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Lebensrettung in Mering: Wie ein Bruder zum Helden wurde

Aichach-Friedberg

Herzanfall in der Pizzeria: Der Bruder wird zum Lebensretter

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    Ein kleines Wunder ist es, dass (von links) Petra Pfeiffer, ihr Mann Ralph und sein Bruder Rainer noch einmal so zusammen stehen. Denn im August erlitt Ralph Pfeiffer einen schweren Herzanfall.
    Ein kleines Wunder ist es, dass (von links) Petra Pfeiffer, ihr Mann Ralph und sein Bruder Rainer noch einmal so zusammen stehen. Denn im August erlitt Ralph Pfeiffer einen schweren Herzanfall. Foto: Gönül Frey

    Für Ralph Pfeiffer wäre das Leben am 22. August beinahe vorbei gewesen. Der 62-jährige Kissinger erlitt in der Gaststätte La Masseria in Mering einen schweren Herzanfall. Sein Bruder Rainer Pfeiffer leistete über einen Zeitraum von mindestens zehn Minuten eine Herz-Lungen-Reanimation - bis zum Eintreffen der Helfer. Sonst wäre Ralph Pfeiffer vermutlich tot.

    Denn unglücklicherweise war der in Mering stationierte Rettungswagen zu dem Zeitpunkt unterwegs, sodass ein Team aus Friedberg anrücken musste. Die Meringer Feuerwehr wurde erst später von der Leitstelle nachalarmiert und traf zeitgleich mit den Friedberger Rettungskräften nach ca. zehn Minuten ein. Wenige Menschen wären in der Lage, über so einen Zeitraum wirkungsvoll Wiederbelebung zu leisten. Doch Rainer Pfeiffer ist als ehemaliger Bobinger Bademeister ausgebildeter Ersthelfer. „Ohne ihn wäre mein Mann heute nicht mehr am Leben“, sagt Petra Pfeiffer, die Ehefrau des Geretteten.

    Für alle Beteiligten war es eine traumatische Situation. Die Familie war zu einer Gedenkandacht für eine verstorbene Angehörige zusammengekommen und anschließend noch gemeinsam im Restaurant La Masseria eingekehrt. Da brach der 62-Jährige plötzlich auf seinem Stuhl zusammen. Tochter Marietherese wählte den Notruf, berichtete, dass der Vater nicht mehr atmete und weder Herzschlag noch Puls zu spüren waren.  Rainer Pfeiffer begann währenddessen mit der Reanimation. Zwölf bis 14 Minuten habe es gedauert, bis er abgelöst wurde, schätzt er.

    Warten auf den Rettungswagen nach Infarkt: schreckliche Momente für die Angehörigen

    Laut Dokumentation der Leitstelle ging der Alarm um 22.14 Uhr ein und Rettungswagen und Notarzt trafen um 22.24 Uhr ein. „Es ist eine Extremsituation, man verliert jedes Zeitgefühl“, sagt Rainer Pfeiffer. Schreckliche Momente waren es auch für die anderen Angehörigen. „Wir haben immer wieder angerufen und gefragt, wann endlich jemand kommt“, erzählen Petra Pfeiffer und ihre Tochter Marietherese. Deswegen sei wohl nachträglich noch die Meringer Feuerwehr alarmiert worden. Allerdings kam diese dann auch erst zeitgleich mit dem Rettungswagen an.

    Für Ralph Pfeiffer war es ausgesprochen knapp. Die Einsatzkräfte konnten ihn mit dem Defibrillator wiederbeleben, es folgten viele Wochen im Krankenhaus und dann die Reha. Erst seit Kurzem ist er wieder zu Hause, den Umständen entsprechend geht es ihm gut. Der 62-Jährige ist allen sehr dankbar, die an seiner Rettung beteiligt waren: Bruder, Rettungsteam und Notarzt aus Friedberg und die Meringer Feuerwehr.

    Nachdem die größten Sorgen um Ralph Pfeiffer durchgestanden sind, beschäftigt die Familie jedoch eine Frage: Warum wurde die Feuerwehr mit ihren Ersthelfern nicht sofort verständigt? Rainer Pfeiffer kann das nicht fassen. „Ich weiß genau, dass sie in Mering eine voll ausgebildete First-Responder-Gruppe haben. Die hätten in vier Minuten bei uns sein können, das Feuerwehrhaus ist ja fast nebenan. Warum werden die nicht gleich alarmiert?“, fragt er.

