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Mering: 24 Jahre Bürgermeister: Das hat Mering über Kandler zu erzählen

Mering

24 Jahre Bürgermeister: Das hat Mering über Kandler zu erzählen

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    Mehr Zeit für Fahrten mit seiner BMW, Baujahr 1978, hat Hans-Dieter Kandler jetzt.
    Mehr Zeit für Fahrten mit seiner BMW, Baujahr 1978, hat Hans-Dieter Kandler jetzt. Foto: Bernhard Weizenegger

    Vier Amtsperioden war Bürgermeister Hans-Dieter Kandler der Chef im Meringer Rathaus. Mit noch nicht einmal 40 Jahren holte er 1996 nach einer Stichwahl gegen Max Sedlmeir (CSU) für die SPD das Bürgermeisteramt zurück. In dieser Zeit wandelte sich die damals 10.000 Einwohner zählende Marktgemeinde hin zu einer Kleinstadt mit fast 15.000 Einwohnern. Neben Projekten wie der neue Hochbehälter in Meringerzell, der Straßenausbau oder die Schaffung neuer Baugebiete nennt Kandler einige wichtige Meilensteine seiner Amtszeit. Weggefährten aber auch Kritiker äußern sich zu 24 Jahren Kandler in Mering.

    Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Franz-Josef Eger aus Augsburg entwickelte Kandler das Freizeitgelände am Badanger. „Das war nicht immer unumstritten und bedurfte eines gewissen Durchsetzungsvermögens“, sagt Kandler selbst dazu. Der Landschaftsarchitekt Eger dazu: „Als Planer erlebte ich Bürgermeister Kandler immer absolut fair und seine Art Ideen kreativ umzusetzen gefiel mir.“ Der Badanger sei zur absoluten Erfolgsstory geworden. Eger nennt hier den Schlittenhügel mit Eisfläche, später den Sandstrand oder dann das Open Air Gelände, das mit dem linken Musiker Hans Söllner seine Premiere feiern konnte und mit dem Biergarten jetzt bei allen Meringer gut ankommt. „Das I-Tüpfelchen wäre es für Kandler und mich gewesen, wenn seine zunächst belächelte Idee vom Floß als Überquerung der Paar doch noch zustande gekommen wäre.“ Und noch ein privates Detail nennt Eger: „Ich mag seine Art Witze zu erzählen und kenne keinen, der das besser kann als er.“

    Neben dem Jugendzentrum, Heimatmuseum und dem Spielmannszug sind auch die Mitglieder des Neuen Theaters Mering im neueren Teil der ehemaligen Schlossmühle untergekommen. Vorsitzender Markus Schwaberinnert sich an die Anfänge 1998. „Voller Tatendrang starteten wir damals die Umbauarbeiten und konnten 2000 unsere Premiere im Dachtheater feiern.“ Bei allen Hindernissen, die auf sie zukamen, hatten sie stets die Unterstützung von Bürgermeister Kandler. „Wir können alle nur eins sagen: Danke.“

    Mering wandelt sich vom Dorf zur Kleinstadt

    Kandler bezeichnete rückblickend als eine der größten Herausforderungen den Wandel Merings von der ländlich geprägten Marktgemeinde hin zur Kleinstadt mit all ihren Aufgaben. Ein Wegbegleiter seiner ersten Stunde war Stadtplaner Werner Dehm. „Ich habe Bürgermeister Kandler 1996 kennengelernt, als es darum ging, den Flächennutzungsplan fertigzustellen.“ Dies sei anfangs nicht einfach gewesen, weil die Landwirtschaft nicht mit allem einverstanden war. Schließlich gelang es den Beiden, auch die Kritiker zu überzeugen und den Plan für die Marktgemeinde zu entwickeln. Auch in den weiteren 24 Jahren zählte Kandler auf den Rat Werner Dehms. „Er hat viel angestoßen und versucht, Mering nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ zu entwickeln“, so Dehm. Das letzte große Projekt, das sie gemeinsam angestoßen haben, war der Gewerbepark, der nun durch die Corona-Krise ins Stocken geriet. Dehm schätzt neben der fachlich stet fairen Zusammenarbeit auch Kandlers Humor.

