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Kissing: Auen, Nebenflüsse, Kiesbänke: So wird sich der Lech bei Kissing verändern

Kissing

Auen, Nebenflüsse, Kiesbänke: So wird sich der Lech bei Kissing verändern

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    Vom Mandichossee (vorne im Bild) bis zum Hochablass Augsburg wird der Lech bei Licca Liber renaturiert.
    Vom Mandichossee (vorne im Bild) bis zum Hochablass Augsburg wird der Lech bei Licca Liber renaturiert. Foto: Anna Katharina Schmid

    Ein breiteres Flussbett, Nebengewässer, neue Auwälder, Kiesbänke und kaum noch Abstürze - so soll der renaturierte Lech zwischen der Staustufe 23 und dem Augsburger Hochablass aussehen. Nach zehn Jahren stellte das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Donauwörth beim großen Forum in Augsburg die fertige Planung vor. Dazu waren beinahe so viele Kissingerinnen und Kissinger gekommen wie Augsburger. Das zeigt, wie groß das Interesse in der dem Lech am nächsten gelegenen Gemeinde ist. 

    Gerade für Kissing galt es bei den Planungen, sich scheinbar widersprechende Anforderungen zu erfüllen. Denn

    Schlüsselrolle bei Licca Liber für Auen- und Weitmannsee

    Eine Schlüsselrolle spielen hier der Auen- und der Weitmannsee. In den Anfängen von Licca Liber hätten die Fachleute diese am liebsten dem Lech einverleibt. "Uns haben die in der Planung am Anfang gestört", gab Michael Spannring vom Büro SKI offen zu. Doch die Bürgerbefragung hatte das eindeutige Ergebnis gebracht, dass es die Seen zu erhalten gilt. "Und jetzt sind es letztendlich diese Seen, die das Projekt stützen", sagte Spannring. Denn sie erfüllen die wichtige Aufgabe, den Grundwasserstand zu stabilisieren. 

    Beide Seen erhalten einen Ablauf zum Lech, der über ein Wehr reguliert wird. Bei zu hohen Grundwasserständen wird Wasser von den Seen in den Lech abgeleitet. "Im Hochwasserfall haben wir überall am Ostufer eine Absenkung des Grundwasserstands", verspricht Florian Steffinger vom Büro KUP den Kissingern. Die Absenkung im Vergleich zu heute betrage zehn bis 50 Zentimeter. Er hat dazu ein hochkomplexes Grundwassermodell erstellt, dem umfangreiche Messdaten zugrunde liegen. 

    Stellen wie der große Absturz bei Kilometer 50,4 auf Kissinger Flur stellen heute ein großes Hindernis für Fische dar. Er soll in eine durchwanderbare Rampe umgebaut werden.
    Stellen wie der große Absturz bei Kilometer 50,4 auf Kissinger Flur stellen heute ein großes Hindernis für Fische dar. Er soll in eine durchwanderbare Rampe umgebaut werden. Foto: Gönül Frey

    Für die Kissinger Fischergilde meldete sich Joachim Renner zu Wort. Er schilderte, wie die Sorgen der Fischer im Zuge der Abstimmungen entkräftet wurden. Statt die Seen in den Lech einzubinden, werden diese nun erhalten, bekommen mehr Durchlauf und einen höheren Wasserstand bei Niedrigwasser: "Beides ist positiv", sagte Renner. Oliver Born vom Fischereiverband Schwaben betonte, dass dies gerade für den sehr flachen Weitmannsee im Hinblick auf die zunehmend warmen Sommer ein großer Vorteil sei. 

    Altbürgermeister Manfred Wolf verfolgt Licca Liber von den Anfängen an

    Einer, der Licca Liber von Anfang an begleitet hat, ist Kissings Altbürgermeister Manfred Wolf. Er erinnerte an das verheerende Pfingsthochwasser 1999 und sagte: "Ich finde es gut, dass Licca Liber so umgesetzt werden kann". Er hakte jedoch genau nach, ob auch nach dem Rückbau der Befestigungen zwischen Weitmannsee und Mandichosee der Hochwasserschutz ausreichend ist. Das sicherte ihm Michael Spannring zu. "Wir dürfen die Hochwassersituation auf keinen Fall verschlechtern", stellte er klar.

    Außerdem ging es Wolf um den Trinkwasserbrunnen. Die Modellierung hatte einen etwas veränderten Einzugsbereich des Grundwassers beim Weitmannsee gezeigt. Wolf befürchtete, dass dies die Kissinger Trinkwassergenehmigung gefährden könnte. Steffinger stellte jedoch klar, dass weder bei Menge noch bei Qualität eine Verschlechterung eintreten werde. Wolf erinnerte außerdem an sein Herzensprojekt, die Fußgängerbrücke über den Lech. Bereits zuvor hatte Nicolas Liebig vom Landschaftspflegeverband Augsburg sich vehement dagegen ausgesprochen. Wolf meinte dagegen, dass der Lechsteg wunderbar in das Projekt Licca Liber passen würde. 

    Der stark begradigte und befestigte Lech soll von der Staustufe 23 bis zum Hochablass Augsburg renaturiert werden. Für das Projekt Licca Liber sollen an vielen Stellen die Uferbefestigungen zurückgebaut werden, hier bei Kissing.
    Der stark begradigte und befestigte Lech soll von der Staustufe 23 bis zum Hochablass Augsburg renaturiert werden. Für das Projekt Licca Liber sollen an vielen Stellen die Uferbefestigungen zurückgebaut werden, hier bei Kissing. Foto: Gönül Frey

    Im Oktober will nun das WWA die Genehmigung für die Pläne beantragen. Zwei Jahre werde das Verfahren sicher in Anspruch nehmen, meinte Simone Winter vom WWA. 2025 könnte es also im besten Fall losgehen. Dann kommt auf alle Liebhaber der Lechgebiete eine harte Vertrauensprobe zu. Für die Renaturierung ist eine brachiale Abholzaktion in den Uferbereichen nötig. Hintergrund ist, dass die Reste der früheren Auwälder nicht mehr genug Wasser bekommen, weil sich der Lech zu tief eingegraben hat. "Die Aue ist eigentlich tot", sagte

    Das sind die wichtigsten Maßnahmen von Licca Liber

    Der Lech wird von heute 70 auf 130 Meter aufgeweitet.

    Es entstehen 8,5 Kilometer Nebengewässer.

    Es entstehen 90 Hektar neue Auwälder, so genannte Sekundäraue.

    Von sechs Abstürzen im Lech werden vier komplett zurückgebaut und die übrigen beiden in langgezogene, für die Fische durchlässige Rampen verwandelt.

    Die Uferbefestigungen werden entfernt.

    Um neue, überlebensfähige Auwälder zu schaffen, muss der Grund um ein bis zwei Meter abgesenkt werden. Die Umsetzung von Licca Liber wird sich über 20 Jahre hinziehen. "Wenn die letzten Bäume gefällt werden, hat sich bei den ersten Flächen schon neuer Auwald gebildet", sagte Spannring. Als erster Schritt werden die Uferbefestigungen beseitigt, sodass sich der Lech von selbst verbreitert. Dann geht es an den Rück- und Umbau der Abstürze. Für eine Überraschung hat dabei kurzfristig der Energiekonzern Uniper gesorgt. Dieser prüft, ob er für den letzten Absturz, der ohnehin erhalten bleibt, ein ökologisch verträgliches Kraftwerk beantragen will. "Wir reichen auf alle Fälle unsere Planung ein, so wie sie jetzt ist", betonte Simone Winter vom WWA. 

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