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Merching: Krieger- und Soldatenverein Merching blickt auf 150 Jahre zurück.

Merching

Krieger- und Soldatenverein Merching blickt auf 150 Jahre zurück.

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    Mit einem feierlichen Kirchenzug begann das 150-jährige Jubiläum des Krieger- und Soldatenvereins Merching.
    Mit einem feierlichen Kirchenzug begann das 150-jährige Jubiläum des Krieger- und Soldatenvereins Merching. Foto:  Christina Riedmann-Pooch

    Mit einem feierlichen Kirchenzug begann das 150-jährige Gründungsfest des Merchinger Veteranenvereins. Überwältigend die Beteiligung der Gäste aus befreundeten Vereinen mit 24 Fahnenträgern, stimmungsvoll die Begleitung durch den Merchinger Musikverein unter Leitung von Franziska Beierlein, der auch in der Kirche gemeinsam mit Martin Dronzella  und später in der Mehrzweckhalle immer den richtigen Ton traf. Pfarrer Xavier stellte im Festgottesdienst die Verdienste des Veteranenvereins für den Ort heraus.

    Die Merchinger Veteranen feiern ih Jubiläum
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    13 Bilder
    Viele Festgäste kamen am Samstag zum Jubiläumfest der Merchinger Veteranen.

    Viele Fahnenabordnungen sind in Merching dabei

    Das aktuelle weltpolitische Geschehen zeige, dass der Verein vor allem durch das Aufrechterhalten der Erinnerung an Mahnung für die sinnlosen Opfer der Kriege und die Fehler der Vergangenheit einen wichtigen Stellenwert für die jüngeren Generationen habe. Dabei lobte er besonders den großen Zusammenhalt und die Kameradschaft im Verein, die sich auch positiv auf den ganzen Ort auswirkten. Auch für den Verein steht der Frieden ganz oben: Dies drückte sich unter anderem in den Fürbitten aus. Würdig und berührend gestalteten die Vereine im Anschluss auch die Gedenkfeier an der Kriegerkapelle. Die Fahnenabordnungen boten ein prächtiges Bild, als sie aus Respekt vor ihren verstorbenen, gefallenen und vermissten Kameraden Spalier standen. Pfarrer Xavier sprach seinen Segen für den niedergelegten Kranz.

    Schriftführer Hannes Kauth vor einem besonderen Erinnerungsstück: Die Teilnehmer des Ersten Weltkrieges verewigten ihre Namen und Orden auf Fahnenbändern.
    Schriftführer Hannes Kauth vor einem besonderen Erinnerungsstück: Die Teilnehmer des Ersten Weltkrieges verewigten ihre Namen und Orden auf Fahnenbändern. Foto:  Christina Riedmann-Pooch

    Vorsitzender Andreas Jocher stellte den Wunsch nach Frieden in den Vordergrund. Er thematisierte auch das Leid der Frauen im Krieg durch Vergewaltigung und erinnerte daran, dass sie aus Angst und Scham oft ihr Leben lang schwiegen. Mit einem ehrenden dreifachen Salut der Böllerschützen und dem „Ich hatt einen Kameraden“ endete die Gedenkfeier mit der Bayernhymne, bevor die Festgesellschaft in Richtung Mehrzweckhalle zog. Auch dort gaben die Fahnenträger bei der Aufstellung vor der Mehrzweckhalle ein eindrucksvolles Bild und sorgten bei der Begrüßung fahnenschwenkend für viel Beifall bei den Gästen.

    Viele fleißige Hände aus dem Burschenverein und der Damen der Vereine sorgten dafür, dass auch das Festessen und der Barbetrieb zur fröhlichen Stimmung beitrug, während der Musikverein aufspielte. Aber auch zu sehen gab es für Interessierte spannendes: Vereinsmitglied Klaus Urbanek hatte im Foyer zwei Schautafeln vorbereitet, von denen eine einen geschichtlichen Abriss über die NS-Zeit in Augsburg und Umgebung und die Entnazifizierungsphase darstellten, die andere gab Eindruck über die Tätigkeiten der Luftwaffe am Fliegerhorst. Bewundern konnte man auch Exponate aus Merching: etwa historische bunte Fahnenbänder von Fahnenweihen, oder eine Ehrentafel der Teilnehmer des 1. Weltkrieges. Zu sehen waren auch aufpolierte Orden, welche für die Teilnehmer des Ersten Weltkrieges mit ihren Namen an schwarzen Bändern befestigt wurden – überall dort, wo ein Datum vermerkt ist, endete dies mit dem Tod des Kriegsteilnehmers.

    Mehr als 20 Vereine waren zu dem Fest nach Merching gekommen.
    Mehr als 20 Vereine waren zu dem Fest nach Merching gekommen. Foto:  Christina Riedmann-Pooch

    Der Deutschmeister Regimentsmarsch des Musikvereins, bei dem begeistert mitgeklatscht wurde, markierte den Beginn der Festreden, bevor das Trio Mandicho plus übernahm. Bürgermeister Helmut Luichtl freute sich über den regen Besuch, den er als Zeichen für das große Ansehen des über jahrzehntelang lebendigen Vereinslebens nahm. Natürlich hatte er als Gratulant auch ein Geburtstagsgeschenk dabei, dass er Jocher stellvertretend für den Verein überreichte – aber schmunzelnd feststellte, dass er als Kassier des Veteranenvereins dies wohl bald wieder zur Verwaltung zurückbekäme.

    Besondere Glückwünsche gab es auch von den Schmiechener und Meringer Veteranen, die dem Verein Zutaten für einen geselligen Abend überreichten. Peter Tomaschko gratulierte als Landtagsabgeordneter auch in Vertretung für den verhinderten Landrat Klaus Metzger zum Jubiläum und für das große ehrenamtliche Engagement des Vereins, der als Brücke für Generationen fungieren könne. Er lud den Verein zu einem Besuch in den Bayerischen Landtag mit zünftiger Verpflegung als Geschenk ein.

    44 Männer aus Merching fielen im Ersten Weltkrieg

    Schriftführer Hannes Kauth bot einen beeindruckenden historischen Rückblick zur Vereinsgeschichte: Von der Gründung, zu der sich der in kürzester Zeit 120 Mann starke Verein bald eine 230 Reichsmark teure Fahne leisten konnte, was damals einem Jahreslohn entsprach. Über die traurige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, bei dem 44 Männer aus Merching ihr Leben ließen und der Verein bei vielen für die teuren Beerdigungskosten einsprang oder die Teilnahme in der Theatinerkirche beim Tod des Prinzregenten Luitpold in München. Er erinnerte an die Errichtung der Kriegerkapelle 1921. An die Zeiten der Inflation, bei der der Verein 1924 mehrere Milliarden Mark reich war, um kurz darauf nach der Geldentwertung aus Geldsorgen sogar den goldenen Löwen der Fahne einschmelzen zu müssen. Die dunkle NS-Zeit, die mit der Einverleibung des Vereins in die SA und mit 71 Gefallenen und 41 Vermissten mündete. Der Neubeginn erfolgte im Januar 1954: Seitdem findet am 1. Mai immer ein Gedenken an die Gefallenen und Verstorbenen statt. Die Aufgabe des Vereins sei immer noch aktuell: Sie stehe auch für waffenfreie Konfliktbewältigung. Um die Zukunft des Vereins müsse man sich ebenfalls keine Sorgen machen: Selbst die befragte Künstliche Intelligenz sei durchaus zuversichtlich.

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