigene Polizeistation braucht. Foto: Friso Gentsch, dpa

    Wenn es im Süden des Landkreises zu einer Straftat kommt - ist die Polizei dann zu weit entfernt, um schnell einzugreifen? Bis eine Polizeistreife von Friedberg nach Steindorf fährt, kann es durchaus eine halbe Stunde dauern. Auch in Teilen Merings brauchen Beamtinnen und Beamten bis zu 20 Minuten, wie eine Übersicht des Innenministeriums zeigt. Die Bürgermeister der Gemeinden im Landkreissüden sehen Vorteile zu einer näheren Polizeistation, sind sich aber weitgehend einig über deren realistischen Nutzen.

    Die gefährliche Messerattacke in der Silvesternacht, bei der ein 16-Jähriger einen 21-jährigen Mann in Mering schwer verletzte, entsetzte den ganzen Landkreis. Bürgermeister Florian Mayer wiederholte seine Forderung, dass Mering als große Gemeinde dringend eine Polizeistation benötige. Die Inspektion in Friedberg sei zu weit weg, die Einsatzkräfte könnten nicht schnell genug vor Ort sein. Eine Übersicht über die Anfahrtszeiten der Polizei gibt der Deutschlandatlas des Bundesinnenministeriums. Die anderen Bürgermeister der südlichen Gemeinden, die zum Teil weiter entfernt sind als Friedberg, geben ihre Einschätzung der Lage.

    In Schmiechen ist die Welt noch in Ordnung

    Steindorf ist mit rund 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern die kleinste Gemeinde des Landkreises. Sie liegt am südöstlichen Rand Aichach-Friedbergs und am weitesten von der Polizeistation entfernt. In den vergangenen Jahren sei Steindorf stets ein weißer Fleck in den polizeilichen Fallstatistiken gewesen, wie Rathauschef Paul Wecker sagt. Bis auf den ein oder anderen Verkehrsunfall habe es kaum Fälle gegeben. "Ich sehe keinen Bedarf für eine Polizeistation - oder dass wir unterversorgt wären." Doch er fügt hinzu, dass in Mering mit Sicherheit andere Probleme aufträten, als in seiner kleinen, ländlich strukturierten Gemeinde.

    Auch in Schmiechen ist die Welt in Ordnung, wie Bürgermeister Josef Wecker sagt. In der kleinen Gemeinde mit rund 1300 Einwohnerinnen und Einwohnern sei die Polizei regelmäßig unterwegs und zeige Präsenz. "Natürlich hätte eine nähere Polizeistation Vorteile - man hätte kürzere Wege und gleich einen Ansprechpartner." Doch eine Notwendigkeit sieht auch er nicht. "Ich denke nicht, dass eine Polizeistation mehr Sicherheit bringt."

    In der Gemeinde Kissing herrschen andere Bedingungen als in Mering. In der Gemeinde leben zwar rund 11.000 Menschen - aber sie liegt nur etwa zehn Minuten von Friedberg entfernt. Bei Bedarf seien die Einsatzkräfte rasch in der Gemeinde. "Polizeipräsenz ist bei uns gegeben", sagt Bürgermeister Reinhard Gürtner. Den Nutzen einer Inspektion im Süden des Landkreises sieht er kritisch.

    "Brennpunkte gibt es überall, ob es eine Polizeiwache gibt oder nicht." Die Beamtinnen und Beamten könnten zudem nicht zu jeder Zeit an jedem Ort präsent sein. Als wesentlich effektiver schätzt er eine personelle Aufstockung der vorhandenen Polizeistationen ein. Zudem räumt Gürtner der Sicherheitswacht, die auch in Mering eingesetzt wird, eine wichtige Stellung ein. In Kissing sei sie bereits regelmäßig unterwegs. "Die Sicherheitswacht ist präsent - und ein gutes Instrument zur Ergänzung der Polizeiarbeit."

    In Ried sucht der Bürgermeister Kontakt zu den Jugendlichen

    Mehr als nur zufrieden ist Bürgermeister Erwin Gerstlacher aus Ried mit der Arbeit der Polizeiinspektion Friedberg. "Wir haben einen guten Draht zu den Beamtinnen und Beamten, und wenn wir die Hilfe brauchen, ist sie schnell da", lobt der Rieder Rathauschef die Arbeit der PI Friedberg. Natürlich gebe es auch in Ried, das mit seinen Ortsteilen auf etwas über 3200 Einwohnerinnen und Einwohner kommt, immer wieder mal kleinere Probleme. Gerstlacher nennt Jugendliche, die sich am Parkplatz des Einkaufsmarktes in Ried treffen. "Aber wir waren doch alle einmal jung und wollten uns ohne die Aufsicht der Eltern treffen", zeigt er Verständnis. Wenn es doch einmal laut werde, dann schaue er persönlich vorbei. "Da hilft schon einfach ein Gespräch, und dann sind die Jugendlichen meistens sehr einsichtig", schildert Gerstlacher. Komme es zu größeren Konflikten, könne auch eine Polizeistation in Mering diese nicht verhindern. Deshalb sieht der Rieder Bürgermeister keine Notwendigkeit, dort eine zusätzliche PI einzurichten.

    Für Helmut Luichtl, der als Bürgermeister fast 3200 Bürgerinnen und Bürger aus dem Gemeindegebiet Merching vertritt, sieht die Sachlage dagegen anders aus: "Ich glaube schon, dass der südliche Landkreis hier Nachholbedarf hat." Die Polizeiinspektion in Friedberg sei doch ein Stück weg und die Präsenz der Beamtinnen und Beamten nicht so spürbar. "Das soll keine Kritik an der Arbeit der Polizei sein", wendet Luichtl ein. Dennoch glaubt er, dass eine Art Außenstelle der PI Friedberg eine sinnvolle Einrichtung wäre. "Das könnte ein Büro sein, das an einem Rathaus angegliedert ist, von dem aus dann die Kräfte direkt vor Ort arbeiten können." Davon profitieren würden sowohl die Bürgerinnen und Bürger wie auch die Polizistinnen und Polizisten, die dadurch die Menschen besser kennen lernen könnten. "Es wäre weniger anonym", glaubt Luichtl.

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