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Letzte-Hilfe-Kurs in Friedberg: So kann man sterbende Menschen begleiten

Friedberg

Wie begleitet man einen sterbenden Menschen?

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    Mit unterschiedlichen Hilfsmitteln probieren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim „Letzte-Hilfe“-Kurs aus: Wie hält man ein Glas zum Trinken hin?
    Mit unterschiedlichen Hilfsmitteln probieren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim „Letzte-Hilfe“-Kurs aus: Wie hält man ein Glas zum Trinken hin? Foto: Angela Seeringer

    „Ich habe keine Angst vorm Sterben. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn's passiert.“ Mit diesem Zitat von Woody Allen begrüßt Christine Neukäufer vom Caritas-Verband die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Letzte-Hilfe-Kurs, der vor Kurzem zum ersten Mal in den Räumen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Friedberg stattgefunden hat. Die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben ist nicht leicht. Ängste, Unsicherheit und Unwissenheit führen oft dazu, dass ein würdevoller Abschied nicht möglich ist. Doch was mache ich, wenn ein naher Angehöriger im Sterben liegt? Wie helfe ich, Leiden zu lindern? Der Letzte-Hilfe-Kurs bietet Antworten auf die drängendsten Fragen zum Lebensende, aber auch, was man im Vorfeld dazu vorbereiten sollte.

    Letzte-Hilfe-Kurs in Friedberg: Caritas-Mitarbeiterinnen erklären, was Sterbenden hilft

    Christine Neukäufer, Helga Schröck und Silke Verbeek-Boje vom Caritasverband haben einen informativen und beeindruckenden Nachmittag gestaltet. Beim BRK bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konkrete Tipps im Umgang mit Sterbenden. Ängste nehmen und sich auf den Tod einlassen. Reden, zuhören und einfach da sein. Gerade am Ende des Lebens ist Zuwendung das Wichtigste.

    Am eigenen Leib erfahren die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, wie es ist, wenn man auf Unterstützung angewiesen ist. Hilflos habe er sich gefühlt, so ein Teilnehmer, als er das Glas Wasser an den Mund gehalten bekam. Dass es durchaus auch anders gehen kann, demonstriert Neukäufer anschaulich: „Ich setze mich zum Patienten, gehe auf Augenhöhe. Das schafft Nähe. Berührungen mindern die Distanz und ich erkläre, was ich tue.“ Sie lässt den Kursteilnehmer selbst das Glas greifen, unterstützt nur ein wenig und führt mit ihrer Hand den Arm des Patienten zum Mund. Die Wirkung ist erstaunlich. „Ich hatte das Gefühl, dass ich selbst getrunken habe“, so der Teilnehmer.

    Silke Verbeek-Boje, Christine Neukäufer und Helga Schröck (v. links) von der Caritas geben den Kurs beim BRK in Friedberg.
    Silke Verbeek-Boje, Christine Neukäufer und Helga Schröck (v. links) von der Caritas geben den Kurs beim BRK in Friedberg. Foto: Angela Seeringer

    Das ist es, was gute Pflege ausmacht – auch und gerade am Lebensende. 75 Prozent der Menschen möchten zu Hause sterben, in ihrer gewohnten Umgebung. Hospizversorgung und Palliativpflege können hier helfen, ambulant wie auch stationär. Neukäufer erklärt eindringlich: „Die Menschen sollen sich sicher fühlen auf ihrem letzten Weg.“ Die Angst vor dem Tod ist häufig auch die Angst vor dem Verdursten oder Ersticken. Hier aufzuklären, ist den Referentinnen eine Herzensangelegenheit. Einige Tropfen Flüssigkeit – Wasser, Wein, Bier oder auch Bratensauce auf einem Wattebausch an die Lippen gehalten – helfen gegen die Mundtrockenheit.

    Selbstbestimmt Sterben – das ist der Wunsch vieler Menschen

    Doch wann beginnt Sterben? Was kommt danach? Aber auch, was war davor? „Eine Geburt ist ein freudiges Ereignis. Jede Mutter wird gefragt, wo willst du entbinden? Was ist das Beste für das Kind? Doch was ist mit dem Tod?“ Silke Verbeek-Boje möchte auf die Diskrepanz aufmerksam machen. „Es geht darum, die Übergänge individuell zu gestalten.“ Dafür sei es wichtig, miteinander zu reden und das auch schon, wenn der Tod noch fern scheint: Wie soll die Bestattung aussehen? Was wünsche ich mir für die Trauerfeier?

    Helga Schröck berichtet von einer Familie, die dem Großvater eine anonyme Bestattung ermöglicht hat – so stand es im Testament: „Doch dann hatte die Familie keinen Ort zum Trauern. Es gab nichts, wo man hingehen konnte und sich dem Verstorbenen nah gefühlt hat.“ Reden hätte geholfen. Warum dem Großvater nicht erklären, dass der Wunsch verständlich, doch für die Angehörigen schwer zu ertragen ist. Gemeinsam Lösungen finden, bevor es zu spät ist. „Ein persönlicher Erinnerungsort kann auch die Bank am Waldesrand sein – mit den Namen der Verstorbenen auf einer dort angebrachten Plakette,“ so Verbeek-Boje.

    Auch Vorsorge ist Thema beim „Letzte-Hilfe“-Kurs in Friedberg

    Möglichst konkret sollte daher bereits zu Lebzeiten vorgesorgt werden, mahnen die Referentinnen. Dies gilt insbesondere für medizinische Eingriffe am Lebensende. Was ist der Unterschied von lebensverlängernden und lebenserhaltenden Maßnahmen? Darf eine Kurzinfusion gegeben werden, wenn sie Erbrechen lindern kann? Hat jemand in der Patientenverfügung jegliche medizinische Intervention zum Lebensende abgelehnt, dürfte der Arzt hier nicht tätig werden. Das Leiden des Menschen könnte hier nicht gelindert werden, so die Referentinnen. Um derartige Situationen zu vermeiden, ist es hilfreich, möglichst eindeutig und genau seine Wünsche zu formulieren.

    All diese Themen konnten die Kursteilnehmenden mitnehmen. Die erste Veranstaltung kam bereits gut an: „Wir werden den Kurs definitiv weiterempfehlen“, so die einhellige Meinung. Eine Fortsetzung ist geplant.

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