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Mering: Meringer Heimatverein ergattert besonderen Fund

Mering

Meringer Heimatverein ergattert besonderen Fund

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    Patricia Fleig übergab die Zinngießer-Formen und -Werkzeuge an Anton Schlickenrieder und Joachim Pagel vom Heimatverein Mering.
    Patricia Fleig übergab die Zinngießer-Formen und -Werkzeuge an Anton Schlickenrieder und Joachim Pagel vom Heimatverein Mering. Foto: Heike John

    Schwer schleppten Joachim Pagel und Toni Schlickenrieder, als sie mehrere voll bepackte Kisten mit Zinngußformen und dazu das passende Werkzeug aus einem Anwesen in der Schlossmühlstraße hinaustrugen. „Das waren gut 200 Kilogramm Material“, schätzen die beiden Vorsitzenden des Heimatvereins in Mering. Doch der schwergewichtige Schatz aus dem Schuppen hat besondere Bedeutung für die Bewahrer Meringer Kulturguts.

    Nach eingehender Sichtung handelt es sich um das Handwerkszeug der Meringer Zinngießerei Fauser, die von Alois Fauser Senior betrieben wurde und später vom Junior gleichen Namens weitergeführt wurde. „Wir haben im noch bestehenden neuen Teil des Heimatmuseums ein eigenes Regal für die Produkte aus der Zinngießerei Fauser stehen“, sagt Schlickenrieder.

    Bahnhofsrestauration Mering steht in Spiegelschrift auf dieser Gußform.
    Bahnhofsrestauration Mering steht in Spiegelschrift auf dieser Gußform. Foto: Heike John

    Bierkrüge, meist aus der Töpferei Lipp stammend, wurden von Alois Fauser mit Zinndeckeln versehen. Nun kann das Meringer Heimatmuseum also auch die passenden Gußformen und das für das Zinngießerei-Handwerk nötige Handwerkszeug in seinen Bestand mit aufnehmen.

    Patricia Fleig rettet die Formen fürs Heimatmuseum

    Dass die wertvollen Exponate letztendlich in den Besitz des Museums gelangen, ist Patrica Fleig zu verdanken. Sie wohnt im Nachbarhaus des Fundorts und erinnert sich gerne daran, wie Georg Steinbrecher ihr immer mal wieder die in einem eigens eingepassten Regal in seinem Schuppen aufbewahrten Exponate zeigte.

    Nach dem Tod des 87-Jährigen 2014, kurz darauf seines Sohnes und zuletzt im vergangenen Jahr auch seiner Frau wurden Haus und Grundstück verkauft. Die neuen Besitzer, junge Leute, konnten nicht viel damit anfangen und wollten die Bestände kurzerhand bei Ebay einstellen. Patricia Fleig löste den für den Heimatverein wertvollen Schatz ab und übergab ihn an die Verantwortlichen im Heimatverein.

    Wie die Zinngießerei-Produkte von Alois Fauser in den Besitz von Georg Steinbrecher gelangten, lässt sich nur mutmaßen. Die beiden alten Meringer, Georg Steinbrecher Senior und Alois Fauser Junior, waren Musikerkollegen. Sie spielten oft zusammen bei verschiedenen Anlässen auf. Mit von der Partie waren meist auch Emanuel „Manz“ Selder, Georg Sommerreißer, Otto Lauer oder Hias Lachenmeir, wie sich Walter Schelle als Schulkamerad von Alois Fauser erinnert.

    Meringer Tanzkapelle spielte in der Nachkriegszeit auf

    Als Meringer Tanzkapelle spielten sie in unterschiedlicher Formation in der Nachkriegszeit auch für die Amerikaner im Meringer Café Raißle auf. Dort in der Münchener Straße, heute Eis Gazzola, war das Offizierskasino der stationierten US-Soldaten. Quetschenspieler Georg Steinbrecher war also über die Musik mit dem früh verstorbenen Alois Fauser Junior freundschaftlich verbunden.

    Bereits 1977 verschied der erst 43 Jahre alte Alois Fauser. Sein Vater, Alois Fauser Senior, war ein gebürtiger Schwabmünchner, zog mit seinen Eltern nach Augsburg und kam durch Musikerkollegen nach Mering, wo er 1903 heiratete und seine eigene Zinngießerei eröffnete. Alteingesessene Meringer können sich noch an das alte Fauserhaus in der Münchner Straße erinnern. Heute steht hier die Untere Apotheke St. Michael.

    Zinngießerei zog an den Fuchsberg in Mering

    Später zog der Handwerksbetrieb an den Fuchsberg. Alois Fauser Senior war Musiker durch und durch. Er gründete 1921 die Kolpingkapelle, damals noch „Gesellenvereinsmusik“ genannt. Später erlernte er auf Bitten von Pfarrer Wißmüller das Orgelspiel und wurde der Kirchenorganist von St. Michael.

    Alois Fauser Junior, manchen auch als Gründer des Fußballvereins Athletico Fauser im Gedächtnis, war vor allem leidenschaftlicher Blasmusiker. Er führte das Geschäft der Zinngießerei und der später dazugekommenen Glaserei zunächst zusammen mit dem Vater und nach dessen Tode alleine fort.

    In früheren Jahren, in der ersten Hälfte des 20- Jahrhunderts, war die Zinngießerei Fauser sehr gefragt. Rund hundert Wirte aus der näheren und weiteren Umgebung bestellten dort ihre Zinndeckel für die Bierkrüge. Ein Beweisstück dafür ist die Gußform mit dem in Spiegelschrift gehaltenen Schriftzug „Max Drexler Hausen“. Auf einer anderen Form ist „Bahnhofsrestauration Mering“ zu lesen. Eine der ältesten datiert von 1898.

    Drei Standorte fürs Meringer Heimatmuseum geprüft

    „Nun können wir zwei Seiten, Produkte und Werkzeug, zusammenfügen, welch ein Glück“, freut sich der Heimatvereinsvorsitzende Pagel über den Fund. Wo diese Stücke allerdings einmal ausgestellt werden, ist noch ungewiss.

    Derzeit sind zwei Drittel der Exponate in einem Depot auf dem Gelände der Firma Ludwig eingelagert. Ein Drittel, darunter auch die die Zinngießerei betreffenden Exponate, stehen derzeit noch in den Ausstellungsräumen im neueren Teil der Schlossmühle, wo in den weiteren Stockwerken auch das Jugendzentrum, der Spielmannszug und das Neue Theater Mering untergebracht sind. „Wenn Corona nicht gewesen wäre, hätten wir dort eine kleine Ausstellung gemacht“, berichtet Pagel.

    Im Augenblick gibt es Verhandlungen um einen neuen Standort des Heimatmuseums. Drei Optionen werden derzeit geprüft. Zum einen handelt es sich dabei um den Zwischenbau an der Schlossmühle zum Siloturm hin. Die zweite Möglichkeit ist das alte Kloster und die dritte Variante beschäftigt sich mit einer Unterbringung des Museums auf dem Grundstück des Scherer-Bauern in der Augsburger Straße. Hier wird derzeit geprüft, inwieweit das rosafarbene Austragshaus von Josef Scherer und der damit verbundene Hennenstall als neues Domizil für Merings Historie geeignet wäre.

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