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Mering: Bei Imker Herbert Rappel ist der Honig lebendig und die Biene wild

Mering

Bei Imker Herbert Rappel ist der Honig lebendig und die Biene wild

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    Der Meringer Herbert Rappel ist Imker im Vollerwerb. Drei seiner insgesamt gut 80 Bienenstöcke stehen an der Kunstmühle in Mering.
    Der Meringer Herbert Rappel ist Imker im Vollerwerb. Drei seiner insgesamt gut 80 Bienenstöcke stehen an der Kunstmühle in Mering. Foto: Gönül Frey

    Vorsichtig öffnet der Meringer Herbert Rappel den Bienenstock und zieht eine Wabe heraus. Dann geht ein Strahlen über sein Gesicht. "Das sieht besser aus, als ich gedacht hätte", sagt er. Seine Bienen haben schon ordentlich Pollen und Nektar gesammelt, neue Vorräte angelegt und auch vom Winter scheint noch Nahrung übrig zu sein. Für den hauptberuflichen Imker ein guter Start ins Frühjahr.

    Gut 80 Bienenvölker hegt und pflegt der 53-Jährige. Für seine umfangreiche Ausrüstung hat er seit zwei Jahren eine große Halle in Hörmannsberg angemietet, die er sich mit einem befreundeten Hobbyimker teilt. Rappel hat ursprünglich Bau- und Vermessungswesen studiert und viele Jahre in diesem Bereich gearbeitet.

    Erfreut ist Imker Herbert Rappel beim Blick in den Stock: seinen Bienen geht es gut.
    Erfreut ist Imker Herbert Rappel beim Blick in den Stock: seinen Bienen geht es gut. Foto: Gönül Frey

    Doch dann brachten gesundheitliche Probleme einen Einschnitt und Rappel orientierte sich neu. "Ich wollte ein gutes Lebensmittel produzieren - und so wurde ich ein Landwirt ohne Grund und Boden, nämlich Imker", sagt er und lacht. Seit 2018 betreibt er sein früheres Hobby im Vollerwerb.

    Dabei stellt er hohe Ansprüche an sich selbst. Der Meringer sieht das Bienenvolk in seiner Gesamtheit - mit Königin, Drohne, Bienen und Wabe - und praktiziert eine wesensgemäße Tierhaltung: Mit Gleichgesinnten ist er dafür im Verein Mellifera organisiert.

    Meringer Imker ist nach Demeter zertifiziert

    Das bedeutet für ihn zum Beispiel, dass er nur so viele Kästen an einem Platz aufstellt, dass alle Bienen dort ausreichend Nahrung finden. "Ich habe nie mehr als zehn Kästen an einem Standort". Der Imker erntet nur den Überschuss und überwintert die Bienen auf ihrem eigenen Honig. "In schlechten Jahren, wie es das letzte war, heißt das, dass ich kaum Honig bekomme", sagt er. Auch künstliche Absperrgitter in den Bienenstöcken gibt es bei ihm nicht.

    Die Produkte des Meringers sind nach Demeter zertifiziert. "Von allen Biolabels entspricht das meiner Einstellung zur Tierhaltung am besten", erklärt er. Die Vorgaben sind streng - beispielsweise was die Behandlung gegen die Varroa-Milbe betrifft. Dafür verwendet der Meringer nur Puderzucker, Oxalsäure und Milchsäure. Der Honig darf maximal auf 35 Grad erhitzt werden, was der natürlichen Temperatur im Bienenstock entspricht. Ein wichtiges Prinzip ist außerdem, dass die Bienenvölker nur durch den natürlichen Schwarmtrieb vermehrt werden.

    Imker in Mering bieten einen Schwarmdienst an

    Das heißt aber nicht, dass der Meringer abwartet, bis sich seine Bienen davonmachen. Er hat im Laufe der Jahre ein nahezu untrügliches Gespür dafür entwickelt, wann sich ein Volk zum Ausschwärmen bereit macht. Dann entnimmt er die Königin und eine ausreichende Anzahl ihrer Bienen.

