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Kissing: Kissinger Spezialist Pfaff Silberblau liefert in alle Welt

Kissing

Kissinger Spezialist Pfaff Silberblau liefert in alle Welt

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    Diese Seilwinde ist eine Spezialanfertigung von Pfaff Silberblau für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems/Nordsee, im Bild Geschäftsführer Ulrich Hintermeier.
    Diese Seilwinde ist eine Spezialanfertigung von Pfaff Silberblau für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems/Nordsee, im Bild Geschäftsführer Ulrich Hintermeier. Foto: Michael Eichhammer

    Die Erzeugnisse der Kissinger Firma, für die Ulrich Hintermeier tätig ist, sieht man üblicherweise nicht, da sie ihre Dienste im Hintergrund verrichten. Doch als Kenner entdeckt der Geschäftsführer der Columbus McKinnon Engineered Products GmbH, zu der auch die Pfaff Verkehrstechnik gehört, immer wieder Produkte seines Unternehmens, die dem Laienblick entgehen. Vom lokalen Möbelhaus bis zur internationalen Medizintechnik, Stahlindustrie und Maschinenbau reicht das Kundenspektrum für die Produkte aus Kissing.

    So erkannte der 61-Jährige Hintermeier unlängst beim Kinobesuch mit seinem Sohn, dass die Bannerwerbung beim Cinemaxx in Augsburg mit einer Seilwinde aus seiner Firma betrieben wird. Auch die Decken-Dekoration im Friedberger Möbelhaus Segmüller wird mit Hebetechnik von Columbus McKinnon bewegt. Eine

    Pfaff Silberblau aus Kissing arbeitet auch mit AVV und KUKA zusammen

    Auch im Straßenbahndepot des AVV ist Pfaff Verkehrstechnik im Einsatz, um sichere Wartungsarbeiten zu ermöglichen. Für MAN Technologie (heute MT Aerospace) fertigte die Firma vor rund 20 Jahren die Hubarbeitsbühne zur Montage der Booster der Ariane-Trägerrakete an. In Kooperation mit KUKA arbeitete man vier Jahre gemeinsam an der Integration von Hubeinheiten für ein führerloses Transportsystem. 2020 ging die Sonderkonstruktion in die Serienreife. Diese Systeme können autonom durch eine Fabrik fahren und bis zu einer Tonne Gewicht heben.

    Seit 2008 gehört der Standort in Kissing zu einem internationalen Verbund von vielen Marken unter dem Dach des amerikanischen Konzerns Columbus McKinnon Corporation. Die Firmengeschichte begann 1867 mit der Windenfabrik Gottfried Schober in Augsburg. 1902 erwarb der Ingenieur August Pfaff das Unternehmen. 1972 entstand das neue Werk in Derching. Um Rechtsstreitigkeiten mit dem gleichnamigen Nähmaschinenhersteller Pfaff zu vermeiden, nannte man sich nun Pfaff-silberblau Hebezeugfabrik. Die Inspiration zum Beinamen „silberblau“ lieferte die Farbkombination der hauseigenen Zahnstangenwinden. Man sieht sie heute noch – beispielsweise in Wertstoffhöfen, wo sie das Heben von Container-Deckeln erleichtern.

    Zerspanungsmechaniker Marcel Pommeranz fertigt einen Führungsflansch für Hubgetriebe an. Damit werden Züge zur Wartung angehoben.
    Zerspanungsmechaniker Marcel Pommeranz fertigt einen Führungsflansch für Hubgetriebe an. Damit werden Züge zur Wartung angehoben. Foto: Michael Eichhammer

    Seit 2008 ist Pfaff Silberblau in Kissing ansässig

    2008 wurden das heutige Werk und das Verwaltungsgebäude in Kissing am nördlichen Ortseingang an der B2 bezogen. „Man ist hier verwurzelt“, berichtet Ulrich Hintermeier, der dem Unternehmen seit 34 Jahren treu ist. Dass man als regionales Unternehmen international verbunden und am Weltmarkt konkurrenzfähig ist, macht die Arbeit in den Augen des Geschäftsführers spannend. „Das ist es, was mich über die Jahre angetrieben hat – es war eigentlich immer wieder eine neue Firma, wir haben uns immer wieder ein Stück weit neu erfunden“.