    1996 wird Bürgermeister Kandler von der damals ältesten Gemeinderätin Ellen Kratzer vereidigt.
    1996 wird Bürgermeister Kandler von der damals ältesten Gemeinderätin Ellen Kratzer vereidigt. Foto: Eva Weizenegger (Archiv)

    Als „Glücksfall für die Bücherei“ bezeichnetBrunhilde Waeber, Leiterin der Einrichtung an der Meringer Bachgasse, Hans-Dieter Kandler. Seit Januar 2010 stehen den Meringern auf zwei Etagen im ehemaligen Feuerwehrhaus neben vielen Büchern auch Spiel und CDs zur Verfügung. Zudem besteht die Möglichkeit zur On-Leihe und zum E-Learning. „Und dass wir auf zwei Etagen gleich von Anfang an starten konnten, das verdanken wir Kandler, der sich für die Bücherei gegen alle Widerstände einsetzte“, erinnert sich Waeber, die seit 1991 im Team der Bücherei arbeitet.

    Mit dem alten Wasserhaus in St. Afra fing die Erfolgsgeschichte an, bei den KK-Schützen ging es weiter bis zum OMC am Wertstoffhof und schlussendlich das neue Heim für die Trachtler. Die Vereine leisteten in Eigenregie und mit großem finanziellen Engagement ihren Beitrag und die Marktgemeinde übernahm Kosten für das Grundstück und gab ebenfalls einen Zuschuss. Zudem sind sie Eigentümer des Grundstücks und der Heime. Je nach Vertrag hat der Verein eine befristete kostenfreie Nutzung, anschließend soll eine günstige Miete bezahlt werden. „Wir sind unglaublich froh, dass wir noch kurz vor den Coronabeschränkungen unser neues Trachtenheim im März eröffnen konnten“, sagt Leni Zieglmeir, 2. Vorsitzende der Almarausch-Trachtler. Sie ist Kandler dankbar für die Unterstützung: „Immer wenn mir der Mut ausging, baute er mich auf und sagte: ’Das packen wir schon’.“

    Kritiker prangern die Meringer Abrisspolitik an

    Renatus Scheglmann gehört zu den größten Kritikern des Bürgermeisters. Vor allem die Abrisspolitik prangert Scheglmann an. „Es fing mit dem Knittelhaus am Marktplatz an, ging bei der Sportgaststätte weiter und machte auch vor dem Bürgerzentrum Schlossmühle nicht halt.“ Es sei verheerend wie unsachgemäß die Instandhaltungsarbeiten vernachlässigt wurden. Vor allem das fehlende Gespür für das historisch gewachsene Ortsbild sei ein großes Manko der Kommunalpolitik in den zurückliegenden 24 Jahren unter Bürgermeister Kandler. „Wir können froh sein, dass er es nicht geschafft hat, das alte Kloster und die Volksbühne abzureißen“, sagt Scheglmann. Wobei nun die Kassen der Kommune so klamm seien, dass weder ein neues Bürgerzentrum, noch ein Ersatz für das Heimatmuseum oder eine Renovierung des alten Klosters in nächster Zukunft möglich sind.

    18 Jahre hat Kandler mit dem heutigen Altlandrat Christian Knauer auf Kreisebene zusammengearbeitet. In diese Zeit fiel auch der Verlust des Meringer Krankenhauses. Stattdessen hat die Marktgemeinde nun die Praxisklinik, die im ehemaligen Krankenhausgebäude untergekommen ist. „Diese schwierige Entscheidung hätte Bürgermeister Kandler auch populistisch für sich nutzen können, das tat er aber nicht“, blickt Knauer zurück. Gemeinsam mit den Räten und den Bürgern habe er stattdessen die Auflösung mitgetragen. „Ich wusste ihn bei großen Projekten auf Kreisebene stets hinter mir“, so Knauer. Er nennt die Errichtung des Meringer Gymnasiums und die damit verbundene Auflösung der Mittelschule. „Auch das war für Mering kein leichter Weg, doch wenn Kandler von einer Idee überzeugt war, dann hat er diese auch gegen alle Kritiker mitgetragen“, sagt Knauer. Nur gelegentlich im Kreistag, habe er beschwichtigend eingreifen müssen. „Manchmal musste man ihn vor sich selbst bewahren“, sagt Knauer mit einem Lächeln.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar Mering: Kandler war ein Bürgermeister mit Ecken und Kanten und den Bericht Mering Bürgermedaille für ein schwieriges Ehrenamt

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