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Hörbach: Nach Wirtshaus-Schließung: Hörbacher Montagsbrettl wird zum Wanderzirkus

Hörbach

Nach Wirtshaus-Schließung: Hörbacher Montagsbrettl wird zum Wanderzirkus

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    Markus Drexler vor dem Wirtshaus Sandmeier, der Geburtsstätte des Hörbacher Montagsbrettls.
    Markus Drexler vor dem Wirtshaus Sandmeier, der Geburtsstätte des Hörbacher Montagsbrettls. Foto: Peter Stöbich

    "Wir sind momentan der reinste Wanderzirkus", sagt Markus Drexler und fühlt sich wie im Tournee-Lied von Hannes Ringlstetter: "Bau ma auf, bau ma ab, fahr'n ma wieder weida!". Denn nach der Schließung des Wirtshauses Sandmeier ist das traditionsreiche Hörbacher Montagsbrettl heimatlos und muss sich für seine Veranstaltungen geeignete Ausweichquartiere suchen. Gespielt wird zum Beispiel im Pschorrstadl in Adelshofen oder im Gasthof Eberl in Hattenhofen. Auch im Gasthof Frietinger in Luttenwang wird es am 6. Mai ein Konzert der fünfköpfigen Gruppe "Widersacher aller Liedermacher" geben.

    "Es erfordert einigen Aufwand, unser technisches Equipment ständig hin- und herzuschleppen", schildert Drexler, Vorsitzender des gemeinnützigen Brettl-Fördervereins. "Andererseits sind wir autark und von niemandem abhängig!" Der 36-jährige Journalist lebt seit zehn Monaten mit seiner Familie im alten Pfarrhof von Hörbach; von dort sind es nur wenige Gehminuten zur mittlerweile geschlossenen Dorfwirtschaft, in der die Brettl-Tradition am Kirchweih-Montag 1975 begonnen hatte.

    Hörbacher Montagsbrettl ist ein Sprungbrett für Nachwuchskünstler

    An alte Zeiten erinnern zahlreiche Relikte im "Café Wahnsinn", das nur ein paar Schritte neben dem Gasthaus liegt. "Eigentlich war das früher der Kuhstall", erzählt Drexler, "aber nach den Vorstellungen ging es früher hier ohne Publikum weiter bis spät in die Nacht." An der Wand hängt noch ein altes Festival-Plakat von 2015, als Luise Kinseher, Maxi Schafroth, Helmut Schleich und Christian Springer zum 40-jährigen Brettl-Jubiläum nach Hörbach gekommen waren. "Wir wollen nach wie vor ein Sprungbrett für Nachwuchskünstler bleiben", so der Vorsitzende des 1993 gegründeten Unterstützungsvereins, "zum Beispiel war vor Kurzem Claudia Pichler zu Gast." Um auch ein jüngeres Publikum anzusprechen, gelte es, neue Wege zu suchen.

    Die hatte das Brettl bereits während der Pandemie-Beschränkungen beschritten und verschiedene Künstler um kurze Videobeiträge gebeten, die an die Vereinsmitglieder verschickt wurden. "Jetzt versuchen wir gerade Termine nachzuholen, die wegen Corona ausfallen mussten", so Drexler. Anders als früher, sagt er, mache das Internet junge Leute heute quasi über Nacht zum Star, während ein Willy Astor jahrelang tingeln musste, um schließlich den Circus Krone zu füllen.

    Beim Montagsbrettl wird das Publikum Teil des Abends

    Das Hörbacher Brettl stehe nicht nur für Kleinkunst und Kulturförderung auf dem Land, betont er, "sondern mindestens ebenso sehr für den Austausch, für die Begegnung von Menschen und Meinungen. In einer Zeit, in der volle Wirtshaussäle leider nicht mehr selbstverständlich sind, wollen und müssen wir mit neuen Formaten und Veranstaltungsorten dafür sorgen, dass

    Wie erfolgreich der in Hörbach gepflegte Dreiklang von Musik, Kabarett und Kleinkunst ist, zeigen Jürgen Kirners "Brettl-Spitzen" im Bayerischen Fernsehen. Doch der Konsum vorm Bildschirm kann nach Drexlers Ansicht niemals das direkte Wirtshaus-Erlebnis ersetzen: "Denn das Publikum wird selbst ein Teil des Abends und nach der Aufführung gibt es einen geselligen Austausch – das ist eine nahbare Kultur und nix Gschlecktes." So seien über die Jahre viele freundschaftliche Kontakte entstanden "und wenn es eng wird, unterstützt man sich gegenseitig".

    Zum 50-Jährigen soll es wieder ein großes Brettl-Festival in Hörbach geben

    Schon Anfang der 1990er-Jahre war es für das Montagsbrettl eng geworden, wie sich dessen Gründer Toni Drexler erinnert, der heuer 75 wird. "Kleinkunst war nicht mehr in, die inzwischen herangewachsene Jugend vergnügte sich anderswo. Zudem entstanden die Bürgerhäuser und Veranstaltungsforen, getragen von den großen Kommunen, die ein Programm boten, mit dem wir nicht mehr mithalten konnten." Deshalb war Anfang 1993 ein Förderverein ins Leben gerufen worden, dessen 200 Mitgliedern jetzt Markus vorsteht, der Toni Drexlers Nichte geheiratet hat.

    Eine fixe Programmplanung für den Rest dieses Jahres gibt es bisher nicht. Das ehrenamtlich tätige Brettl-Team hofft aber, dass es zum 50-jährigen Bestehen in zwei Jahren wieder ein mehrtägiges Festival im Zirkuszelt organisieren kann. Das fand bisher in fünfjährigem Turnus statt, musste 2020 aber wegen der Pandemie ausfallen.

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