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Mering: Brutgebiet in Gefahr: Wie der Kiebitz in Mering geschützt wird

Mering

Brutgebiet in Gefahr: Wie der Kiebitz in Mering geschützt wird

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    In der Nähe der Haltepunkts St. Afra erstreckt sich ein wichtiges Brutgebiet des Kiebitz.
    In der Nähe der Haltepunkts St. Afra erstreckt sich ein wichtiges Brutgebiet des Kiebitz. Foto: Gunther Zieger, LBV-Bildarchiv

    Auf den ersten Blick erwecken die zum Teil noch unbestellten Äcker, die kurz gemähten Wiesen und die kiesigen Flächen keinen besonderen Eindruck. Doch der Anschein trügt. Zwischen Mering-St. Afra und dem Lech erstreckt sich ein wichtiges Brutgebiet von einem immer seltener werdenden Vogel - dem Kiebitz.

    Der Watvogel mit dem schwarz-weißen Federkleid und den paddelförmigen Flügeln ist ein sogenannter Wiesenbrüter. Er legt sein Nest also nicht auf Bäumen oder in Sträuchern, sondern in flachen Mulden am Boden ab, gepolstert mit Getreidehalmen.

    Früher war der Kiebitz ein häufiger Brutvogel und vor allem auf Feuchtflächen zu finden, erklärt Christina Niegl vom Landschaftspflegeverband (LPV). Hier habe er mit seinem länglichen Schnabel besonders gut im Boden nach Insekten und Regenwürmern suchen können. Seit 25 Jahren sei der Bestand deutschlandweit aber aufgrund von geänderter Landnutzung und einem massiven Lebensraumschwund um insgesamt 88 Prozent zurückgegangen. Gebietsweise seien die Vorkommen sogar völlig erloschen.

    Kiebitz in Mering: Verband begleitet Artenhilfsprogramm

    Auch im Landkreis Aichach-Friedberg hat sich der Bestand stark dezimiert. Der Landschaftspflegeverband begleitet daher seit drei Jahren ein Artenhilfsprogramm, gefördert von der Regierung von Schwaben. Zusammen mit dem Wiesenbrüterberater Axel del Mestre werden entlang des Lechs von Rehling bis Steindorf insgesamt 13 Gebiete betreut. Zwei Gebiete befinden sich in Mering beziehungsweise St. Afra. „Hier hatten wir letztes Jahr um die 15 Brutpaare“, sagt Niegl vom LPV, die im Landkreis die Projekt-Koordinatorin ist.

    Im Fokus des Kiebitzprojektes stehen Schutzmaßnahmen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, allen voran Äcker mit wenig oder gar keinem Aufwuchs, welche der Kiebitz als Ersatzlebensraum nutzt. Beim Auffinden eines Geleges werden die Landwirte vom Wiesenbrüterberater del Mestre informiert. Gemeinsam sollen Maßnahmen zum Schutz erarbeitet werden. Hierzu gehören unter anderem das großzügige Aussparen oder Umfahren der abgelegten Eier bei der Bewirtschaftung der Felder. So soll gesichert werden, dass das Gelege nicht beschädigt wird und die jungen Kiebitze schlüpfen können.

    Im letzten Jahr habe die Mitmachquote bei den Landwirten bei 100 Prozent gelegen, sagt del Mestre. Aufgrund der Maßnahmen und der Unterstützung sei im letzten Jahr zudem ein sehr beachtlicher Reproduktionserfolg erzielt werden.

    Der steigende Freizeitdruck ist für den Kiebitz ein Problem

    Mehr Sorgen und Probleme bereite dem Wiesenbrüterteam der stetig steigende Freizeitdruck. Es sei verständlich, dass es die Menschen zur Erholung und zum Sporttreiben raus in die Natur ziehe - gerade in der aktuellen Corona-Situation. Zu Problemen für die wildlebenden Tiere komme es aber, wenn die Menschen die normalen befestigten Wege verlassen.

    „In unserer stark zerschnittenen Landschaft sind landwirtschaftliche Flächen zum Teil die letzten Rückzugsorte für Wildtiere“, erklärt Niegl. Der etwa ein Kilometer lange Kiesstreifen westlich des Bahnhaltepunkts St. Afra sei ein gutes Beispiel dafür. "Hierbei handelt es sich um eine sehr wertvolle Naturschutzfläche, welche mit hohem finanziellen Aufwand hergestellt wurde", sagt Niegl. Der Oberboden sei dort abgetragen worden, bis der Kies, der einst vom Lech angeschwemmt wurde, zum Vorschein kam. Der steinige Boden sei besonders mager und biete zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum. Im Frühjahr sei dies nur für das geübte Auge ersichtlich. Im Sommer zeige sich es sich hingegen durch eine farbenfrohe Blumenvielfalt.

    Hinweisschilder zeigen in St. Afra, wo Spaziergänger und Hundehalter die Flächen nicht betreten sollen, um den Kiebitz nicht zu stören.
    Hinweisschilder zeigen in St. Afra, wo Spaziergänger und Hundehalter die Flächen nicht betreten sollen, um den Kiebitz nicht zu stören. Foto: Landschaftspflegeverband

    „Obwohl in diesem für den Artenschutz so wichtigen Bereich entsprechende Hinweistafeln aufgestellt wurden, wird dieses Areal regelmäßig als Spazierweg, Joggingstrecke, Biketrail oder Hundespielplatz umfunktioniert - am Wochenende auch gerne mal im 30- Minuten-Takt. Leider mit erheblichen Folgen: Früher gab es in diesem Gebiet immer zwei bis drei Rebhuhnpaare, die jedes Jahr erfolgreich acht bis zwölf Junge hochbekommen haben. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Die Tiere haben eine sehr kurze Fluchtdistanz. Der Stress durch permanente Störungen ist einfach zu hoch“, erklärt Jagdpächter Björn Studt.

    Niegl und Del Mestre beobachten in ihren Kiebitz-Gebieten eine ähnliche Entwicklung. Daher appellieren sie an die Freizeitsuchenden und Hundehalter, auf die Hinweisschilder zu achten, auf den Feldwegen zu bleiben und ihre Vierbeiner anzuleinen. (AZ)

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