Eine moderne Trauerfeier für Jesus, bei der seine Freunde und Freundinnen auf die Erfahrungen mit ihm zurückblicken: So beging die evangelische Gemeinde in Stätzling den Karfreitag. Ostersonntag wird die Auferstehung dann gefeiert, wie ein Familienfest heutzutage gefeiert wird: mit einem Frühstücksbüfett. Die Ostertage sind von den christlichen Kerngedanken Leiden, Tod, Auferstehung geprägt - doch bei aller Wahrung der Tradition in den Kirchengemeinden im Wittelsbacher Land sehr oft mit einem neuen Blick. So wie sich auch der Umgang mit Krankheit, Sterben, Tod gewandelt hat. Das zeigen die Geschichten, die unsere Redaktion diese Woche begleitet haben: von der Unterstützung des ambulanten Palliativteams für Sterbende und ihre Familien über den Umgang mit Sozialbestattungen bis zum Wulfertshauser Heinz Krusche, der offen über seinen Umgang mit Schicksalsschlägen berichtet und so Menschen Hoffnung macht.
Vor allem Sterben und Tod waren früher ritualisiert, christlich geprägt, familiengebunden, gerade in einem ländlichen geprägten Raum wie Aichach-Friedberg. Das sorgte für Rückhalt und verlieh Menschen im Umgang damit Sicherheit. Oft ist das noch so, doch mit den Veränderungen in der Gesellschaft, der stärkeren Heterogenität der Bevölkerung, einem Wandel der Weltanschauung wuchs der Wandel in diesem existenziellen Thema.
In Aichach-Friedberg leisten Selbsthilfegruppen Aufklärungsarbeit
Zwar sind dadurch teils Unsicherheit und Einsamkeit entstanden, aber doch auch neue Wege: Der Umgang mit schweren Krankheiten wurde offener. Zur Enttabuisierung tragen Selbsthilfegruppen im Landkreis mit ihrer Aufklärungsarbeit ebenso bei wie Einzelpersonen wie Heinz Krusche.
Da religiöse und gesellschaftliche Vorgaben an Relevanz verlieren, sind die Wege am Lebensende individueller. Gleichzeitig verlagern sie sich von den Familien auf Institutionen: auf Kliniken und Pflegeheime, aber auch auf Organisationen wie das St. Afra Hospiz oder das Palliativteam Wittelsbacher Land, das es Menschen ermöglicht, auch in unserer modernen Welt in Würde zu Hause zu sterben. Man hat es fast vergessen, doch Palliativbetreuung musste in ihren Anfängen gegen Vorurteile bis hin zum Vorwurf der Sterbehilfe kämpfen.
All diese neuen Ansätze können das Leid von kranken und sterbenden Menschen, ihren Familien und Freundeskreisen nicht nehmen. Aber sie geben Hoffnung und sind eine Stütze auf mehreren Ebenen: körperlich, psychisch und spirituell.