Kissing: Das beliebte Kissinger Brunnenfest fällt ins Wasser

Das große Hochwasser hat Kissing schwer getroffen. Jetzt steht fest: Das beliebte Brunnenfest, das eigentlich in zwei Wochen stattgefunden hätte, muss ausfallen. Denn im Ort sind die schlimmsten Schäden noch längst nicht beseitigt. Sowohl die Gemeinde als auch die betroffenen Bürgerinnen und Bürger sind mit Aufräumen und Reparieren beschäftigt. Deswegen hat man sich von Gemeindeseite schweren Herzens zu diesem Schritt entschieden. So reagieren die Betroffenen auf die Entscheidung. 

Geplant gewesen wäre das Brunnenfest von Freitag, 21. bis Sonntag, 23. Juni. "Auch dieses Jahr wollten wir wieder unser traditionelles Brunnenfest feiern. Alles war bereits geplant", heißt es in der Mitteilung der Gemeinde Kissing. Doch in Anbetracht der aktuellen Situation, habe man beschlossen abzusagen. "Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Doch die Auswirkungen des Hochwassers haben uns immer noch im Griff und alle Kräfte sind nach wie vor Tag und Nacht im Einsatz", heißt es weiter.

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Hochwasser hat in den Straßen nahe dem Rathaus große Schäden verursacht

Weite Teile des Gemeindegebiets und somit viele Kissinger Bürgerinnen und Bürger seien von den Folgen betroffen, auch die gemeindlichen Gebäude haben Wasser im Keller. "Die resultierende angespannt Grundwasserlage sowie das extrem belastete Kanalsystem und die folgenden Aufräumarbeiten werden uns alle noch länger beschäftigen", erklärt die Gemeinde. "Da erscheint es uns nicht angebracht, ein Fest zu feiern. Wir freuen uns auf nächstes Jahr."

Bürgermeister Reinhard Gürtner weiß, dass das Brunnenfest eine emotionale Angelegenheit ist. "Aber viele Bürger, gerade in den Seitenstraßen rund ums Rathaus, haben große Schäden. Für manche kann das wirklich existenzgefährdend sein", sagt er. Wenn da nebenan der DJ auflegt und der Bär tobt: "Das können wir nicht bringen!" Außerdem sind Bauhofmitarbeiter, Verwaltung und ehrenamtliche Helfer - die auch fürs Brunnenfest wieder gebraucht würden - am Limit. "Die sind seit einer Woche im Schichtdienst im Einsatz. Und jetzt ist auch noch Europawahl. Wie sollen wir das stemmen?!", sagt der Bürgermeister. 

1997 wurde zur Einweihung des Brunnens vor dem Rathaus erstmals das Brunnenfest gefeiert. Seitdem ist es ein fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders - und ist bisher nur in den Corona-Jahren ausgesetzt worden. Bei dem Brunnenfest zeigt sich der Kissinger Gemeinschaftsgeist von seiner besten Seite. Alle helfen zusammen, so ziemlich jeder Verein Kissings ist vertreten und packt mit an. Organisiert wird die Feier immer vom zweiten Bürgermeister der Gemeinde, das ist aktuell Franz-Xaver Sedlmeyr. 

In Vorbereitung fürs Brunnenfest in Kissing wurde schon viel Arbeit gesteckt

Er hat auch heuer in die Vorbereitung viel Arbeit gesteckt. "Es war alles komplett gestanden. Wir hätten nur noch loslegen müssen", sagt er. Musik, Programm, Vereine alles war organisiert. Doch er sieht die Lage genauso wie der erste Bürgermeister. Eine Feier wäre zum jetzigen Zeitpunkt unangemessen und auch nicht zu schultern gewesen. "Und wir können ja gar nicht abschätzen, wie lange wir das Hochwasserproblem hier in Kissing noch haben", meint er. Gerade die hohen Grundwasserstände gehen noch kaum zurück und die Wetterprognosen sind auch ungünstig. "Dabei hätten wir so einen Lichtblick gut gebrauchen können, nachdem die Hagelschäden vom Unwetter 2023 gerade einigermaßen beseitigt waren", meint Sedlmeyr. "Es ist traurig, wir haben uns alle darauf gefreut."

Abgesagt ist auch die Ausstellung des Kunstkreises Lechkiesel, die immer parallel zum Brunnenfest im Rathaus stattfindet. Vernissage dafür hätte bereits eine Woche zuvor am Freitag, 14. Juni sein sollen. "Aber wir haben ja das Grundwasser im Rathaus", erklärt Sedlmeyr. 

Von Vereinsseite herrscht großes Verständnis für die Absage. Immer mit dabei ist beispielsweise die Fischergilde Kissing. Diese bietet am Brunnenfest traditionell Steckerlfisch, weitere Speisen und Getränke - im Zelt bei den Fahrradstellplätzen der Schule. Ihr Angelspiel, bei dem große Holzenten in einem Bottich schwimmen, ist bei Kindern beliebt. "Wir machen das schon ewig", sagt Vorsitzender Peter Fischer. "Hoffentlich kann es nächstes Jahr wieder stattfinden". Die Absage sehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Fest bedeute für den Verein viel Arbeit, bringe aber auch gute Einnahmen in die Vereinskasse und sei vor allem ein schönes Gemeinschaftserlebnis. "Aber die Gemeinde pumpt ja immer noch, der Bauhof ist permanent im Einsatz. Es ist klar, dass die irgendwann an ihre Grenzen kommen", sagt Fischer.