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Grundwasserproblem nach Unwetter: Welche Rolle spielt der Lech?
![Austretendes Wasser in den oberen Dammbereichen der Lechstaustufe erhöht in Kissing die Grundwasserpegel, ist die Hochwasserschutzgemeinschaft IGHS überzeugt. Austretendes Wasser in den oberen Dammbereichen der Lechstaustufe erhöht in Kissing die Grundwasserpegel, ist die Hochwasserschutzgemeinschaft IGHS überzeugt.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Erst flutete die Paar Kissing, dann drückte das Grundwasser in die Keller. Die Hochwasserschutzgemeinschaft IGHS sieht die Hauptursache des Problems beim Lech.
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Nach dem Hochwasser an der Paar sorgte der extreme Grundwasserpegel unter anderem in Kissing und Mering St. Afra für lang anhaltende Probleme. Die Interessengemeinschaft Grund- und Hochwasserschutz/Obere Paar-Lech IGHS vermisst bei der Aufarbeitung der jüngsten Katastrophe die Rolle, die der Lech und seine Staustufen bei den Grundwasserständen spielten. In einer Stellungnahme sieht IGHS-Vorsitzender Anton Staffler hier eine Hauptursache für die hohen Pegel.
Er rekapituliert: Die Paar-Rückhaltebecken waren Anfang Juni alle voll. Das zurückgehaltene Volumen reichte dennoch nicht. Am Pegel Mering-Paarbrücke wurde die Meldestufe 4 mit zwei Metern (knapp HQ100) weit überschritten. "Klar ist, dass die Paar auch viel Grundhochwasser verursacht. Dies ist aber ein Tropfen im Vergleich zum Lech, dessen Grundwasser mit dem Paar-Grundwasser südlich von Kissing zusammentrifft", so Staffler. Anfang der 2000er Jahre wurde laut IGHS die Lechstaustufe 23 aus bautechnischen Gründen um 1,8 Meter abgesenkt. Der Grundwasserspiegel sank nach Aussage des zweiten IGHS-Vorsitzenden Matthias Bentenrieder unmittelbar und überraschend schnell.
![Anton Staffler ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Grund- und Hochwasserschutz (IGHS). Anton Staffler ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Grund- und Hochwasserschutz (IGHS).](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Staustufe 23 verliere durch den vor rund zehn Jahren vom Landratsamt Landsberg genehmigten Schwellbetrieb zusätzlich zu den normalen Verlusten sehr viel Wasser, das dann im Grundwasserleiter den Wasserspiegel weiter ansteigen lasse. "Hinzu kommen die großen Verluste bei Hochwasser in den höheren Dammzonen, weil knapp 1,5 Kilometer am oberen östlichen Dammbereich nicht gespundet wurde", heißt es in der Stellungnahme. Das ganze Volumen fließe in Nordnordost-Richtung ins Lechtal, Richtung Mering und Kissing. "Als Beweis sei der lechnahe Kissinger Trinkwasserbrunnen angeführt, der vom Hochwasser 1999 nicht tangiert wurde und bis heute sauberes Trinkwasser liefert, weil das Grundwasser östlich an ihm vorbeifließt", merkt Staffler an.
IGHS kritisiert: weshalb wurde Forggensee nicht höher gestaut?
"Der Forggensee, eigentlich der große Hochwasserschutz am Lech, wurde wieder nicht bürgernah gesteuert", kritisiert der IGHS-Vorsitzende. Am 4. Juni gab es einen kurzen Peak mit knapp 782 Meter NN, was dem Vollstau entspreche. Dies sei noch weit entfernt vom Hochwasserstauziel von 783,67 M NN gewesen. Drei Tage später sei dieser Peak wieder abgelassen worden. "Weshalb wurde hier nicht höher gestaut (die sich beruhigende Wetterlage war bekannt) und warum wurde hier ohne Not so schnell wieder abgelassen?", will Staffler wissen. "Die Lech-Grundhochwasser-Geschädigten hätten es gedankt. Der extreme Grundwasseranstieg war kein unvermeidliches Naturereignis!", betont er.
![Nach dem Hochwasser räumt Aichach-Friedberg auf In Rinnenthal hat sich das Wasser in die Keller gebahnt. Am Sportplatz wurden zwei Container aufgestellt, wohin die Betroffenen Müll und Schutt bringen können.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Seiner Ansicht nach hätte selbst ein fertiges Licca-Liber-Projekt mit seinem etwas niedrigeren Grundwasserhochstand bei Hochwasser wenig geholfen, weil der Wirkbereich zu weit nördlich liege. Beim Pfingsthochwasser 1999 argumentierte die IGHS, dass der Lech für die Misere hauptverantwortlich war. Der hohe Grundwasserpegel ließ das Wasser in den Feldern aus dem Boden treten, wo es dann zum Fließwasser wurde. So weit kam es diesmal nicht.
"In einem nach unserer Ansicht sehr seltsam verlaufenen Gerichtsprozess im November 2012 wurde unsere Ansicht als nicht zutreffend erklärt. Heute sehen wir uns wieder bestätigt, da das extreme Grundwasser im Lechtal wohl kaum durch die Paar verursacht werden konnte – was bei Betrachtung der Gefällestruktur auch kaum möglich ist, es sei denn, es fließt bergauf", stellt der IGHS-Vorsitzende fest und sagt weiter: "Unsere Forderung an die Lech-Kraftwerks-Betreiber und unsere Bitte an den bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber ist, den Lech so zu steuern, dass in der Lechebene auch Raum bleibt für das Grundwasser anderer Gewässer – gegebenenfalls auch zulasten des Stromgeschäftes. Die Betreiber selbst haben wohl nicht die Interessen der Bürger im Sinn."
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Der Lech und auch der Stausee - bei jedem Wasserstand -
sind doch ein geschlossenes System . . . . .
. . . nur die umliegenden Gebiete sind wasserdurchlässig,
nicht wahr ?
Dazu "passend":
"Grundhochwasser ist schwierig zu beweisen"
- Friedberger Allgemeine - 09.11.2012 -