    Sobald sich diese beruhigt und eine Traube gebildet haben, bietet er ihnen eine neue Beute an. "Dass ein Volk wild ausschwärmt, das kommt bei mir kaum noch vor", sagt er. Unerfahreneren Bienenhalterinnen und -haltern kann das jedoch schon mal passieren. Für diese Fälle hat Herbert Rappel mit dem Meringer Imkerverein eine unkomplizierte Anlaufstelle entwickelt. Auf der Internetseite des Vereins gibt es einen Schwarmdienst. Wer ein Bienenvolk in Garten oder Terrasse sichtet, kann hier Hilfe rufen. Im Wechsel wird immer einer der Meringer Imker benachrichtigt. Wer einen Bienenschwarm birgt, darf diesen behalten - so ist das rechtlich geregelt.

    Bienen auf der Waabe: Wer genau hinschaut, erkennt unten links die Königin.
    Bienen auf der Waabe: Wer genau hinschaut, erkennt unten links die Königin. Foto: Gönül Frey

    Seine Bienenstöcke stellt der Demeter-Imker an den Lechheiden, im Wald aber auch in Ortsnähe auf. Als eine Besonderheit bringt er jedes Jahr zehn Völker zur Esskastanienblüte in die Pfalz. Der dunkle, herbe Kastanienhonig hat seine Liebhaber. Und vor allem tut die Abwechslung bei den Pollen den Tieren gut. "Das stärkt das Immunsystem. Die Bienen, die ich in der

    Imker Rappel lässt Honig und Wachs regelmäßig auf Schadstoffe untersuchen

    Doch auch wenn er die Umgebung für seine Bienenstöcke noch so sorgfältig auswählt: Welche Nahrung die Bienen tatsächlich hereintragen, kann er nicht beeinflussen. "Deswegen lasse ich Wachs, Honig und Pollen regelmäßig auf Schadstoffe untersuchen", sagt der Meringer. Mehrere 1000 Euro investiert der Imker jährlich in diese Untersuchungen.

    30 bis 35 Kilo Honig pro Bienenvolk bekommt der Meringer in einem guten Jahr. Diesen verkauft er an der Haustür, über Bioläden und vor allem im Internet über seine Seite wild-honey.de. Und einige Spezialkunden hat er auch, für die es auf einen möglichst naturbelassenen Honig ankommt. "In England habe ich einen Abnehmer, der versucht, die Hefe im Brot mit Honig zu ersetzen", berichtet Rappel. Dafür darf der Honig nicht zu Tode behandelt sein. Auch das Wachs und das sogenannte Propolis - ein Harzerzeugnis der Bienen, mit dem diese ihren Stock vor Schädlingen schützen - ist bei Herstellern von Naturkosmetik und medizinischen Produkten gefragt.

    Meringer Imker bereit als Bienensachverständiger bei Fragen und Problemen

    Herbert Rappel hat den Schritt zur hauptberuflichen Imkerei nicht bereut. "Ich liebe meine Bienen", sagt er. Durch die große Anzahl der Völker hat er viel Routine. Das gibt ihm Sicherheit. Und seine Erfahrung teilt er auch mit anderen. So ist der Meringer einer von drei Bundessprechern der deutschen Demeterimker und Bienensachverständiger für den Landkreis Aichach-Friedberg. Wenn ein Imker Sorgen hat, kann er den Meringer um Rat bitten. Der erkennt oft schon auf einen Blick, was mit den Bienen nicht stimmt. Manchmal ist es dann jedoch zu spät. "Je eher ich gerufen werde, desto besser", sagt er.

    Zu einem zweiten wirtschaftlichen Standbein haben sich seine Imkerkurse entwickelt. Darin gibt er die Grundprinzipien der wesensgemäßen Imkerei weiter. Im Fortgeschrittenenkurs bekommt dabei jeder ein eigenes Bienenvolk, das er für die Kursdauer betreut. "Das ist sehr gefragt. Ich habe mittlerweile Teilnehmer aus ganz Schwaben und dem westlichen Oberbayern", erzählt der Meringer.

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