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Kissing: Sie betreut 100 Firmlinge in Kissing: "Vor allem fasziniert sie die Ewigkeit"

Kissing

Sie betreut 100 Firmlinge in Kissing: "Vor allem fasziniert sie die Ewigkeit"

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    Anna-Maria Bader ist pastorale Mitarbeiterin in Kissing und kümmert sich um die Firmvorbereitungen.
    Anna-Maria Bader ist pastorale Mitarbeiterin in Kissing und kümmert sich um die Firmvorbereitungen. Foto: Anna Katharina Schmid

    Wie begeistern Sie junge Menschen für den Glauben, Frau Bader?
    ANNA MARIA BADER: ... (Sie überlegt.) Mit Lebensnähe und Authentizität. Das fehlt in der Kirche oft, habe ich das Gefühl. Ob jemand mit ganzem Herzen hinter etwas steht oder nicht - das können junge Leute sofort durchschauen und oft schneller erkennen, als Erwachsene es tun. Wenn jemand aber sagt, dass er wirklich glaubt, dann werden sie neugierig. Das geht aber nur, wenn man selbst ein stabiles Glaubensfundament hat.

    Ist das bei Ihnen so?
    BADER: Ja. Aber ich bin auch ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, ich kämpfe und ackere genauso wie alle anderen. Im Glauben ist es wichtig, dass man nie aufgibt. Man muss tun, was man kann, und darf darauf vertrauen, dass Gott den Rest macht. Meine eigene Glaubensentwicklung ist noch nicht abgeschlossen, dieser große Sprung, den man in der Pubertät macht, ist bei mir nicht so lange her. Mit vielen Themen habe ich mich auch vor nicht allzu langer Zeit beschäftigt.

    Was macht das besondere Alter aus, in dem sich Firmlinge befinden?
    BADER: In dem Alter, also zwischen zwölf und 15 Jahren, merken viele zum ersten Mal, dass das Leben mehr zu bieten hat als Schule. Hobbys werden wichtiger, vielleicht ist da bei den älteren Firmlingen auch schon die erste Liebe. Sie stellen sich große Fragen: Wer bin ich? Wo stehe ich? Wo möchte ich hin? Es ist oft eine emotionale Achterbahnfahrt und von allen Seiten strömen Informationen auf sie ein. Man verliert leicht den Fokus. Da ist es manchmal gut, wenn jemand da ist, der zeigt, wie schön das Leben sein kann - und der Glauben.

    Rund 100 Jugendliche werden im Juli in Kissing gefirmt.
    Rund 100 Jugendliche werden im Juli in Kissing gefirmt. Foto: Anna Katharina Schmid

    Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, in vielen Familien spielt Religion kaum noch eine Rolle. Wie finden Jugendliche einen Zugang zum Glauben?
    BADER: Sobald sie sich von selbst dafür interessieren. Kaum einer reagiert ablehnend, wenn ich von meinem Glauben spreche. Im Gegenteil, sie sagen eher: Krass, erzähl mir mehr! Ein Punkt, der sie besonders fasziniert, ist ein Wesenszug der katholischen Kirche - dass sie für die Ewigkeit bleibt und das Leben nach dem Tod weitergeht. Wir bieten ihnen diese Dinge an und lassen sie ihre eigenen Erfahrungen im Glauben machen.

    Wie läuft das konkret ab?
    BADER: Im Rahmen der Firmvorbereitungen bieten wir zehn Aktionen an, jeder Firmling darf sich eine aussuchen. Hier bekommen sie die Möglichkeit, viel auszuprobieren, etwa: Wie läuft ein Weihnachtsgottesdienst für Kinder? Oder eine Maiandacht? Was ist Anbetung oder eine heilige Messe? Vor der Firmung kommt bei einem gemeinsamen Wochenende noch das theoretische Wissen hinzu. Aber gerade bei den Aktionen bekommen sie die Möglichkeit, Gott zu begegnen. Man kann nur über das, was man kennt, auch urteilen.

    Was ist, wenn junge Menschen die Kirche verurteilen? Etwa wegen Skandalen, Missbräuchen, Vertuschungen?
    BADER: Wenn aber jemand bereits ein schlechtes Bild von der Kirche hat, ist es enorm schwierig. Da versuche ich, die Diskussion weg von theoretischen Fragen auf den Kern der Kirche zu lenken, auf die eigene Erfahrung vom Glauben und Jesus Christus. Aber die Missbrauchsfälle gehen auch an mir nicht spurlos vorüber. Ich muss selbst schauen, wie ich alles gut zusammenbringe.

    Die St. Bernhard Kirche in Kissing.
    Die St. Bernhard Kirche in Kissing. Foto: Anna Katharina Schmid

    Sie haben über Lebensnähe gesprochen. Wie kann die Kirche das umsetzen?
    BADER: Der Glaube muss immer konkret werden, er darf nicht theoretisch bleiben. Also es bringt nichts, mit Fachbegriffen um uns zu werfen und Dinge damit zu begründen, dass sie schon immer so waren. Wir wollen mit den Jugendlichen im Kleinen anfangen. Wie funktioniert ein Gebet, zu wem betet man, wie geht das? Das muss nicht hochtrabend formuliert sein, ein tiefes und gutes

    Im Moment macht die Krise in der Ukraine vielen Menschen Angst. Wie kann der Glaube Ihrer Meinung nach helfen?
    BADER: Vor allem das Gebet kann eine Stütze sein. Viele wollen helfen, was gerade für Jugendliche oft finanziell oder materiell schwierig ist. Indem man für die betroffenen Menschen betet, zeigt man sich solidarisch. Und gerade diese Gemeinschaft und das Wissen, dass man mit seinen Sorgen und Gedanken nicht alleine ist, sondern dass man mit so vielen anderen Menschen und Christus verbunden ist - das kann helfen, um Traurigkeit, Einsamkeit und Angst abzubauen.

    Zur Person

    Anna-Maria Bader, 24, hat in Augsburg katholische Theologie studiert und ist hauptberuflich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kirchenrecht tätig. Die gebürtige Eismannsbergerin hat bereits öfters in Kissing als Organistin ausgeholfen und ist in diesem Pastoraljahr für die Firmvorbereitungen zuständig.

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