Wenn ein Bahnkunde heute von Mering über München nach Hamburg reist, kann er sein Zugticket direkt am Bahnhof im Reisezentrum der DB kaufen. Das wird bald nicht mehr möglich sein. Denn ab 11. Dezember übernimmt der neue Anbieter Go-Ahead die Strecke Augsburg-München. Zwar ist auch er laut Ausschreibung verpflichtet, einen Schalterverkauf aufrecht zu erhalten. Allerdings nur für Nahverkehrstickets.
Auf diesen Umstand weist die Grünen-Landtagsabgeordnete Christina Haubrich in einer Stellungnahme hin. "Schilder in Mering weisen bereits darauf hin, dass der Automat der DB abgebaut und auch das Reisezentrum der DB geschlossen wird", schreibt sie. Zum Glück übernehme der Kiosk den Fahrkartenverkauf für den Nahverkehr. Da die Automaten von Go-Ahead keine Schnittstelle zum DB-Fernverkehr haben, gebe es jedoch keine Möglichkeit mehr, Fahrkarten für den DB-Fernverkehr zu erwerben. In Zeiten der Digitalisierung sei es unverständlich, dass solche Schnittstellen nicht bereitgestellt werden können.
Rund 20 Prozent der Bahnkunden erwerben Karten am Schalter
"In meinen Augen ist es unsäglich, dass wir keine Fahrkarten mehr vor Ort erwerben können. Weder in Mering noch in Mering-St. Afra oder in Kissing gibt es die Möglichkeit, Fahrkarten für den Fernverkehr zu kaufen", kritisiert Haubrich. Immerhin seien es rund 20 Prozent der Bahnkunden, die ihre Fahrkarten noch am Schalter erwerben. "Sollen wirklich alle Bürgerinnen und Bürger, die ihre Fahrkarte nicht online kaufen können, um eine Fahrkarte zu bekommen, nach Augsburg fahren?", beschwert sich Christina Haubrich. "Somit ist kein barrierefreier Zugang zu einer Fahrkarte gewährleistet."
"Hinzu kommt, dass mit der Schließung des Fahrkartenschalters auch der beheizte Warteraum geschlossen wird", fügt Petra von Thienen, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Mering, hinzu. "Das darf es nicht geben in einer so großen Gemeinde wie Mering, in der tausende Pendler täglich unterwegs sind."
Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg bestätigt, dass der neue Bahnbetreiber keine Nahverkehrstickets mehr verkauft. Das hat finanzielle Gründe. Der Freistaat bestelle die Nahverkehrszüge samt Ticketverkauf. Und nur dafür werden auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt. Entsprechend hätte Go-Ahead den Verkauf der Fernverkehrskarten auf eigene Kosten betreiben müssen. Die Deutsche Bahn (DB) habe jedoch die Provision für den Verkauf von zehn auf fünf Prozent gekürzt, stelle zugleich jedoch hohe Auflagen an den Verkäufer der Tickets. Go-Ahead gehe es nicht darum, hier einen Gewinn zu erzielen. "Aber ich wir glauben nicht, dass wir in Mering überhaupt auf unsere Kosten kämen", erklärt Karg. Er beobachte, dass wegen der Kürzung der Provision auch immer mehr kleine Reisebüros ihre Lizenzen für den Verkauf der Fahrkarten zurückgeben.