Es ist heiß. So heiß sogar, dass die Flammen über den Köpfen der vier Feuerwehrleute hinweg gehen. „Das ist die größte Gefahr für den Feuerwehrmann oder die Feuerwehrfrau im Brandeinsatz“, sagt Thorsten Kircher. Er leitet die Heißbrand-Übung der Friedberger und Meringer Feuerwehren am Samstag und Sonntag. Den sogenannten Flashover scheuen die Feuerwehrkräfte wie der Teufel das Weihwasser. Dieses Phänomen entsteht immer dann, wenn die Rauchgase über 200 Grad heiß werden und sich entzünden. Im Einsatz ist das für die Retter lebensgefährlich und deshalb müssen sie gut auf den Ernstfall vorbereitet werden. Zwei Tage lang trainierten Feuerwehrkräfte aus Friedberg und den Ortsteilen, aus Mering und Steindorf auf dem Gelände der Meringer Wehr.
Das gelernte Fachwissen wird bei der Brandübung in Mering aktiv umgesetzt
Aus dem schwarzen Überseecontainer, der auf einem großen Sattelschlepper aufliegt, qualmt es. Eine schwarze Rauchsäule ist weit über Mering hinaus zu sehen. Die Brennkammer wurde kräftig eingeheizt. Über 150 Holzpaletten hat die Feuerwehr Mering dafür organisiert. Kircher und sein Team von Delta Safety und Protection sind mit dem Lkw aus Sulingen in der Nähe von Bremen angereist. „Mit dieser Brandübungsanlage ist es möglich, dass die Feuerwehrkräfte, das gelernte Fachwissen, das sonst in Übungen ohne Feuer trainiert wird, unter realen Bedingungen anwenden“, erklärt Kircher. Bevor es in die Praxis geht, gibt es einen Theorieblock zur Auffrischung. Nach einer kurzen Pause, ist das Training im Container an der Reihe.
Jonas Celeste ist schon seit der Jugendfeuerwehr in Mering engagiert. Mittlerweile ist er Feuerwehrmann und hat die Atemschutzträgerausbildung absolviert. Er war bei einigen Brandeinsätzen mit dabei, doch richtig im Feuer war er noch nie. „Für mich ist das das erste Mal“, sagt er. Noch sind Jonas und seine Meringer Feuerwehrkameraden ganz ruhig. Thorsten Kircher ruft: „Jetzt geht's los.“ Das Adrenalin steigt, nicht nur bei den Rettungskräften, sondern auch bei den Zuschauern. Die Tür des Containers geht auf. Es herrscht Dunkelheit. Aus der Brennkammer, am Ende des Aufliegers, züngeln die Flammen. Es wird wärmer, die Hitze steigt an. „Hier üben die Teilnehmer zudem, mit der Wärmebildkamera umzugehen“, sagt Tobias Regau, Zugleiter der Meringer Feuerwehr. Denn je wärmer es wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Flashover. Und genau den gilt es, zu verhindern oder zu bekämpfen. Ausbilder Thorsten Kircher erklärt: „Mit dem Strahlrohr wird das Wasser nach oben gespritzt, es kühlt damit die Rauchgase, um so eine Entzündung zu vermeiden.“
Zwei Tage üben Feuerwehren aus Friedberg, Steindorf und Mering
Niko Steinmaier, war als Atemschutzträger schon bei einem Hausbrand im Inneren eines Gebäudes. „Damals war ich aber noch für die Unterstützung zuständig, mit dem Strahlrohr war ich nicht im Einsatz“, schildert er. Diese aktive Rolle sei noch einmal etwas ganz anderes. Damit die Feuerwehrleute auch lernen, wie sie miteinander im Ernstfall kommunizieren, wird auch das im Brandcontainer trainiert. Denn Missverständnisse können sich die Retter nicht leisten. Jeder Handgriff muss sitzen. „Deshalb üben wir das auch, damit genügend Routine vorhanden ist“, sagt Thorsten Kircher. Er selbst war 14 Jahre bei einer Werksfeuerwehr tätig und nebenberuflich Brandausbilder. Seit Juni dieses Jahres arbeitet er hauptberuflich bei dem Sulinger Brandschutzunternehmen.
Zwei Tage lang üben 48 Feuerwehrkräfte aus Mering, Steindorf, Friedberg und den Ortsteilen in Mering. Eine Gruppe aus Friedberg hat die Übung bereits hinter sich: „Wir sind sehr froh, dass wir die Möglichkeit hatten, hier zu trainieren, und zwar unter Realbedingungen“, sind sich alle einig. Mit richtigem Holzfeuer, sei das nicht so leicht möglich sonst. Die Kommunen tragen die Kosten für diese Übung, die sich auf mehrere Tausend Euro belaufen.
Der Meringer Feuerwehrkommandant Andreas Regau ist auch vor Ort. „Gerade die jüngsten Brandeinsätze zeigen, wie wichtig eine gute Fortbildung der Atemschutzträger ist.“ Zudem wird die gesamte Ausrüstung der Atemschutzträger in der Brandkammer auf Herz und Nieren getestet. Jonas Celeste erklärt: „Nach jedem Einsatz muss die Ausrüstung gründlich gereinigt werden, das übernimmt bei uns aber nicht jeder selbst, sondern der Atemschutzgerätewart.“ Helm, Handschuhe, die Atemschutzmaske, der Lungenautomat - über allem legt sich eine schwarze Rußschicht. Die Kleidung hält der enormen Hitze stand. Die Sicherheitsschuhe hinterlassen schwarze Abdrücke auf dem Teer.
Noch immer raucht es aus dem Container. Die nächsten Feuerwehrleute sind an der Reihe. Auch für sie wird die Brennkammer neu eingeheizt. Thorsten Kircher und sein Team geben wieder ihre Anweisungen. Und wenn für sie die Heißbrandübung abgeschlossen ist, setzt sich der Sattelschlepper wieder in Bewegung und macht sich auf, um bei einer anderen Feuerwehr Halt zu machen, damit dort die Retter für den Ernstfall trainieren können.
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