Auf den Spuren seiner Familie hat sich der Meringer Helmut Schuierer schon vor einigen Jahren auf Ahnenforschung begeben und bereits drei Chroniken veröffentlicht. Im Dezember stellte der 82-Jährige nun ein weiteres Buch fertig. Darin geht es um die Herkunft des Namens Schuierer und um seinen Onkel Gustav Schuierer, der Erlebnisse seiner Jugend und im Zweiten Weltkrieg für seine Nachkommen festgehalten hat.
Acht Monate hat der Meringer daran gearbeitet. Die vorherigen Werke waren schon im August in Druck gegangen und bei kleineren Familientreffen an die Angehörigen übergeben worden. Kurz vor Weihnachten hielt Schuierer jetzt die Drucke des vierten Buches in Händen, das er in zwei Varianten anfertigen ließ. In der ausführlichen Fassung ist nämlich ein großer Teil dem Leben seines Onkels Gustav gewidmet. Dieses ist jedoch nur für einen Teil der Familie interessant. Deshalb fertigte der Meringer auch ein eigenes Buch, in dem nur die Ergebnisse seiner Namensforschung enthalten sind.
Briefe des Schwiegervaters stellen Meringer vor Herausforderungen
Der 82-Jährige sitzt auch schon am nächsten Buch, das den Titel "Erinnerungen an das Leben unserer Eltern" tragen soll. Er hatte es eigentlich schon vor zwei Jahren begonnen, abgebrochen und möchte es jetzt doch noch zu Ende bringen. Besonders schwierig war es für ihn, die schwer lesbaren, circa 80 Jahre alten Originalbriefe des in Russland vermissten Schwiegervaters, die er von der Front an seine Familie geschrieben hatte, zu entziffern und am Computer aufzuschreiben.
Das aktuelle Buch "Familiengeschichten" beginnt mit den Erlebnissen seines Onkels Gustav Schuierer. Dieser war der vierte Sohn von Helmut Schuierers Großvater Josef und lebte von 1926 bis 2011. Er wuchs im Augsburger Stadtteil Oberhausen auf und lebte später mit seiner Frau und den fünf Kindern in Stadtbergen. "Wir wohnten nicht weit entfernt in Pfersee und sahen uns deshalb sehr oft. Mein Onkel Gustav war ein lustiger, humorvoller Mensch, der wunderbar erzählen konnte", erinnert sich Helmut Schuierer.
Onkel hat Erlebnisse aus seiner Jugend für die Nachfahren aufgeschrieben
Mit der Schreibmaschine hatte der Onkel im Jahr 1977 Geschichten aus seiner Kindheit aufgeschrieben, um den Kindern einige Eindrücke aus der Vergangenheit zu hinterlassen. Gustav Schuierer beschreibt, wie schön es war, mit dem Vater auf dem Leiterwagen in den Schrebergarten zu fahren und dort eigenes Gemüse und Beeren anzubauen. Er erinnert sich, wie ihn im Alter von fünf Jahren eine Blinddarmentzündung beinahe das Leben gekostet hatte, Weihnachtsabende mit selbst gemachtem Spielzeug waren und natürlich an die Erlebnisse seiner Schulzeit.
Außerdem verfasste der Onkel zwei weitere Kapitel über seine Zeit bei der Wehrmacht in Donauwörth und bei einer Flakstellung in München vom 5. August 1943 bis zum 30. April 1945 und über die Heimkehr nach dem Krieg. Diesen letzten Teil widmete er seinem Weggefährten Ernst Bolsinger aus Lauingen. Dessen Nichte machte der Meringer Familienforscher ausfindig und überließ ihr diese Geschichte.
Für seine Arbeit ließ sich der Meringer jetzt von den Kindern seines Onkels die Originaldokumente geben. Er setzte sie am Computer mit einem Texterkennungsprogramm in ein Dokument um. Etliche Übersetzungsfehler musste er dabei korrigieren, sodass er für den ersten Teil des Buches sechs Monate benötigte.
Der zweite Teil seiner Arbeit mit 31 Seiten betrifft die Namensforschung. Hierfür waren umfangreiche Recherchen im Internet, einige E-Mails und ein Gutachten der Universität Leipzig notwendig. Um mehr über die Entstehung und die Verbreitung von Familiennamen zu erfahren suchte Schuierer auf den einschlägigen Internetseiten onomastik.com und auf de.namespedia.com.
Dabei erfuhr er wichtige Grundlagen für die Namensforschung: "Anfangs reichte ein Rufname, später gab es noch Beinamen nach Ort und Aussehen. Ab dem Mittelalter war für Rechtsgeschäfte dann ein Familienname erforderlich", weiß Schuierer. Familiennamen entstanden aufgrund des Wohnortes, der Wohngegend, des Berufs oder der Herkunft.
Meringer entdeckt mögliche Herleitungen für den Namen "Schuierer"
Durch eine E-Mail an eine ihm unbekannte Christa Schuierer erfuhr er, dass ein Vorfahre von ihrem Vater ein Scheunenverwalter gewesen sei. Bei der Suche im Deutschen Wörterbuch von 1750 fand er heraus, dass "Schuje" die Bezeichnung für die deutsche Tanne sei, es sich deshalb bei den Vorfahren auch um Waldarbeiter gehandelt haben könnte.
Helmut Schuierer wandte sich auch an die Namensforschergruppe der Universität Regensburg und ließ sich zuletzt ein kostenpflichtiges Gutachten von der Uni Leipzig erstellen. Er erfuhr, dass es sich bei "Schuierer" auch um Hersteller von Metallwaren wie Becher oder Pokale - diese heißen im Mittelhochdeutschen "schiuren" oder "scheweren" - handeln könnte und dass es zwischen 1620 und 1644 in der Nähe von Amberg vier Personen mit dem Namen Schuier gegeben hatte - darunter ein Metallhandwerker.
Das Fazit des Meringers ist, dass eine eindeutige Zuordnung des Namens Schuierer hinsichtlich Herkunft, Tätigkeit oder Wohnort nicht möglich ist. Am wahrscheinlichsten sei die Verbindung mit der Scheune, denn laut Ahnenforschung waren seine Vorfahren hauptsächlich Bauern. Der Familienname könnte aber auch aus einer Kombination von zwei Begriffen entstanden sein.
Wer mehr über seinen eigenen Familiennamen wissen will, dem empfiehlt Helmut Schuierer, sich erst einmal mit Hilfe der zwei genannten Internetseiten sowie auf der Webseite www.Geogen.de auf die Suche zu begeben.