Startseite
Icon Pfeil nach unten
Friedberg
Icon Pfeil nach unten

Unwetter reißt Festzelt um: Mehrere Verletzte in Kissing

Kissing

Unwetter reißt Festzelt um: Mehrere Verletzte in Kissing

    • |
    Bei dem Unwetter wurden mehrere Menschen in Kissing verletzt.
    Bei dem Unwetter wurden mehrere Menschen in Kissing verletzt. Foto: Gönül Frey

    Mit Sturmböen und Hagelschauern hat das Unwetter am Samstagnachmittag eine Schneise der Verwüstung durch Kissing geschlagen. Kein anderer Ort in der Region war so stark betroffen. Besonders schlimm kam es für die Festzelt für das 20-Jahr-Jubiläum aufzubauen, das eine Woche später gefeiert werden sollte. 

    Der Sturm ergriff jedoch das Zelt und wehte es davon, wie Kissings Bürgermeister Reinhard Gürtner betroffen berichtet. Am Anfang war kaum überschaubar, wie viele Menschen vor Ort waren, wer verletzt war und wer noch vermisst wurde. 30 Menschen hätten vor Ort versorgt werden müssen, zehn seien zur weiteren Behandlung in umliegende Krankenhäuser gebracht worden, einer davon mit dem Rettungshubschrauber, so berichtet Raphael Doderer, Sprecher der Augsburger Hilfsorganisationen. 100 Einsatzkräfte seien vor Ort gewesen, so die Polizei: rund 70 Mitarbeiter von Rettungsdiensten und 30 Feuerwehrleute. 

    Festzelt-Aufbau: Feuerwehr Kissing übernimmt Erstversorgung der Verletzten

    Michael Häfner, stellvertretender Kommandant der Kissinger Feuerwehr, berichtet, dass die Kissinger Wehr die Erstversorgung der Verletzten übernommen habe. Gemeinsam mit dem Rettungsdienst des BRK und der örtlichen Wasserwacht richtete sie in einer nahe gelegenen landwirtschaftlichen Halle einen Verletzten-Sammelplatz ein. Währenddessen ging es mit der Suche nach Verletzten weiter. Die Polizei unterstützte dabei mit einer Drohne. 

    Rund 100 Einsatzkräfte waren in Kissing vor Ort.
    Rund 100 Einsatzkräfte waren in Kissing vor Ort. Foto: Gönül Frey

    Neben dem Rettungshubschrauber kam auch die Berufsfeuerwehr Augsburg zur Unterstützung, und der Sanitätszug war mit zahlreichen Rettungswagen vor Ort. Nachdem alle versorgt und die schwerer Verletzten ins Krankenhaus gebracht waren, traf sich die Kissinger Feuerwehr zur Einsatzbesprechung im Feuerwehrhaus. Dabei war auch Bürgermeister Reinhard Gürtner, dem der Schreck noch ins Gesicht geschrieben stand. "Wir haben so ein Glück gehabt", sagt er. So wie der Sturm das Zelt zerlegte, hätte es auch tödlich ausgehen können, meint er. 

    Für die Rettungskräfte muss in Kissing erst einmal geräumt werden

    Der Rettungseinsatz war eine Herausforderung. Das Unwetter hatte regelrechte Hagelberge aufgetürmt und Bäume und Äste umgeworfen. "Wir haben uns aufgeteilt. Zweiter Bürgermeister Franz-Xaver Sedlmeyr war am Unglücksort, und ich habe im Bauhof koordiniert, dass der Rettungsweg für die Einsatzkräfte freigeräumt wurde", berichtet Gürtner. 

    Das Dach der Seniorenresidenz Haus Gabriel wurde vom Sturm abgedeckt, im Vordergrund die herumliegenden Teile des Metalldachs.
    Das Dach der Seniorenresidenz Haus Gabriel wurde vom Sturm abgedeckt, im Vordergrund die herumliegenden Teile des Metalldachs. Foto: Gönül Frey

    Nach der Bergung bei der Altortjugend wartete schon der nächste große Notfall. Der Sturm hatte große Teile des Metalldachs der Seniorenresidenz Haus Gabriel abgedeckt. Teile des massiv verformten Metalldachs waren bis weit vom Gebäude entfernt am Straßenrand zu finden. Obwohl es tatsächlich gelang, eine Firma zu finden, die das Dach im Laufe der Nacht abdichtete, wurde die Einrichtung am Abend evakuiert. 

    Kissinger Haus Gabriel wird noch in der Nacht evakuiert

    Von den 106 zu evakuierenden Personen wurden 29 bettlägrige Personen ins Pflegeheim Pro Seniore, Friedberg, verlegt. Wie das BRK berichtet, mussten einige der Bewohnerinnen und Bewohner auch in weiter entfernte Einrichtungen transportiert werden, da im Umkreis des Landkreises die Aufnahme nicht möglich war. Die Transporte gingen bis nach Illertissen, Herbrechtingen, Ulm, Senden und Geretsried. Der Rest der Betroffenen wurde bis Sonntag in der Mehrzweckhalle untergebracht und dann in andere Pflegeheime verlegt. 

    Insgesamt waren die Schäden in Kissing immens. Auch auf Privatgrundstücken gab es abgedeckte Dächer und eingeschlagene Scheiben. So waren auch die Fenster am Feuerwehrhaus zu Bruch gegangen. Und das Kissinger Rathaus verzeichnet einen Wassereinbruch, nachdem Äste eines Baumes in Fenster und Fassade geweht wurden. 

    Entsprechend herrschte am Sonntag nach dem Sturm noch immer Ausnahmezustand. Die Kissinger Feuerwehr war nach einer langen Nacht bereits am Vormittag wieder an der Arbeit. Kommandant Matthias Rawein sagte: "So etwas wie dieses Unwetter habe ich in meinen 35 Lebensjahren noch nicht gesehen". Die vielen Schadensmeldungen brachten die Kissinger Rettungskräfte an ihre Grenzen.

    Nach Unwetter: Große Hilfsbereitschaft der umliegenden Orte für Kissing

    Um die 50 Ehrenamtliche waren bei der Kissinger Feuerwehr ständig im Einsatz. "Uns haben auch Leute gefehlt, die bei der Altortjugend sind und beim Zeltaufbau verletzt wurden", sagte Rawein. Denn die Überschneidung bei dem Verein und bei der Feuerwehr sei groß. 

    Bürgermeister Reinhard Gürtner war am Sonntag immer noch dabei, sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen: "Das Rathaus ist betroffen, einige Kindergärten hat es erwischt und bei der Paartalhalle ist eine Lichtkuppel eingeschlagen", zählt er auf. Den Friedhof habe er sperren lassen, wegen Gefahr durch beschädigte Bäume. "Darum können wir uns im Augenblick noch nicht kümmern. Jetzt hat es Vorrang, im öffentlichen Raum wieder Klarschiff zu machen." Gürtner bedankt sich für die große Hilfsbereitschaft der umliegenden Gemeinden. "In der Not zeigt sich das gute Miteinander", sagt er. Friedberg hatte beispielsweise einen Trupp zur Reinigung der Sinkkästen geschickt. Und Ried nimmt unbürokratisch die Ministadt des Kreisjugendrings auf, die am Montag eigentlich in Kissing hätte starten sollen

    Die Ortsdurchfahrt des Friedberger Ortsteils Bachern stand wegen des Unwetters unter Wasser und musste gesperrt werden.
    Icon Galerie
    32 Bilder
    Das Unwetter am Samstag hinterlässt Schäden in Aichach-Friedberg. In Kissing werden mehrere Menschen verletzt. Eine Bilanz in Bildern.
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden