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Hilfe im Herbst: Wie Igel jetzt unsere Unterstützung brauchen

Aichach-Friedberg

Igelkinder unterwegs: Warum der Igel im Herbst Hilfe braucht

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    Igelkind im Garten.
    Igelkind im Garten. Foto: Martina Gehret (Symbolbild)

    Sophie Wolf staunt nicht schlecht, als sie am helllichten Tage drei junge Igel unter ihrem Apfelbaum antrifft. Kein gutes Zeichen, schätzt die 39-Jährige aus Adelzhausen die Lage richtig ein. Die Tiere sind schließlich nachtaktiv. Im Lauf des Tages findet Wolfs Familie vier weitere hilflose Jungtiere im Garten. Von der Igelmutter fehlt jede Spur. Nun päppelt die Adelzhauserin die Tiere auf, bis sie bereit für den Winterschlaf sind. In Bayern sind immer mehr Igel auf Hilfe von außen angewiesen. Ernst Haile, Vorsitzender der Kreisgruppe vom Bund Naturschutz, erklärt, gerade der Herbst ist eine kritische Jahreszeit für die Wildtiere.

    Zur Freude der Igelkinder im Garten der Wolfs hat die Familie ein Herz für Tiere und ist mit Hasen- und Hühnerställen ausgestattet. Mit Igeln kannten sie sich jedoch bisher nicht aus. Deshalb holte sich Sophie Wolf Tipps bei der Igelhilfe Schwaben. „Wir päppeln die Igelkinder jetzt so lange auf, bis sie 700 Gramm haben“, erklärt sie. Das sei von der Igelhilfe ein empfohlenes Gewicht, damit die Tiere den Winterschlaf überleben. Also müssen die Insektenfresser wohl ernährt werden und regelmäßig auf die Waage. „Wir geben ihnen Katzenfutter und Mehlwürmer, die wir für die Hühner da haben. Und einmal die Woche bekommen sie ein Ei“, erklärt Wolf. Gerade ihre vier Kinder freuen sich, die Tiere aufzupäppeln.

    Sophie Wolf päppelt bei sich in Adelzhausen sieben Igelkinder auf.
    Sophie Wolf päppelt bei sich in Adelzhausen sieben Igelkinder auf. Foto: Sophie Wolf

    Fälle wie der in Adelzhausen sind keine Seltenheit. Die Bestände der Igel gehen zurück, das sei bayernweit festzustellen, berichtet Ernst Haile, Vorsitzender der Kreisgruppe vom Bund Naturschutz. Der Braunbrustigel steht zudem auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Konkrete Zahlen für Aichach-Friedberg gebe es jedoch nicht.

    Wildtier 2024: Igel steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste

    Jetzt im Herbst sind laut Haile immer wieder in Gärten und auf Feldern hilflose Jungtiere anzutreffen. Die Igelbabys werden von August bis Mitte September zur Welt gebracht. Mit der Igelmutter bleiben die Tiere ungefähr bis November zusammen, bis sie ihr Gewicht für den Winterschlaf erreicht haben. Wenn die Igelmutter in dieser Phase stirbt oder gestört wird, können die jungen Igel noch nicht für sich selbst sorgen und würden den Winter ohne Hilfe nicht überleben.

    Haile macht allerdings auch klar: „Man muss einen Igel nicht sofort einsammeln, wenn man ihn sieht.“ Stattdessen sollten Igelfinder das Tier erst mal für eine längere Zeit beobachten. Sollten jedoch kleine oder abgemagerte Igel Ende Oktober oder Anfang November tagsüber durch den Garten laufen, sollten die Finder versuchen, sie aufzupäppeln. Hilfe bieten hier beispielsweise der Verein Pro Igel e. V. oder bei kranken Tieren die Tierarztpraxis Friedberg-Hochzoll.

    Igelsichtung melden: So können Tierfreunde die Daten zu Igeln ausbessern

    Dass die Population von Igeln drastisch weiter abnimmt, hat laut Haile viele Gründe. Ein Aspekt sei, dass das Wildtier 2024 in der Natur weniger Futter findet, da auch die Zahl der Insekten zurückgehe. Auch der Pestizideinsatz und der kleinere Lebensraum spielten eine Rolle. Zudem komme im Herbst dazu, dass die Insektenfresser mehr Nahrung zu sich nehmen müssen, um den Winter zu überstehen. Gleichzeitig nehmen die Temperaturen ab. „Manche Igel wärmen sich dann auf Straßen auf, die von der Sonne angestrahlt werden“, weiß der Naturschützer. Das Problem: Wenn Autos kommen, flüchten die Tiere nicht, sondern rollen sich ein. Dem nächsten Auto fallen sie womöglich zum Opfer.

    Igel sind Einzelgänger, die nachts munter werden und Nahrung suchen. Nur am Anfang des Herbstes tippeln sie auch tagsüber durch die Gegend.
    Igel sind Einzelgänger, die nachts munter werden und Nahrung suchen. Nur am Anfang des Herbstes tippeln sie auch tagsüber durch die Gegend. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Damit die Igel auch in besiedelten Gebieten ein Zuhause für den Winterschlaf finden, empfiehlt Haile, den Garten igelfreundlich zu gestalten. Um es den Stacheltieren leichter zu machen, könnten Naturfliebhaber festen Strauchschnitt aufhäufen, dann feineres Material und darüber Laub aufschichten. „Das könnte dann zu einem Igelüberwinterungsquartier werden“, sagt Haile. Eine Alternative sei ein Igelhäusschen aus Holz, das Tierfreunde kaufen oder selber bauen können.

    Igel in Not: So können Sie helfen

    Um die Igelpopulation besser einzuschätzen, haben Pro Igel e. V. und der Bund Natuschutz eine Initiative ins Leben gerufen, bei der jede Igelsichtung gemeldet werden kann. Naturfreunde können ab dem 1. Oktober auf der Meldeplattform observation.org eine Igelsichtung samt Foto erfassen. So sei eine umfassende Datenerhebung möglich. Bis zum 30. September läuft noch eine ähnliche Aktion vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern. Hier können die Sichtungen von Igeln unter www.igel-in-bayern.de eingetragen werden.

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