Merings Pläne für ein Neubaugebiet nördlich der Augsburger Straße stoßen bei den umliegenden Orten auf Vorbehalte, vor allem wegen der Lage in einem überschwemmungsgefährdeten Gebiet. Jüngst äußerten sich dazu auch Gemeinderäte in Kissing kritisch. Merings Bürgermeister Florian Mayer weist diese Kritik in einer Stellungnahme zurück und betont vielmehr Versäumnisse der Gemeinde Kissing. So reagiert Bürgermeister Reinhard Gürtner auf die Vorwürfe.
Florian Mayer stellt vor allem klar, dass das Wasser aus dem Meringer Kanal beim jüngsten Hochwasserereignis nicht das Kissinger Kanalsystem zusätzlich belastet habe. Der Kanal im nördlichen Teil von St. Afra sei im Freispiegel in den Verbandssammler gelaufen. Dies funktioniere nur, wenn der Verbandssammler nicht überlastet ist. Der Markt Mering betreut die Verbandssammler des Abwasserzweckverbandes Obere Paar (AWOP), der das Abwasser aus Mering, Merching, Kissing, Schmiechen und Steindorf zur Kläranlage nach Augsburg leitet. Anhand alter Pläne habe die Marktgemeinde festgestellt, dass die Anschlüsse des Kissinger Kanalnetzes an den Verbandssammler eventuell technisch sehr niedrig ausgeführt seien. Dadurch komme es ab einem gewissen Pegelstand unterhalb einer Vollauslastung bereits zu einem Rückstau. Kissing sei über diese Erkenntnisse informiert worden.
Niedrige Kanalanschlüsse in Kissing führen zur Rückstau
Kanalbefahrungen bekräftigen laut Mayer die Vermutung. So bestehe in der Einleitung Kreuzung Lechauenstraße nur ein Unterschied von 27 Zentimetern zwischen der Sohle des AWOP-Kanals und dem 1. Schacht von Kissing. Bei einem nur zur Hälfte gefüllten AWOP-Kanal mit 30 Zentimetern Durchmesser sei der Querschnitt der Zuleitung von Kissing bereits zu 100 Prozent eingestaut. Bei der Einleitung am Mittleren Weg sorge ein sehr geringes Gefälle in den Verbandssammler für den gleichen Effekt.
Zudem wurden vier Anschlüsse an den Verbandssammler festgestellt, die in den Plänen nicht eingezeichnet sind. Hier sei, so Mayer, die Ursachenforschung seitens der Gemeinde Kissing im eigenen Kanalnetz geboten, da jeder Anschluss ein Schwachpunkt im Kanalsystem sein könne. Er verwies weiter darauf, dass Kissing überprüfen müsse, ob undichte Hausanschlüsse auf Privatgrund für erhöhten Grundwassereintrag ins Kanalsystem sorgen. Unabhängig von den Problemen im Kissinger Kanalnetz steige die Kapazität des Verbandssammlers auf Höhe Bahnhofstraße 134 in Kissing von DN600 auf DN700, sodass bis zum Drosselbauwerk beim Schwabhof, wo der AWOP in den Abwasserzweckverband Augsburg-Ost einleitet, der Gemeinde Kissing eine höhere Kapazität als in Mering zur Verfügung steht, heißt es in der Stellungnahme.
Mayer sieht geplante B2-Umfahrung für Kissing kritisch
Mayer merkt außerdem an, dass die Gemeinde Kissing selbst an vielen Stellen bis an die Paar gebaut habe. Er kritisiert die geplante Ortsumfahrung der B2, die durch den Flächenverbrauch die Grundwassersituation weiter verschärfen werde. „Die Notwendigkeit dieses Projektes sollte deshalb nochmals hinterfragt werden“, heißt es in der Stellungnahme. Ein Großteil des Kissinger Wasserschutzgebietes liege auf Meringer Flur und hindere die Marktgemeinde in ihrer Entwicklung.
Bei den beschriebenen Problemstellen der Gemeinde Kissing handle es sich nicht um Versäumnisse aus der jüngeren Vergangenheit. Die Gemeinde Kissing müsse den Erkenntnissen jedoch zeitnah nachgehen und daraus dringend notwendige Umbaumaßnahmen ableiten, schließt die Stellungnahme.
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt Kissings Bürgermeister Reinhard Gürtner dazu: „Ich versichere Florian Mayer, dass Kissing seine Hausaufgaben aus dem Hochwasser vom Juni 2024 erledigen wird“. Im Detail äußert sich Gürtner nicht zu den Vorwürfen seines Amtskollegen. (AZ/gön)
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