    Herzanfall: Feuerwehr hat ausgebildete Ersthelfer, darf aber keine First-Responder-Gruppe bilden

    Damit spricht er einen wunden Punkt an. Denn tatsächlich hat die Meringer Feuerwehr entsprechend ausgebildete Ersthelfer, sie besitzt auch das Fahrzeug und die nötige Ausstattung. Doch offiziell gibt es keine First-Responder-Gruppe. Der zuständige Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in Augsburg (ZRF) hat die Einrichtung der Gruppe im Juli 2022 abgelehnt - und trotz vielfältiger auch politischer Initiativen bisher die Entscheidung nicht revidiert. Somit werden die Meringer Ersthelfer auch nicht automatisch bei lebensbedrohlichen Notfällen verständigt.

    Ähnlich wie beispielsweise die Feuerwehr Adelzhausen (im Bild) würde auch die Meringer Feuerwehr gerne eine offiziele First-Responder-Gruppe anbieten. Die ausgebildeten Ersthelfer überbrücken bei Notfällen die Zeit, bis der Rettungswagen eintrifft.
    Ähnlich wie beispielsweise die Feuerwehr Adelzhausen (im Bild) würde auch die Meringer Feuerwehr gerne eine offiziele First-Responder-Gruppe anbieten. Die ausgebildeten Ersthelfer überbrücken bei Notfällen die Zeit, bis der Rettungswagen eintrifft. Foto: Alice Lauria

    Ursula Christ ist Geschäftsleiterin des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in Augsburg. Sie erklärt, dass im Fall einer Reanimation ohnehin immer die Feuerwehr mit alarmiert werde - unabhängig davon, ob die Feuerwehr First Responder vorhält oder nicht. Bei Ralph Pfeiffer sei der Einsatz jedoch zunächst nicht entsprechend gemeldet worden. „Erst nach einem erneuten Anruf wurde klar, dass es sich um eine Reanimation handelt. Zum einen wurde daraufhin die Feuerwehr Mering nachalarmiert, zudem erfolgte eine durch einen Disponenten angeleitete Telefonreanimation“, so Christ. Die Disponenten nehmen als Mitarbeiter der Leitstelle die Notrufe entgegen, beurteilen die geschilderten Situationen und alarmieren entsprechend die Rettungskräfte.

    Keine First Responder bei Herzanfällen für Mering, weil es den BRK-Hintergrunddienst gibt

    Für Christ ist die Angelegenheit der First-Responder-Gruppe in Mering mit der Absage 2022 erledigt. Diese begründet sie damit, dass neben dem regulären Rettungsdienst in Mering auch ein Hintergrunddienst des BRK in Mering vorgehalten werde. „Entsprechend dem Grundsatzbeschluss des ZRF Augsburg wird an Standorten, an denen bereits ein funktionierendes System zusätzlicher Hilfe neben dem Rettungsdienst vorhanden und die Hilfsfristeneinhaltung hoch ist, keine Zustimmung für zusätzliche Einrichtungen der organisierten Ersten Hilfe erteilt“, erklärt sie. Bei der Absage hatte Christ darauf verwiesen, dass weitere Einheiten eine zusätzliche Belastung für die ohnehin stark geforderten Disponenten seien. Außerdem berge jede Blaulicht-Fahrt ein Risiko, auch für die Rettungskräfte.

    Merings Feuerwehrkommandant Andreas Regau bedauert die Entscheidung und hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Die Gerätschaft, die Manpower, es ist alles vorhanden!“, sagt er. 23 Leute der Feuerwehr lassen sich seit über drei Jahren regelmäßig fortbilden, um die Bedingungen für First Responder zu erfüllen. Es gehe der Feuerwehr nicht darum, mit den Rettungskräften zu konkurrieren. „Wir wollen nur die Zeit überbrücken von der Alarmierung bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte“, erklärt er. Vor allem dann, wenn der in Mering stationierte Rettungswagen nicht verfügbar ist, wie es bei dem Zusammenbruch von Ralph Pfeiffer der Fall war.

    In den schrecklichen Momenten, als sie auf den Rettungswagen warten mussten, wären die Pfeiffers um jede Minute dankbar gewesen, die sie früher Hilfe bekommen hätten: „Ich möchte nicht, dass jemand anders dasselbe erlebt - nur dass es vielleicht nicht so glücklich ausgeht, wie bei uns“, sagt Petra Pfeiffer.

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