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Mering: Bildhauer Jonas Ochs aus Mering meißelt selbst Yoga-Posen in Stein

Mering

Bildhauer Jonas Ochs aus Mering meißelt selbst Yoga-Posen in Stein

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    Der Meringer Bildhauer Jonas Ochs fasziniert mit seinen beinahe abstrakten Skulpturen, im Bild mit seinem Werk: Gesellschaft im Schatten.
    Der Meringer Bildhauer Jonas Ochs fasziniert mit seinen beinahe abstrakten Skulpturen, im Bild mit seinem Werk: Gesellschaft im Schatten. Foto: Edigna Menhard

    Eigentlich hat der Meringer Bildhauer Jonas Ochs seine Skulptur "Peacefull Warrior" nach der Yoga-Pose des friedvollen Kriegers gestaltet. "Diese Beinbewegung des Verbeugens, das Verneigende hat mich immer schon fasziniert, ebenso wie viel Energie dabei aus dem Boden kommt", sagt der Bildhauer. Gemeinsam mit seinem Bruder Lukas Ochs, der als Yoga-Lehrer arbeitet, hat er an einem Konzept gearbeitet, Yoga und Stein zu kombinieren. Doch nun, angesichts des Ukraine-Krieg sieht der Künstler das Objekt, das er auch "Der Pazifist" nennt, in einem anderen Licht: Der wahre Krieger sei derjenige, der keine Waffen in der Hand halte, sagt er. Gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Bekannten Manuel Picker habe er Kunstdrucke und Postkarten von diesem Werk anfertigen lassen, deren Erlös für ukrainische Kinder gespendet wird.

    Meringer präsentiert Skulptur "Gesellschaft im Schatten" in Leitershofen

    Auch die Skulptur "Gesellschaft im Schatten", die er aus Belgisch Granit gehauen hat, verbirgt eine Aussage. Das schlanke Objekt wirkt wie ein Mantel der Geborgenheit, der sich anschmiegt und mit dem man sich sicherer fühlt. Es versinnbildliche alle, die täglich versuchen, die Welt besser zu machen und die anderen ohne Hintergedanken helfen, erklärt Jonas Ochs. Derzeit wird es, ebenso wie der "Peaceful Warrior" und weitere Steinarbeiten, im Exerzitienhaus Leitershofen präsentiert. Noch bis zum 24. April zeigen dort Künstlerinnen und Künstler Werke unter dem Titel "Erfahrungen mit Gnade und Grazie".

    Einer Yoga-Pose nachempfunden ist die Skulptur des friedvollen Kriegers von Bildhauer Jonas Ochs.
    Einer Yoga-Pose nachempfunden ist die Skulptur des friedvollen Kriegers von Bildhauer Jonas Ochs. Foto: Edigna Menhard

    Jonas Ochs beschäftigt sich in seiner Kunst noch mit vielen anderen Themen, wie dem Umweltschutz oder die Kraft der Natur. Inspiration erhält er oft durch Zufall: "Ich zeichne viel oder finde mal ein Holzstück, das ich aufbewahre. Wenn dann die Zeit und die Idee gekommen sind, entwickelt sich daraus eine neue Skulptur." Das sei oft ein langer Prozess. "Die Gesellschaft im Schatten zum Beispiel entstand aus einer sieben Jahre alten Skizze, die ich immer wieder verfeinert und verändert habe. Bis ich entschieden habe: Okay, das ist es jetzt." Andere Skulpturen entstehen dagegen intuitiv aus dem Moment heraus. Doch die Arbeit am Stein ist zeitintensiv: 40 bis 50 Stunden benötigt er für ein größeres Objekt, schätzt er.

    Bildhauer Jonas Ochs reduziert in seinen Werken auf das Wesentliche

    Seine Werke gehen dabei in eine abstrakte Richtung:. "Ich liebe das Vereinfachen." Die Reduzierung der Form auf das Wesentliche liege ihm. Das gilt auch für die Haikus, die der vielseitige Künstler schreibt. Das sind Verse, die der japanischen Tradition entspringen und mit gerade einmal drei Zeilen als kürzeste Gedichtform der Welt gelten. "Da geht es um den normalen Moment im Alltag, beispielsweise wenn ein Blatt auf den Boden fällt. Es gilt, für diese Momente die Augen zu öffnen, das eigene Leben zu reduzieren und das wahrzunehmen", weiß Jonas Ochs und fügt hinzu: "Genau so mache ich Kunst. Das hat wenig mit Schnickschnack oder Verspieltheit zu tun, eher mit einer sehr klaren Formgebung."

    Oft verwendet er für seine Skulpturen Kalksteine oder Marmor. Das Material gefällt ihm und lässt sich gut verarbeiten. Der Meringer sitzt direkt an der Quelle: Er arbeitet in einem Steinmetzbetrieb als Werkstattmeister am Münchener Nordfriedhof. Dort kümmert er sich um die Organisation und die Werkstatt, macht aber auch Grabinschriften, Ornamente und kleine Bildhauerarbeiten. Dass er einen Handwerksberuf ergreifen will, war ihm schon früh klar, spätestens als er auf der Meringer Realschule den Kunstzweig belegte. Später macht er dann eine klassische Steinmetzausbildung in Augsburg und arbeitete als Geselle bei Ulrich Mosandel in Steinach, es folgte die Meisterprüfung. Zu dieser Zeit präsentierte er bereits auf einer ersten Ausstellung eigene Werke. Mittlerweile hat er seine eigene Handschrift jedoch weiterentwickelt: "Man hat eine Findungsphase, bis man seinen Stil entwickelt hat."

    Das künstlerische Talent liegt beim Meringer Jonas Ochs in der Familie

    Das künstlerische Talent liegt in der Familie: Sein Großvater ist Maler und stellt derzeit auf der gleichen Ausstellung in Leitershofen aus, seine Mutter macht Linoldrucke, sein Vater und sein Bruder schreiben Texte. "Als Kind haben wir im Urlaub in der Toscana immer gemalt", erinnert er sich. Irgendeine Art von Kunst sei immer in seinem Leben gewesen. "Meine Frau sagt, ich drapiere selbst Tassen", berichtet er schmunzelnd. Doch es müsse sich für ihn ein Wohlgefühl entwickeln, Ästhetik sei ihm nun mal wichtig.

    Viel Zeit hat er allerdings nicht, um das zu genießen. "Mein Leben ist momentan Stein", sagt er. Um 6.15 Uhr verlässt er das Haus zur Arbeit, gegen 19 Uhr ist er erst zu Hause. Jeden zweiten Freitag gönnt er sich jedoch einen freien Tag in seinem Pasinger Atelier. Viel Freizeit ist da nicht mehr übrig: Der Sport sei etwas auf der Strecke geblieben. Lediglich für Spaziergänge mit seinem Boxer-Rüden Don Carlos sei immer Raum. Der Beruf und das Atelier kosten viel Kraft. Dennoch hat der Künstler Pläne: "Ich versuche dieses Jahr, wieder an Wettbewerben teilzunehmen", sagt der Meringer. Sein Traum sei eine eigene Ausstellung. Außerdem habe er durch die Zusammenarbeit mit seinem Bruder Lukas Ochs und Manuel Picker festgestellt, dass eine künstlerische Kooperation mit anderen Menschen, die mit der Bildhauerei nichts zu tun hat, sehr viel Schönes zutage bringe.

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