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Mering: Die Gemeinde Mering will bald noch mehr für Insekten tun

Mering

Die Gemeinde Mering will bald noch mehr für Insekten tun

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    In der Kissinger Heide herrscht eine beachtliche Artenvielfalt, bis in den Spätherbst blühen dort die Herbstzeitlosen.
    In der Kissinger Heide herrscht eine beachtliche Artenvielfalt, bis in den Spätherbst blühen dort die Herbstzeitlosen. Foto: Norbert Dronzella (Archivbild)

    Dass die Mitarbeiter des Meringer Bauhofs bereits viel für den Natur- und Umweltschutz leisten, zeigte Bauhofleiter Claudius Hirner in der ersten Umweltausschusssitzung des neuen Marktgemeinderates auf. Für alle war es eine Premiere am Dienstagabend, denn der Ausschuss wurde neu eingerichtet für die Kommune.

    Hirner informierte über die bereits bestehenden zwölf Blühstreifen, Wiesen und das Stadtbiotop der Marktgemeinde. „Diese Flächen haben wir zusammen mit der Gemeinderätin Petra von Thienen, dem Biologen Wolfhard von Thienen sowie dem Experten im Blühflächenmanagement Markus Haseitl begutachtet“, erläuterte Hirner.

    Haseitl stammt aus Bad Grönenbach im Allgäu und ist bekannt für seinen Einsatz für Bienen- und Blütenthemen und gilt als Pionier bürgerschaftlichen Engagements zum Erhalt der Artenvielfalt im Allgäu und der Schweiz. Den Kontakt vermittelte das Ehepaar von Thienen, die Haseitl bei seinen Vorträgen zur Biodiversität kennen gelernt hatten.

    Die Blühstreifen in Mering pflegt der Bauhof selbst

    Einige Magerwiesen in Mering werden von einem Landwirt gemäht, die Blühstreifen pflegt der Bauhof selbst. Für den Artenschutz und den Erhalt der Pflanzenvielfalt seien die Geräte des Bauhofs nicht immer geeignet. „Unsere Maschinen mähen und saugen ab, besser wäre aber, wenn das Schnittgut einige Tage noch liegen bliebe“, schilderte Hirner. Dann könnten die Samen der Blüten noch ausgeworfen werden. Ein Mähen von Hand sei mit enormem Arbeitsaufwand verbunden.

    Das Artensterben in Bayern

    In Bayern verschwinden immer mehr Tier-und Pflanzenarten. Es ist das größte Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier.

    Der Bestand der Insekten ist seit 1989 um etwa 75 Prozent gesunken. Fast genauso groß ist der Rückgang bei den Tagfaltern: 73 Prozent sind bereits verschwunden.

    Mehr als die Hälfte aller Bienen (54 Prozent) sind bedroht oder bereits ausgestorben.

    Nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren leben heute in Bayern. Seit 1965 ist der Bestand der Feldvögel um etwa 65 Prozent zurückgegangen. Quelle: Bund Naturschutz Bayern

    Insgesamt mäht der Bauhof eine Fläche von 210.000 Quadratmetern. 650 Einzelflächen müssen von den Mitarbeitern angefahren werden. 300 Grundstücke seien kleiner als 20 Quadratmeter. „Das ist ein enormer Aufwand für uns, vor allem die Bereiche um die Bäume am Straßenrand“, erklärte Hirner. Diese sogenannten Baumscheiben seien zu klein für Blühstreifen und schwierig zu mähen. Hier sollte man künftig lieber auf großflächigere Grünstreifen setzen.

    Wer glaubt, eine Magerwiese sei weniger arbeitsintensiv als ein englischer Rasen, der irre sich gewaltig, so die Erkenntnis des Bauhofleiters. „Bis man erst mal eine Blumenwiese bekommt, das dauert Jahre“, so Hirner. Er verwies auf das Stadtbiotop in der Nähe des Bahnhaltepunkts St. Afra. „Es hat zehn Jahre gedauert, bis hier eine Fläche entstand, die der Imker und Biologe Haseitl als ’Juwel von Mering’ bezeichnet.“

    Fachmann: Blühstreifen und Magerwiesen sind in Mering noch ausbaufähig

    Das Urteil des Fachmanns sei positiver ausgefallen als zunächst gedacht. „Er bescheinigte uns, dass Mering bereits viel unternommen habe.“ Blühstreifen und Magerwiesen seien jedoch „ausbaufähig“.

    Neben den Überlegungen, welche Maschinen für die Pflege der Blühstreifen und Magerwiesen künftig noch angeschafft werden sollen, stellte Hirner die Frage an die Räte, welches Ziel die Kommune bei der Schaffung weiterer Blühflächen verfolge.

    Silvia Braatz (CSU) wollte dafür einen zeitlichen Rahmen feststecken: „Wir sollten hier einen Zeitpunkt festlegen, bis wann wir das Konzept umsetzen wollen.“

    Paul Kuhnert (UWG) plädierte für eine umfassende Bestandsaufnahme. „Wir müssen erst sehen, was wir haben, in welchem Zustand das ist und was für Arbeiten anstehen.“ Ohne diese Grundlage sei die Arbeit an einem Konzept nicht möglich. Außerdem schlug er vor, sich beim Landschaftspflegeverband fachliche Unterstützung zu holen.

    Ein blühender Wiesenstreifen bietet Insekten Futter.
    Ein blühender Wiesenstreifen bietet Insekten Futter. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/dpa-tmn (Symbol)

    Petra von Thienen (Grüne) sprach sich dafür aus. „Dazu gehört auch die Bestandsaufnahme“, sagte sie, „aber dazu brauchen wir einen Fachmann, denn das können wir nicht selbst beurteilen.“

    Martin Scherer (CSU) ist selbst Landwirt und sät auf seinen Flächen selbst Blühstreifen an, erklärte: „Hier kann jeder Bürger etwas tun.“ Es sei unglaublich arbeitsintensiv, Blühflächen oder Magerwiesen anzusäen. „Das ist nicht damit getan, einfach ein bisschen Saatgut aufzubringen.“ Er schlug Bürgerpatenschaften für einzelne Flächen vor. „Wir sollten nicht alles auf den Bauhof abwälzen.“

    Nach längerer Diskussion beschlossen die Räte einstimmig, dass der Bauhof weiterhin geeignete Blühwiesen und -flächen mäht sowie pflegt. Zudem werden weitere Flächen noch auf Eignung geprüft. Bezüglich eines Konzepts soll der Landschaftspflegeverband hinzugezogen werden.

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