Nicky Bosch dreht sich vor dem Spiegel. Das silberne Kleid, das sie sich ausgesucht hat, ist eigentlich ganz süß. Zwar war es nicht ihre erste Wahl, sie hätte sich etwas Bauchfreies, Cooles vorgestellt. „Doch der Sender hat mir zwei Läden vorgegeben, in denen ich einkaufen durfte und die haben mich jetzt nicht vom Hocker gerissen.“ Die Kissingerin durfte bei dem TV-Format „Shopping Queen“ mitmachen. Seit acht Jahren ist die Sendung fest im Nachmittagsprogramm des Senders Vox verankert: In vier Stunden müssen fünf Kandidatinnen mit je einem Budget von 500 Euro das perfekte Outfit zum wöchentlichen Motto finden. Aber die Kandidatinnen dürfen nicht einfach in ihre Wunschläden marschieren und sich dort die passenden Outfits aussuchen.
Kissingerin Nicky Bosch kauft ein rückenfreies Kleid zum Motto „Silvesterknaller“
Stattdessen müssen sie vor den Dreharbeiten eine Liste mit zehn bis 20 Shoppingadressen abgeben, von denen sich der Sender dann zwei aussuchen darf – schließlich muss für jedes Geschäft extra eine Drehgenehmigung eingeholt werden. Und genau dies wurde der 53-Jährigen zum Verhängnis. Die beiden Läden, die der Sender für sie ausgesucht hatte, waren ihrer Meinung nach nur „solala“. Trotzdem strahlt sie und sagt: „Mensch, war das vielleicht eine intensive Zeit mit den anderen Mädels. Ich möchte sie nicht missen.“
Ihre Aufgabe war es, einen stylischen Look zum Motto „Silvesterknaller“ zu kreieren und vor einer Jury aus vier Konkurrentinnen auf dem Laufsteg zu präsentieren. Nicky kam gleich am zweiten Tag dran. Bevor sie ihre Mitstreiterinnen in ihrem weihnachtlich dekorierten Wohnzimmer mit ihrem Kleiderschrank allein ließ, machte sie ihnen bei einem Glas Sekt und einer extra in Auftrag gegebenen „Shopping Queen“-Torte mit einem Augenzwinkern eine klare Ansage. „Ihr dürft alle meine Kleidung anprobieren, aber die Dessous sind tabu.“
Die Fahrt im pinken „Shopping Queen“-Bus wird Nicky wohl nicht so schnell vergessen: „Ich fand es einfach klasse, in dem Bus zu sitzen, der so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht“, erzählt die Kissingerin mit Seitenblick auf das Outfit, das sie behalten durfte. Auch eine Perlentasche einer irischen Designerin im Wert von 585 Euro hat sie geschenkt bekommen. Im Advent nämlich darf jede Kandidatin am Morgen ihres Shopping-Tags ein Adventskalendertürchen öffnen, hinter dem eine besondere Überraschung für sie steckt: Das können 300 Euro mehr Budget, ein It-Piece, das ins Outfit integriert werden muss, oder andere tolle Sachen sein.
Schwester Yvonne begleitet Nicky auf dem Shopping-Trip
Nickys Shopping-Begleitung, ihre jüngere Schwester Yvonne, war allerdings nicht allzu begeistert von der Tour. Die Dreharbeiten seien oft sehr mühselig gewesen. Um die Qualität der Produktion zu gewährleisten, wurden viele Szenen nämlich aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt – meist aus drei verschiedenen Blickwinkeln. Noch dazu hatte die Fahrschulinhaberin die schwere Aufgabe, ihre Schwester aufzuheitern. Denn diese war ja frustriert wegen der vorgegebenen Läden.
Ihr erster Halt: der Second-Hand-Laden „Regardez Vintage“ in der Augsburger Innenstadt. „Hier hoffte ich, ein paar coole Accessoires rauszuziehen“, sagt sie. Doch da hatte sie Pech. Im zweiten Laden, A&M im Augsburger Univiertel, fand sie mithilfe von Yvonne ein rückenfreies, silbernes Pailletten-Kleid mit einer schwarzen Schleife am Rücken. Dazu kombinierte sie schwarze Strümpfe, ebenso mit Schleifchen, und silberne Cowboy-Stiefeletten. Und natürlich die Designer-Perlen-Handtasche aus ihrem Adventstürchen. Passend zu den Perlenriemen der Tasche trug sie Perlenohrringe und ein -armband.
Guido Maria Kretschmer lobt das Outfit von Kissingerin Nicky Bosch bei Shopping Queen
Zum Friseur ging die gelernte Friseurmeisterin Nicky zu ihrem ehemaligen Lehrling Markus Steber, der inzwischen einen Salon in der Augsburger Altstadt hat. Ein lustiger Zwischenfall ereignete sich auch mit Kandidatin Dani Hettler, die vor ihrem Auftritt beim Haareschneiden gewesen war. „Hilfe, die Seiten sind ungleich lang“, bekam Nicky am Abend vor Danis Auftritt einen Hilferuf. Klar, dass sie am nächsten Tag mit Schere anrückte.
Bei der finalen Entscheidung in Hamburg zeigte sich Guido Maria Kretschmer, der Designer und Moderator der Show, beeindruckt: „Du siehst aus wie ein Modell auf dem Laufsteg“, freute er sich über Nickys Wahl. Dass sie nur den dritten Platz belegte, macht der 53-Jährigen nichts aus. „Wir alle sind Shopping Queens“, sagt sie. Und deshalb hatte sie allen fünf Kandidatinnen kleine Kronen gekauft, die diese bereits während des Fluges nach Hamburg getragen hatten.
Und obwohl es nicht ihr Traum-Outfit war, will Nicky das Kleid auch nach der Sendung nicht mehr hergeben. „Ich verbinde damit eine sehr schöne Erinnerung“, resümiert sie am Ende der Sendung. Und ihr Spiegelbild gibt ihr recht.
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