Radfahren boomt. Es gibt Alltagsradler, Gelegenheitsradfahrer, Rennradfahrer, Mountainbiker etc. So unterschiedlich wie die Zweiräder, so unterschiedlich sind auch diejenigen, die im Sattel sitzen. Und manche von ihnen stechen aus der Menge heraus. In einer kleinen Serie stellen wir besondere Radltypen vor. Heute: Georg Treffler, 63 aus Laimering. Der Hobbyradler gewann heuer das Stadtradeln - nur knapp vor seinem Bruder. Am liebsten radelt er für sich und seine Gesundheit. Obwohl er sich nur als Freizeitsportler bezeichnet, liegt sein Kilometerstand bis jetzt schon bei 4800 Kilometer. Er erzählt:
"Wir haben relativ spät erst Radfahren gelernt. Da waren wir so fünf oder sechs Jahre alt. Früher hat man ja noch mit Stützrädern angefangen. Damals sind wir noch ein bisschen unbeholfen auf dem Pflaster herumgeeiert. Aber richtig erinnern kann ich mich an mein erstes Fahrrad auch nicht.
Später bin ich dann eben gelegentlich gefahren - zur Arbeit nach Augsburg. Das war 1990. 18 Kilometer waren das. Irgendwann habe ich mir dann vorgenommen 30 Mal im Jahr nach Augsburg zu radeln. Dann hat eins das andere ergeben. Ich war ja schon immer sehr sportlich unterwegs. Erst Fußballer, dann Langstreckenläufer. Ein Knorpelschaden im Knie hat mir letztendlich einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Ich lasse mir nichts nachsagen
Ich konnte kein Lauftraining mehr machen. Also bin ich geradelt. Da kamen dann schon zwischen fünf- und sechstausend Kilometer zusammen. Ich bin ja jetzt in Altersteilzeit. Da habe ich viel Zeit dafür. Der Gesundheitsaspekt spielt dabei eigentlich die Hauptrolle. Man könnte ohne die Arbeit schon faul werden. Ich habe auch probiert wieder zu joggen. Aber der leichte Schmerz im Knie ist dann nicht so angenehm. Das habe ich beim Radeln nicht. Also lasse ich das Laufen lieber und steige auf mein Rad.
Aber mein Rad ist kein E-Bike. Ich habe mir vorerst auch nicht vorgenommen, eines anzuschaffen. Das ist mir ganz wichtig. Mein Ehrgeiz ist alles ohne Elektro zu fahren. Ich möchte mich da schon noch selber "plagen". Gerade auch im Hinblick aufs Stadtradeln. Ich will mir da nichts nachsagen lassen. Rennräder sind aber auch nichts für mich. Natürlich ist es damit schon leichter, viele Kilometer zusammenzubringen. Aber ich möchte nicht Schnellrad fahren. Ich bin ein Hobbyradler. Möchte spazieren fahren und dabei auch etwas sehen. Ich habe ein schlichtes Treckingrad. Mit 30 Gängen - also nichts Besonderes. Aber natürlich auch kein Billigrad vom Discounter.
181 Kilometer an einem Tag
Durch unseren kleinen Hund bin ich in unserer Gegend schon gut rumgekommen. Aber mit dem Rad kommt man dann eben doch weiter. Man kann größere Strecken zurücklegen und dabei auch immer wieder neue Wege ausprobieren. Aber alles immer ganz entspannt. Am liebsten radle ich Strecken ohne viele Höhenmeter. Da bietet sich dann vor allem das Donaumoos an. Ich bin aber auch schon weiter. Nach Bad Wörishofen. Ich dachte, es wäre tiefstes Allgäu. Aber es ging leicht zum Fahren. War relativ eben. Nur ein strammer Ostwind hat das Fahren erschwert.
Meine größte Tour habe ich beim Stadtradeln heuer gemacht. Das waren 181 Kilometer an einem Tag. Da war ich dann schon an die zehn Stunden auf dem Rad - ohne Pausen gerechnet. Mit Pausen dauerte es natürlich länger. Bei so einer Tour muss man beizeiten aufstehen. Ich war da von früh morgens bis spät abends unterwegs. Mein Ziel war es, bei der Tour alle sieben angrenzende Landkreise zu durchfahren. Ich hab mir aber immer die Option zum Aussteigen freigehalten. Ich war nie weiter als 30 Kilometer von zu Hause weg.
Diese Strecke bin ich alleine geradelt. Eigentlich bin ich oft alleine unterwegs. Natürlich auch mal mit meiner Lebensgefährtin, meinem Bruder oder Freunden. Wenn es sich ergibt, dann fahre ich gerne zu zweit. Aber ich hab auch nichts gegen alleine fahren. Da kann ich dann ganz flexibel starten, wann ich will, und in meinem Tempo fahren.
Radeln in Laimering ist Pflicht
Beim Stadtradeln bin ich seit Beginn dabei. Also schon drei Jahre. Da bin ich auch eher durch Zufall hineingekommen. Die Organisatorin wohnt in der gleichen Straße und hatte mich angesprochen. Ich solle mich anmelden. Es hat sich dann alles so ergeben. Und man hat dann doch auch einen gewissen Ehrgeiz. Eigentlich hätte heuer ja mein Bruder gewonnen. Trotz Arbeitsleben ist er hochgerechnet ca. 125 Kilometer am Tag geradelt - zusätzlich zu den acht Stunden Arbeit. Ich habe zwischen 78 und 182 Kilometer zurückgelegt. Aber es geht uns vor allem um den Spaß. Nächstes Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Laimering ist eine Hochburg des Radelns. Es ist eine Pflicht mitzufahren.
Groß vorbereitet habe ich mich nicht auf das Stadtradeln. Man schaut schon, dass man zeitig ins Bett kommt. Aber meine Ernährung war wie sonst auch. Wobei es zwischendurch noch ein Vesperbrot gab und ein, zwei Schokoriegel. Also nicht unbedingt gesund. Aber das Radeln tut mir und meiner Gesundheit gut. Als Nächstes möchte ich gerne den Weldenradweg ganz fahren. Aber ich lasse es ganz entspannt auf mich zukommen.