    Auf dem 28.000 Quadratmeter großen Betrieb arbeiten derzeit 170 Mitarbeiter. Neben der Halle und dem Bürogebäude im Silberpark gibt es ein paar Kilometer weiter eine weitere Halle, spezialisiert auf Technik für Schienenfahrzeuge. „Was Hebetechnik zum Warten von Schienenfahrzeugen und Dacharbeitsbühnen bei Bussen angeht, sind wir einer der Weltmarktführer“, erzählt Ulrich Hintermeier.

    Ulrich Hintermeier, Geschäftsführer mit Spindel-Hubelementen. Die kleinsten heben 250 Kilogramm, die größten 200 Tonnen.
    Ulrich Hintermeier, Geschäftsführer mit Spindel-Hubelementen. Die kleinsten heben 250 Kilogramm, die größten 200 Tonnen. Foto: Michael Eichhammer

    Die Kissinger Columbus McKinnon Engineered Products GmbH nebst der fusionierten Pfaff Verkehrstechnik setzt auf reine Mechanik. Im Gegensatz zu Hydraulik wird so kein Öl benötigt. Zudem ist diese Lösung wartungsärmer und umweltfreundlicher. Der Verzicht auf Öl ist beispielsweise in der Medizintechnik wichtig, wo höchste Hygieneansprüche notwendig sind. Auch die Betreiber von internationalen Containerhäfen setzten auf das Unternehmen, weil sie bei den Kränen, welche die Schiffe entladen, keine Öl-Leckage riskieren wollen. 

    Mitarbeiter von Pfaffsilberblau schätzen familiären Standort in Kissing

    Ulrich Hintermeier spürt aus dem Feedback junger Mitarbeitender, dass diese die mittelständisch geprägte, familiäre Nähe am Standort schätzen und gleichzeitig „in die große weite Welt schnuppern können“ in einem Konzern mit internationalen Standorten und unterschiedlichsten Kunden und Kulturen. „Wer diese Ambitionen hat, dem stehen hier alle Möglichkeiten offen“, weiß der Geschäftsführer. Man spürt, dass er für seinen Job brennt. Genau wie der Zerspannungsmechaniker Pascal Bonneck. „Ich mag die Vielseitigkeit, man muss immer wieder neue Teile programmieren“, erzählt er. „Es wird hier nie langweilig.“

    Zerspanungsmechaniker Pascal Bonneck mit einem Kulissenstein aus Bronze. Er schätzt die Vielschichtigkeit seines Jobs.
    Zerspanungsmechaniker Pascal Bonneck mit einem Kulissenstein aus Bronze. Er schätzt die Vielschichtigkeit seines Jobs. Foto: Michael Eichhammer

    Aktuell entsteht in Kissing eine Seilwinde für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Weil es nichts Passendes auf dem Markt gab, entwickelte man kurzerhand ein eigenes Produkt. Sonderanfertigungen wie diese sind keine Seltenheit. Für die erste kommerzielle Transrapid-Strecke in China fertigte man die Antriebe zur Weichenstellung. Zu den spektakulärsten Projekten zählt ein Feld aus 64 Antennen in der südafrikanischen Karro-Halbwüste, mit dessen Hilfe der Weltraum erforscht wird. „Das kleine Ding da hinten ist unser Anteil“, erklärt Ulrich Hintermeier und zeigt auf ein unscheinbares Element an einer der riesigen Antennen. „Aber wenn das nicht funktioniert, funktioniert das ganze Antennenfeld nicht mehr“, fügt er an. Die Neigung jeder Antenne wird millimetergenau durch die Spindelhubelemente aus Kissing eingestellt.

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