Wenn ein Notarzt oder Rettungswagen nicht innerhalb von zwölf Minuten vor Ort sein kann, unterstützt der First Responder mit einer professionellen Erstversorgung. Die gut ausgebildeten aber ehrenamtlichen Ersthelfer übernehmen die Versorgung des Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Sie führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und betreuen die Patienten. Sie ersetzen nicht den Notarzt oder den hauptamtlichen Rettungssanitäter. Diese Einheit wird zusätzlich alarmiert. Die Freiwillige Feuerwehr Mering will seit drei Jahren diesen Dienst leisten. Es besteht bereits eine gut ausgebildete First-Responder-Gruppe. "Das ist aber keine Konkurrenz zu bestehenden Organisationen wie beispielsweise dem Roten Kreuz", erklärt Andreas Regau, Kommandant der Feuerwehr. Doch der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Augsburg (ZRF) verweigert die offizielle Zusage.
Ursula Christ, Geschäftsleiterin des ZRF Augsburg, erklärt: "Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und mehrfach darüber in der Sitzung des ZRF darüber beraten." In dem Beschluss, der unserer Redaktion vorliegt, heißt es: "Nachdem neben dem regulären Rettungsdienst in Mering auch ein funktionierender Hintergrunddienst des BRK Mering vorgehalten wird, greift der Grundsatzbeschluss vom 24. Juli 2002, dass an Standorten, an denen bereits ein funktionierendes System installiert ist, keine Zustimmung für zusätzliche Einrichtungen der organisierten Ersten Hilfe zu erteilen." Auch einem Testversuch, den Bürgermeister Florian Mayer in Spiel gebracht hatte, stimmt der ZRF nicht zu. Nach einer Probezeit sei nicht mit einem anderen Ergebnis zu rechnen, solange ein funktionierender Hintergrunddienst an der Rettungswache Mering bestehe. Ein zusätzlicher First Responder in Mering würde für den Disponenten der Rettungsleitstelle nur eine weitere Aufgabe darstellen. Außerdem gibt Christ zu bedenken: "Blaulichtfahrten bergen immer ein gewisses Risiko für die anderen Verkehrsteilnehmer."
In Mering wird die Hilfsfrist überdurchschnittlich eingehalten
In Mering gibt es derzeit eine stationierte Rettungswache des BRK mit hauptberuflichen Rettungskräften. Zudem decken die ehrenamtlichen Kräfte der BRK-Ortsgruppe den Hintergrunddienst, der dann zum Einsatz kommt, wenn die hauptberuflichen Helferinnen und Helfer nicht vor Ort sein können. Die Hilfsfrist, also die Zeit, bis der Rettungswagen beim Einsatzort ist, liegt bei zwölf Minuten. "Mering kann diese Frist überdurchschnittlich gut einhalten", erklärt Christ.
Für Regau und die knapp 30 Feuerwehrmänner und -frauen, die sich in der Ersthelfer-Gruppe engagieren, ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar. "Wir sind sprachlos." Ziel des First Responders sei es, schwer erkrankten oder verletzten Personen schnelle medizinische Versorgung zu gewährleisten. Mit diesem Angebot würde dem ZRF keine Kosten entstehen, da die Ausrüstung bereits bei der Feuerwehr Mering vorhanden ist. Auch ein Fahrzeug wäre vorhanden. "Wir wollen unsere Kräfte als First Responder ausbilden, um ihnen ein gutes Rüstzeug mitzugeben, wenn sie vor Ort Erste Hilfe leisten müssen", so Regau. Das sei unabhängig von der Entscheidung des ZRF und deshalb werde man die Ausbildung auch fortsetzen.
Regau sieht sehr wohl Lücken in der Versorgungsstruktur. "Im Moment herrscht eine massive Notsituation im gesamten Gesundheitswesen, auch im Rettungsdienst." Die Freiwillige Feuerwehr wollte mit ihrem Einsatz eine schnelle medizinische Erstversorgung anbieten und den Einwohnerinnen und Einwohnern Merings zur Seite stehen. Ist in Mering ein Rettungsfahrzeug in einem Einsatz gebunden, kommt das nächstgelegene Team. "Je nachdem, wo der nächste Rettungswagen zur Verfügung steht, sind Anfahrten von 15 bis 20 Minuten keine Seltenheit." Liegt dann ein lebensbedrohlicher Zustand beim Patienten vor, treten bereits nach etwa sechs Minuten irreversible Schäden auf. "Wir können in Mering in etwa sieben Minuten vor Ort sein", rechnet Regau vor.
Bürgermeister Mayer setzt sich für den First Responder ein
Für Ursula Christ vom ZRF ist das jedoch kein Widerspruch: "Wir haben einen funktionierenden Hintergrunddienst und unsere Einsatzkräfte leisten ihren Dienst." Zudem werde die Feuerwehr, sobald es sich um eine Reanimation handele vom Disponenten der Rettungsleitstelle ohnehin angefordert. Auch sehe das System vor, dass Feuerwehren im Rahmen einer sogenannten Vorhaltetaktik bei lebensbedrohlichen Meldebildern zusätzlich zum Rettungsdienst alarmiert werden können. Das sei auch ohne First Responder-Dienst möglich.
Auch Bürgermeister Florian Mayer setzt sich massiv für den First Responder in Mering ein. "Mich ärgert das sehr, dass der ZRF das ablehnt, obwohl keinerlei Kosten für ihn entstehen." Für ihn ist nicht hinnehmbar, dass aktuell zwischen 90 und 95 Prozent der Notfallereignisse abgedeckt werden. "Wir haben eine leistungsstarke Feuerwehr und sollen trotzdem akzeptieren, dass sie nicht in dem Rahmen helfen dürfen, in dem sie es eigentlich können." Wie solle man das den Angehörigen eines schwer erkrankten Menschen vermitteln?