Zwei Jahre lang war das beliebte Parkstüberl in Kissing geschlossen. Lisa und Florian Wolferseder hatten sich für einen tiefgreifenden Umbau entschieden, moderner, mehr Platz, ein Saal für große Veranstaltungen. Während die Bauarbeiten liefen, betrieb das Paar weiterhin den Biergarten am Reitpark, übernahm zusätzlich den ehemaligen Rosenhof in der Gemeinde und öffnete das "Solea". Viele, große Projekte, und nun ist auch das letzte abgeschlossen: Am Mittwoch öffnet das "Restaurant Reitpark Mergenthau" zum ersten Mal seine Türen. Im Saal stehen die ersten großen Feiern an, jeden Tag trudeln Anfragen ein. Die Wolferseders erzählen, warum sie auf Altbaucharme verzichten mussten - und welche unterschiedlichen Konzepte sie in ihren Restaurants verfolgen.
Heiraten im Reitpark Mergenthau in Kissing
Im neu umgebauten Saal, der Eventlocation, herrscht reges Treiben. Blumen werden zurechtgerückt, ein Brautpaar posiert. Kurz bevor die ersten Feiern stattfinden, lassen Lisa und Florian Wolferseder noch Fotos für die Website anfertigen. Bis auf einen Post auf Instagram hätten sie keine Werbung gemacht, und trotzdem: "Es gibt praktisch keinen Tag, an dem keine Anfrage reinkommt. Gerade bei Hochzeiten ist das extrem", erzählt Lisa Wolferseder. Überraschend auch von Menschen, welche die fertigen Räume nie gesehen und noch nie im Restaurant gegessen hatten.
Vor zehn Jahren übernahm das Paar das Restaurant. Nach kurzer Zeit bauten die beiden die Küche um, dann die Ställe. Bald stellte sich heraus, dass noch größere Maßnahmen notwendig sind. Ein zentraler Punkt: das Personal. "Das Restaurant war klein, aber der Biergarten hat 300 Plätze. Wir mussten Personal im Sommer einstellen und wieder entlassen. Viele wollten länger bleiben. So kann man die Kräfte nicht halten", sagt Florian Wolferseder. Dazu kam ein anderer Grund. "Wir konnten drinnen nie Feiern mit mehr als 35 Leuten annehmen." Im Biergarten gab es zwar ausreichend Platz, aber auch das Risiko schlechten Wetters. Zudem brauchte das Gebäude neue Sanitäranlagen.
Speisekarte im neuen Restaurant bleibt ähnlich
Das Paar reichte den ersten Bauantrag ein, überarbeitete ihn aber noch einmal vollständig. Der Stall und die Pferde wurden auf den hinteren Bereich des Reitparks verlegt, das Restaurant vergrößert und mit dem Saal verbunden. "Wenn wir schon umbauen, dann gescheit", fasst Lisa Wolferseder zusammen. Im Gebäude von 1860 hatten die zwei Unternehmer auf schöne Backsteinwände gehofft, für Altbaucharme. Fehlanzeige. Allerdings auch wegen des strengen Brandschutzes.
Ihr Gebäude falle durch die Höhe von sieben Metern unter eine Sonderkategorie und die höchste Brandschutzklasse. Alle Stahlträger mussten gesichert werden. Das Ergebnis sind klassisch neutrale Wände, doch die Höhe der Räume lässt die frühere Vergangenheit als Papierfabrik erahnen. "Rustikaler wäre schön gewesen. Aber künstlich Rustikalität herstellen? Nee", kommentiert Florian Wolferseder.
Bei der Speisekarte ist vieles beim Alten geblieben. Schnitzel, Zwiebelrostbraten: Kulinarisch erwartet die Gäste hier ein modernes Wirtshaus. Anders als im Solea: "Da kann unser Küchenteam ein bisschen ausflippen", sagt Florian Wolferseder mit einem Zwinkern. Mit den unterschiedlichen Konzepten wollen die beiden verhindern, dass sich die Restaurants gegenseitig die Gäste wegnehmen.
Neue Eventlocation im Reitpark Mergenthau bietet Platz für 100 Gäste
Am Reitpark soll es künftig möglich sein, die gesamten Räume für Feiern zu buchen. 100 Plätze gibt es im neuen Veranstaltungssaal, 60 im Restaurant, wo es zusätzlich auch eine Tanzfläche mit Bar gebe. Auf der Terrasse können Sektempfänge stattfinden und eine mobile Bar aufgebaut werden. Eine feste Raummiete gibt es nicht, aber für die Vorbereitungen des Saals werde eine Pauschale fällig, die man gerade noch erarbeite. Und dann, je nachdem, wie umfangreich das gewünschte Menü ist, zwischen 25 und 80 Euro pro Gast.
Eigentlich wollten die beiden bereits im vergangenen Jahr öffnen. Doch die Genehmigung ließ auf sich warten, Lieferungen verspäteten sich. Und die Preise stiegen: Die Baukosten von zunächst geschätzt etwa einer Million Euro haben sich schlussendlich verdoppelt. Und nicht nur das. Beim Unwetter im August ist am Reitplatz auch noch ein Totalschaden von 200.000 Euro entstanden, den die Versicherung nicht übernimmt. Viele offene Fragen, viel Arbeit, wenig Zeit: Der Stress des vergangenen Jahres ist den Wolferseders anzumerken. Sie sind dankbar für ihr Team, das flexibel einsprang und auch mal im Trockenbau half. Nach der Eröffnung kehre hoffentlich bald ein ruhigerer Alltag ein. "Das war ein heftiges Jahr. Bis jetzt hatten wir praktisch keine Zeit zum Nachdenken oder für Pausen. Im Sommer, wenn wir dann bei einem Glas Wein draußen sitzen und hier Hochzeiten gefeiert werden - dann kommt wahrscheinlich die Erleichterung."